Regionalkonferenz in Nürnberg: Die SPD zeigt, wie's geht

13.9.2019, 10:54 Uhr
Die Regionalkonferenz in Nürnberg diente nicht nur dem Zweck, eine neue Parteiführung zu finden. Sie diente auch der Selbstvergewisserung einer gebeutelten Partei.

© Michael Matejka Die Regionalkonferenz in Nürnberg diente nicht nur dem Zweck, eine neue Parteiführung zu finden. Sie diente auch der Selbstvergewisserung einer gebeutelten Partei.

Es ist noch nicht einmal 18 Uhr am Donnerstagabend, der Beginn der SPD-Regionalkonferenz noch über eine halbe Stunde entfernt. Doch schon ist der letzte der 450 Plätze im kleinen Saal der Meistersingerhalle besetzt. Dutzende Parteimitglieder müssen stehen oder sich mit der Live-Übertragung begnügen, die ins Foyer gesendet wird.

Die SPD kommt - und der Andrang ist groß: Was mancher, der die Sozialdemokratie schon totsagte, kaum für möglich hielt, ist plötzlich Realität. Nicht nur in Nürnberg, sondern auch an den anderen Orten, an denen die SPD-Kandidaten bereits auf ihrer Tour Halt gemacht hatten.

Die internen Streitigkeiten satt

Die Regionalkonferenz, das wird auch in Franken schnell klar, dient nicht nur dem Zweck, eine neue Parteiführung zu finden. Sie dient auch der Selbstvergewisserung einer gebeutelten Partei; einer Partei, deren Basis die ewigen internen Streitereien satt hat.

Nur so lässt sich erklären, dass ausgerechnet Ralf Stegner, der nicht gerade als Sympathieträger gilt, einen Beifallssturm erntet: weil er sagt, dass der politische Gegner nie in der eigenen Partei, sondern stets in den anderen Parteien sitze. Zuvor hat es bereits das Kandidatenduo Christina Kampmann und Michael Roth auf den Punkt gebracht: "Unser Problem ist, dass Menschen uns Solidarität nicht abnehmen, weil wir selbst nicht solidarisch miteinander umgehen." Sie ernten den größten Applaus des Abends.

Ein überraschendes Erfolgsrezept

Dass das Konzept Regionalkonferenzen funktioniert, hat auch mit ihrem Ablauf zu tun. Der ist - das mag für deutsche Verhältnisse erstmal befremdlich wirken - bis auf die Minute durchgetaktet. Doch genau das erweist sich als Erfolgsrezept: weil es sicherstellt, dass alle Kandidaten zu Wort kommen, dass möglichst viele Mitglieder ihre Fragen stellen können. Langwierige Debatten über Einzelfragen, in die sich die Diskutanten verbeissen, wie man es von anderen politischen Veranstaltungen kennt - sie sind an diesem Abend nicht zu beobachten. Kein Wunder, dass selbst die Mitglieder, die stehen müssen, bis zum Ende bleiben.

Sie tun dies aber sicher auch im Wissen, dass sie selbst die Entscheidung in der Hand halten, wer die neuen Parteichefs werden. Eine Entscheidung, die in den anderen Parteien an anderer Stelle getroffen wird: im Hinterzimmer. Man hat den folgenden Satz in den vergangenen Jahren zwar nicht oft über die SPD schreiben können, doch diesmal stimmt er: Die anderen Parteien können von den Sozialdemokraten durchaus etwas lernen.

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