Neues ICE-Werk in Nürnberg: SPD will Informationen von der Bahn

7.11.2020, 06:00 Uhr
Das ICE-Instandhaltungswerk in Köln-Nippes bringt seit 2018 die Anwohner um den Schlaf. Jetzt rücken Bürger der Bahn mit Klagen zu Leibe.

© Daniel Saarbourg/Deutsche Bahn AG Das ICE-Instandhaltungswerk in Köln-Nippes bringt seit 2018 die Anwohner um den Schlaf. Jetzt rücken Bürger der Bahn mit Klagen zu Leibe.

Fraktionschef Thorsten Brehm hat bei einem Gespräch mit den Genossen am Rhein erfahren, dass das im Jahr 2018 eröffnete Werk in Köln nicht nur schöne Züge hat. Zwar habe es keine Diskussionen um den Standort des Fernverkehrswerkes gegeben, dessen Zwilling nun in Nürnberg entstehen soll, berichtet Brehm unserer Redaktion.

Jedoch quälten Anwohner Licht und Lärm. Die langgezogenen Gebäude im Stadtteil Köln-Nippes, in dem Schnellzüge der neuesten Generation gewartet werden, sind vor allem nachts hell angestrahlt, die Beleuchtung stört die Nachbarschaft. Vor allem aber kämpfen die Bürger dort gegen laut hupende Loks mitten in der Nacht.

Hupen tröten nachts

Markerschütternde Töne lässt die Bevölkerung aus dem Schlaf schrecken, die Angelegenheit hat bereits den Landtag von Nordrhein-Westfalen beschäftigt, doch beim Streit um Dezibel und Imissionsmessung ist man noch nicht viel weiter gekommen.


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Denn wenn ein Zug, der für den Einsatz am anderen Tag fit gemacht wurde, die Hallen wieder verlässt, muss der Lokführer zwingend das Makrofon testen, die Hup-Anlage des ICE. Aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen ist der Makrofon-Test in der Halle verboten: Für die Beschäftigten ist das Geräusch zu laut.

Viel Wald müsste gerodet werden

Weil das Weisungsrecht ausschließlich beim Eisenbahn-Bundesamt liegt, sind sowohl Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker als auch das Land machtlos. Und das Bundesamt hält an der nächtlichen Huperei fest. Jetzt wollen Bürger mit Unterstützung der SPD die Gerichte anrufen.

Das geplante neue Werk - es wäre das zweite neben dem bestehenden Ausbesserungswerk für Fernzüge älterer Bauart an der Ingolstädter Straße - sei eine "Riesenchance für Nürnberg und die Region", sagt Thorsten Brehm. Doch die Bahn dürfe sich nicht auf den umstrittenen Standort entlang der Regensburger Straße bis nach Altenfurt festlegen. Er sei heikel, weil dort viele Hektar (Bann-)Wald gerodet werden müssten. Geprüft werden müsse etwa auch das Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt (Muna) bei Feucht, das über einen Bahnanschluss verfüge.

450 Arbeitsplätze haben Sogwirkung

Die Bahn solle endlich offenlegen, welche Flächen sie noch in Betracht ziehe, fordert Brehm. Es müsse zudem ein Kriterienkatalog auf den Tisch, um die Areale vergleichbar zu machen. Dabei sei es nicht entscheidend, dass das Werk auf Nürnberger Grund angesiedelt werde. Die 450 Arbeitsplätze, die ab 2028 im neuen Werk entstehen sollen, im dem ICE der neuesten strahlten schließlich auf die gesamte Region aus.

Der Fraktionsvorsitzende hat die Bahn noch aus einem anderen Grund im Auge: Sie verfügt in Nürnberg über Immobilien und Grundstücke, die zum Teil nicht genutzt werden. Dürfte die Stadt sie erwerben, könnten Quartiere aufgewertet werden, etwa durch die Einrichtung von Parks und Kreativzentren. Die Verwaltung müsse mit dem Verkehrsunternehmen deswegen ins Gespräch kommen, hat Brehm nun Oberbürgermeister Marcus König ans Herz gelegt.

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