Ärger um Verpackungs-Richtlinie

"Schwarzer Tag für Verbraucher": Bundesrat stellt sich bei neuem Gesetz quer - Millionen betroffen

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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17.1.2023, 14:25 Uhr
Vor allem Tiefkühlpizza aus Pappkartons stellt eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit dar.

© Pixabay/Andreas Riedelmeier Vor allem Tiefkühlpizza aus Pappkartons stellt eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit dar.

Regelmäßig gibt es Rückrufe von Lebensmitteln wegen gesundheitsschädlicher Stoffe in Produkten. Was viele Menschen nicht wissen: Die giftigen Substanzen gelangen nicht nur bei der Produktion in die Lebensmittel, sondern ebenso über die Verpackung. Oft enthält das Altpapier, in das Pizza, Süßigkeiten, Butter oder Müsli verpackt worden sind, Spuren von Mineralöl. Dieses entsteht durch die Druckfarbe von Zeitungen und Zeitschriften und bleibt auch beim Recycling-Vorgang weiterhin bestehen. Der Stoff gilt als krebserregend und kann über die Papierverpackung auf die Lebensmittel übergehen.

Um diesen Vorgang zu verhindern, wollte Cem Özdemir (Grüne) die Regeln für Lebensmittel-Verpackungen verschärfen. Der Minister brachte ein Gesetz auf den Weg, das bei Verpackungen aus Altpapier eine Barriereschicht vorschreibt. Der Bundesrat stellte sich allerdings quer. Die Verordnung fand am Freitag in der Länderkammer keine Mehrheit, sodass das Gesetz nicht in Kraft treten kann. Die Kammer will an den bestehenden Regelungen festhalten. Das Ernährungsministerium spricht nun von einem "schwarzen Tag für Verbraucher", denn krebserregende Stoffe in Lebensmitteln sind ein ernstzunehmendes Problem.

Mineralöl in Lebensmitteln: So können Verbraucher den Gehalt überprüfen

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es schwierig, eine mögliche Mineralölbelastung in Lebensmitteln festzustellen. Einen groben Überblick über den Mineralölgehalt in Produkten geben die Bewertungen von Öko-Test. Zuletzt stellten die Testerinnen und Tester fest, dass 19 von 20 Buttersorten mit Mineralöl belastet waren, darunter auch fünf Produkte mit Bio-Siegel von namenhaften Herstellern. Im Labor wurden unter anderem gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) gefunden, deren Gehalt Öko-Test als "stark erhöht" einordnet. Der giftige Stoff kann neben der Verpackung auch aus Schmierölen von Maschinen in die Lebensmittel gelangen.

Verunreinigungen mit Mineralöl stellten die Tester auch in sechs von 20 überprüften Tiefkühl-Salamipizzen fest. Auch darin waren gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe in erhöhter Konzentration enthalten. MOSH kann sich in den Organen anreichern Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Diese sind allerdings noch nicht in vollem Umfang wissenschaftlich erforscht.

Das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft kann jetzt nur auf eine Reaktion der EU bezüglich einer neuen Richtlinie für Verpackungen warten. Doch nach Informationen der dpa hat das Europaparlament dazu noch nichts geplant. "Auf EU-Ebene wird dazu aber zeitnah nichts kommen. Daher brauchen wir eine nationale Regelung", sagte eine Sprecherin des Ministeriums.