Vorfall mit Fallschirm

"Scharfschützen hatten ihn im Visier": Ärger nach Greenpeace-Aktion - Minister will Konsequenzen

16.6.2021, 15:31 Uhr
Am Dienstagabend schwebte ein Mann über der Allianz Arena und versuchte, einen großen gelben Ball ins Stadion zu werfen.

© Matthias Balk/dpa Am Dienstagabend schwebte ein Mann über der Allianz Arena und versuchte, einen großen gelben Ball ins Stadion zu werfen.

Es ist ist kurz vor Anpfiff der EM-Partie Deutschland gegen Frankreich, als der Blick der Zuschauer gen Himmel wandert: Ein Umwelt-Aktivist schwebt mit einem motorisierten Gleitschirm über der Münchner Arena, nähert sich dem Boden mit rasanter Geschwindigkeit. Nur mit Mühe kann der Pilot am Ende einen Absturz in die Zuschauerränge verhindern, landet schließlich auf dem Rasen. Zwei Männer werden dabei verletzt, müssen ins Krankenhaus gebracht werden.

Dass bei dieser gefährlichen Aktion am Dienstagabend keine Scharfschützen zum Einsatz kamen, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann einen Tag später, sei allein an der Tatsache geschuldet gewesen, dass man den Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace zugeordnet habe.

"Wenn die Polizei zur Einschätzung gelangt wäre, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, hätte er das mit dem Leben bezahlen müssen. Die eingesetzten Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier", erklärte der CSU-Politiker am Mittwoch.


Aktivist gleitet mit Fallschirm in Allianz Arena


Der Greenpeace-Aktivist wird vom Spielfeld geführt.

Der Greenpeace-Aktivist wird vom Spielfeld geführt. © Federico Gambarini, dpa

Doch wie genau treffen Sicherheitskräfte eine solche Entscheidung? Immerhin könnten Terroristen einen ähnlichen Schriftzug nutzen, um ungehindert einen Anschlag zu verüben. Zu den konkreten Kriterien, nach denen am Dienstagabend entschieden wurde, will sich die Münchner Polizei aus strategischen Gründen nicht äußern.

"Es gibt eine Luftbeschränkungszone für die Dauer der Spiele und es ist sowohl Aufgabe der Bundeswehr wie der Polizei, diesen Luftraum zu überwachen. Wir haben derartige Szenarien im Vorfeld geprobt und vorbereitet", erklärte ein Sprecher auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Natürlich haben wir abgewogen, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen und welche Risiken die Anwendung dieser Möglichkeiten mit sich bringt." Am Ende habe man keine akute Terrorgefahr gesehen und den Mann deshalb landen lassen.

Luftüberwachung soll verstärkt werden

Für das Vorgehen bei künftigen EM-Spiele in der Allianz Arena will man die Erfahrungen vom Dienstagabend nun mit einfließen lassen. Zwar sei ein Hubschrauber vor Ort gewesen. "Dass dieser aber nicht über dem Stadion stand, ist sicher etwas, was man sich unter diesem Gesichtspunkt nochmal neu anschauen kann", so der Polizeisprecher.

Innenminister Herrmann kündigte eine Aufstockung der Sicherheitskräfte an. "Die Bayerische Polizei wird bei den kommenden drei EM-Spielen die Luftüberwachung verstärken, insbesondere zusammen mit der Hubschrauberstaffel."

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