Infektionsschutz

Nürnberger Studie gibt Aufschluss: Deshalb hatten Menschen mit Migrationshintergrund öfter Corona

22.8.2023, 12:01 Uhr
Atemschutzmasken hängen an einer Türklinke: Gemäß einer Studie haben sich Menschen mit Migrationshintergrund häufiger mit Corona infiziert als solche ohne Migrationshintergrund - aus naheliegenden Gründen.

© Daniel Karmann/dpa Atemschutzmasken hängen an einer Türklinke: Gemäß einer Studie haben sich Menschen mit Migrationshintergrund häufiger mit Corona infiziert als solche ohne Migrationshintergrund - aus naheliegenden Gründen.

Erwerbstätige mit Migrationserfahrung haben mit 14,6 Prozent häufiger eine Infektion durchgestanden als jene ohne Migrationserfahrung (9,7 Prozent). Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor (IAB). Dabei spielen nach Ansicht der Verfasser mitunter deutsche Sprachkompetenzen eine Rolle, was mit der Vermittlung von Informationen zum Infektionsschutz zusammenhängen könnte.

Auch die Arbeitsbedingungen haben dazu beigetragen, führt das IAB an. So arbeiteten Personen mit Migrationserfahrung häufiger in Berufen mit geringerer Möglichkeit zum Homeoffice. Im Bereich Reinigung beispielsweise sei der Anteil an Erwerbstätigen mit Migrationserfahrung überdurchschnittlich hoch; gleichzeitig gibt es in diesem Beruf keine Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten - aus naheliegenden Gründen.

Die Arztpraxis als "Risikogebiet"

Es gab jedoch eine Gruppe unter Erwerbstätigen, die sich noch häufiger mit dem Coronavirus infizierten. Die meisten Infektionen gab es laut der Studie mit 21 Prozent unter den Erwerbstätigen in der Arzt- und Praxishilfe. Insgesamt war das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus im Gesundheitswesen 1,68-mal so hoch wie für Erwerbstätige in anderen Berufen, halten die Autoren fest. Das ergibt sich daraus, dass sie berufsbedingt überdurchschnittlich häufig mit Infizierten in Kontakt kamen und somit das Risiko einer Ansteckung trotz ergriffener Schutzmaßnahmen höher war als bei der "Durchschnittsbevölkerung.".

Im Zuge der Studie berichtet außerdem ein nennenswerter Anteil der Erwerbstätigen von wiederkehrenden oder dauerhaften gesundheitlichen Beschwerden, die sich auf die Erwerbstätigkeit auswirken. Dieser Anteil ist unter Personen, die eine SARS-CoV-2 Infektion durchgestanden haben mit 15 Prozent höher als unter denjenigen, die nicht mit dem Virus infiziert waren (12 Prozent).

Die Studienautoren betonen, dass im Hinblick auf künftige Infektionskrankheiten die schnelle Verfügbarkeit effektiver Schutzausrüstung und strukturelle Infektionsschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz weiterhin wichtig seien, um Ansteckungsrisiken im Beruf zu minimieren. „Das gilt insbesondere in Berufen, in denen die Erwerbstätigen keine Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice haben“, erklärt die IAB-Forscherin Laura Goßner.

Die Studie beruht auf Daten der RKI-SOEP-2 Studie, die das IAB in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch Institut (RKI), dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sowie dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) durchgeführt hat. Insgesamt wurden für die Studie zwischen November 2021 und Februar 2022 rund 11.000 Personen befragt, sowie deren Blut auf Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus untersucht.

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