Seehofer im Interview: "Der Kern der AfD ist rechtsradikal"
5.9.2017, 05:48 UhrEines muss man Horst Seehofer lassen: Kontaktscheu ist er nicht. Als er zum Interview in die Redaktion der Nürnberger Nachrichten kommt, sind auch fünf Leser dabei. Die dürfen, findet Seehofer, ihre Fragen an den CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten selbst stellen.
Und so entsteht ein Interview, das den Bogen von den weltpolitischen Fragen wie der Auseinandersetzung mit der Türkei bis hin zum drohenden Pflegenotstand spannt, der offensichtlich auch unsere jüngeren Leser beschäftigt. So verteidigt Seehofer im Gespräch nicht nur, dass er das Ende für die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei verlangt und den Geldhahn zudrehen will. Er erklärt zugleich, warum er den Flüchtlingspakt mit der Türkei weiter aufrecht erhalten will. Der sei nicht nur im deutschen, sondern auch im türkischen Interesse. Er könne deshalb nicht erkennen, wie die Türkei damit die Bundesrepublik erpressen könne.
Seehofer sprach sich zugleich gegen Dieselfahrverbote in deutschen Städten aus. Wer manipuliert und betrogen habe, müsse zwar für den Schaden gerade stehen und bestraft werden. Die Automobilindustrie bilde aber das Rückgrat der deutschen Industrie. Verbote lehne er generell ab. "Wir können Anreize geben. Aber verbieten sollten wir nichts. Planwirtschaft hat noch nirgendwo funktioniert."
Die Leser interessierten sich für regionale Themen. Sie wollten wissen, wie die Staatsregierung gegen die Landflucht vorgehen will (mit dem Umzug von Ministerien, der Verlagerung von Behörden, dem Bau neuer Universitäten) und wie Seehofer dem drohenden Pflegenotstand begegnen will. Er kündigte eine konzertierte Aktion an und erklärte, er wolle Pflegekräfte auch aus dem Ausland holen. Seehofer versprach zugleich, dass er gegen die so genannten prekären Arbeitsverhältnisse angehen wolle, weil es nicht sein dürfe, dass in einem reichen Land mit annähernder Vollbeschäftigung Hunderttausende Menschen nur befristete Arbeitsverträge bekommen.
Was unsere Leser auch bewegt: Wie geht die CSU mit der AfD um? Seehofer erteilte der Partei eine klare Absage. Wer sie unterstütze, der müsse wissen, dass sie im Kern rechtsradikal sei. Bayern aber fahre eine Null-Toleranz-Linie gegen Links- wie Rechtsradikale. Seine Antwort auf den Zuspruch, den die AfD erfährt sei, dass er aufgreife, was die Menschen bewegt und darauf Antworten gebe.
Aus ganz anderen Gründen ist er übrigens auch skeptisch, was eine Koalition mit den Grünen nach der Bundestagswahl angeht. Zu viele Positionen seien unversöhnlich. "Sie wollen Steuern erhöhen, wir senken. Sie wollen das Aus des Verbrennungsmotors festschreiben, wir nicht. Sie wollen Zuwanderung erleichtern, wir begrenzen."
Das Interview im Wortlaut lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Nürnberger Nachrichten.
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