US-Präsidentschaftswahlen

Mehr Gegenwind für Trump: Sein ehemaliger Vize Pence erwägt eine Kandidatur

16.11.2022, 14:45 Uhr
Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence spricht bei einer Veranstaltung im National Press Club in Washington.

© Manuel Balce Ceneta, dpa Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence spricht bei einer Veranstaltung im National Press Club in Washington.

Das kommt schon etwas überraschend: Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence erwägt eine Kandidatur für den Chefsessel im Weißen Haus und zeigt sich auch bereit, gegen seinen einstigen Weggefährten Donald Trump anzutreten. Letztlich müsse das amerikanische Volk darüber entscheiden, ob Trump noch einmal Präsident sein könne, sagte Pence in einem Interview des TV-Senders "ABC". Er denke aber, dass es in der Zukunft bessere Alternativen geben werde.

Er selbst sei gemeinsam mit seiner Familie dabei, über eine Kandidatur für die Republikaner nachzudenken, sagte Pence. Und wenn das bedeuten sollte, gegen seinen einstigen Chef Trump anzutreten, sei er dazu bereit: „Dann wird es so sein.“

Pence gilt bei den Republikanern mit Blick auf die Wahl 2024 als möglicher Konkurrent Trumps, genauso wie der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Bei den Demokraten will Präsident Joe Biden Anfang kommenden Jahres entscheiden, ob er für eine zweite Amtszeit kandidieren will. Er ging aus der Parlamentswahl vergangene Woche gestärkt hervor, nachdem das in vielen Umfragen vorhergesagte Debakel für die Demokraten ausgeblieben war.

Die Menge aufgestachelt

Das "ABC"-Interview zeigte, wie Trumps Verhalten während des Angriffs seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 zum Bruch des Vize mit dem Präsidenten führte. Trumps Anhänger hatten das Parlamentsgebäude erstürmt, während dort unter Vorsitz von Pence der Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl im November 2020 offiziell besiegelt werden sollte.

Trump hatte die Menschenmenge zuvor bei einer Kundgebung in der Nähe des Weißen Hauses mit einer Wiederholung seiner falschen Vorwürfe zu angeblichem Wahlbetrug aufgeheizt und in den Tagen davor auch behauptet, dass Pence Wahlergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten einfach ablehnen könne - was Rechtsexperten und auch der Vizepräsident für unrechtmäßig hielten.

Das Kapitol trotz Gewaltexzess nicht verlassen

Während des Angriffs twitterte Trump dann, Pence habe „nicht den Mut gehabt, das zu tun, was getan werden sollte“. In der Menge waren Aufrufe zu hören, Pence zu hängen. Er wurde schließlich von Leibwächtern zu seiner Fahrzeugkolonne gebracht, weigerte sich aber, die Laderampe des Kapitols zu verlassen, wie er betonte. Er habe den Angreifern nicht die Genugtuung geben wollen, seine Fahrzeugkolonne wegdüsen zu sehen. Nach dem Ende der Attacke schloss der Kongress unter seinem Vorsitz die Bestätigung von Bidens Siegs ab.

Trumps damalige Äußerungen und Verhalten seien gefährlich gewesen, sagte Pence im "ABC"-Interview: „Es war klar, dass er beschlossen hat, Teil des Problems zu sein.“ Zu sehen, wie die Randalierer das Kapitol erstürmten, habe ihn wütend gemacht, sagte Pence. Er habe von der Laderampe aus mit der demokratischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, zusammengearbeitet, um bewaffnete Einheiten zum Schutz des Kapitols zu organisieren.

Pence verglich die Situation mit der Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001: „In diesem Moment gab es keine Republikaner oder Demokraten, sondern nur Amerikaner.“ Von Trump habe er an dem Tag nichts gehört. Die beiden hätten erst fünf Tage später wieder miteinander gesprochen, erinnerte sich der ehemalige US-Vizepräsident.

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