Ostermarsch in Nürnberg: Teilnehmer fordern "Lockdown für Rüstung"

5.4.2021, 19:39 Uhr
„Frieden jetzt erst recht!“: Rund 600 Menschen folgten dem Aufruf des Nürnberger Friedensforums, sich am traditionellen Ostermarsch zu beteiligen. 

© Michael Matejka, NNZ „Frieden jetzt erst recht!“: Rund 600 Menschen folgten dem Aufruf des Nürnberger Friedensforums, sich am traditionellen Ostermarsch zu beteiligen. 

Im Vorjahr wurde Corona-bedingt alles abgesagt, jetzt gehen sie wieder für ihre Vision einer friedlichen Zukunft auf die Straße: Unter dem Motto „Lockdown für die Rüstung“ sind nach Angaben der Veranstalter rund 600 Menschen bei Sturm und Regen dem Aufruf zum Ostermarsch gefolgt. Viel mehr als gedacht.

Mit dem Rad und zu Fuß

Vier Demogruppen: Sie kommen fahrradklingelnd aus Fürth und dem Nord-Osten Nürnbergs angeradelt, strömen zu Fuß aus der Süd- und Altstadt hierher. Mit Schutzmasken und gebührendem Abstand versammeln sich die Menschen zur Abschlusskundgebung am Nürnberger Kornmarkt.

Eine Premiere und Ausnahme zugleich. Denn traditionell wehen die Regenbogenfahnen und Flaggen mit Friedenstauben vor der Lorenzkirche. Doch zu Coronazeiten reicht dort der Platz nicht aus, deswegen flattern sie nun hier im Wind. Auf den Bannern steht „Impfstofffabriken statt Waffenfabriken“. Oder: „Frieden mit China und Russland! Nein zu Nato & Aufrüstung!“

Unter den Teilnehmern ist Horst Klaus. Er kommt mit Maske und Rollator zum Kornmarkt, mit seinen 90 Jahren ist er wohl der Älteste hier. Der IG-Metaller und Friedensaktivist, der in Nürnberg vor 60 Jahren den ersten Ostermarsch initiierte, lässt sich von Corona nicht ausbremsen. „Es geht Jahr für Jahr um die atomare Abrüstung“, sagt er. Die Friedensfrage sei noch genauso wichtig wie damals 1961. Klaus ergänzt auf Nachfrage kopfschüttelnd: „Mit der aktuellen Politik kann man nicht zufrieden sein.“

Livemusik verbreitet gute Laune. Maleen Schulz-Kallenbach tanzt mit ihrem siebenjährigen Bruder, dem vermutlich jüngsten Teilnehmer, im Regen vor der Bühne. „Es kann wohl niemand leugnen, dass es wichtig ist, für den Frieden zu demonstrieren“, so die 27-Jährige aus Fürth.

Beifall für 18-Jährige

Die Musik verstummt. Deutschland ist der viertgrößte Rüstungsexporteur der Welt, darauf weist Sophie Kipfmüller von der Evangelischen Jugend in ihrer Rede hin. Unter Beifall fordert die 18-Jährige: „Jeder Euro, der in das Militär fließt, sollte eigentlich dazu genutzt werden, die Lebensqualität der zivilen Bevölkerung zu verbessern.“

Auch kritisiert sie, dass „die Bundeswehr Werbung für sich macht, als wäre sie ein Friedensbringer“. Die Rekrutierung in Schulen müsse endlich unterbunden werden.

„Die Welt ist zu klein für Kriege“

Hauptredner Reiner Braun vom Internationalen Friedensbüro (IPB) betont: „Abrüstung lautet das Gebot der Stunde.“ Denn die Welt sei zu klein, zu verletzlich, die Natur zu gefährdet für Kriege und Militär. Klimagerechtigkeit erfordere ein Nein zum Krieg.

Zu einer aktiven Friedenspolitik gehöre auch die Freundschaft zu Russland. „Man muss Putin nicht lieben, aber ohne Frieden mit Russland gibt es keinen Frieden in Europa.“

Politisches Zeichen

Wenngleich es wegen Corona viel weniger Leute als sonst waren, ist Ewald Ziegler vom Nürnberger Friedensforum mehr als zufrieden: „Wir wollen ein politisches Zeichen setzen.“ Corona habe gezeigt, dass man wirkliche Probleme auf der Welt nur gemeinsam lösen könne. „Sanktionen, Rüstung, Säbelrasseln ist immer gegeneinander, gemeinsam heißt Frieden.“

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