So gelingt Integration: Ahmad Mansour spricht Klartext

22.8.2018, 10:51 Uhr

Der Muslim Ahmad Mansour scheut sich nicht davor, Fehlentwicklungen im Islam deutlich zu benennen - damit eckt er immer wieder an. © Stefan Hippel

"Ich wünsche dir ein richtiges misslungenes neues Jahr du Hurensohn! Du bist doch einer von den Terroristen die hier die Religion schlecht reden um andere aufeinander zu hetzen" - nur ein Beispiel für eine von vielen Hassmails, die Ahmad Mansour regelmäßig bekommt. Weil er als Muslim auch Fehlentwicklungen im Islam sehr deutlich benennt. Weil er jene Strömungen in seiner Religion anprangert, die Parallelgesellschaften in Deutschland fördern und ein echtes Zusammenleben erschweren. Glaube darf für ihn zudem niemals über der staatlichen, weltlichen Verfassung stehen - eine Position, mit der er bei vielen nicht nur in Deutschland aneckt.

Israelischer Araber

Aber Ahmad Mansour kann Themen und Probleme klarer, deutlicher und direkter ansprechen als andere. Denn er weiß, wovon er redet, wenn er sich mit Integration befasst: Der 42-Jährige kam 2004 als israelischer Araber nach Deutschland - erst fremd in der neuen Umgebung, dann aber mit einer mustergültigen "Integrations- Karriere". Seit 2017 ist er deutscher Staatsbürger - und, das macht sein neues Buch überzeugend deutlich, ein leidenschaftlicher Verfassungs- Patriot. Mansour engagiert sich auf vielen Feldern dafür, dass auch anderen Migranten die Integration in diese Republik gelingt. In Deutschland, das, so der Autor, "nun mal ein Einwanderungsland ist, in dem unzählige Kulturen zu Hause sind, die alle ihre Berechtigung haben". Er plädiert allerdings nicht für ein beliebiges Multikulti, sondern definiert im Gegenteil eine ganz klare Grenze der Freiheit: "das Grundgesetz. Daran muss sich jeder halten, der in diesem Lande lebt - ohne Wenn und Aber. Anders funktionieren Zusammenleben und Gesellschaft in einem demokratischen Staat nicht. Anders funktioniert auch Integration nicht."

Werbung
Werbung



Was das im Detail bedeutet, das führt Mansour in seinem neuen Buch aus, das eine Mischung aus biografischen Porträts über ge- oder misslingende Integration und Handreichungen für bessere Politik ist. Dass zum Beispiel die sehr konservativen bis teils tendenziell restaurativen Muslim-Verbände jene Islam-Konferenz dominieren, die vom Bundesinnenministerium ins Leben gerufen worden ist, dass aber modernere, weltlichere Stimmen dort nicht gehört werden, die einen aufgeklärten Islam vertreten: Das ärgert Mansour zu Recht. Denn so fördere Politik im schlimmsten Fall das Gegenteil von Integration im Namen einer falsch verstandenen, oft mutlosen Toleranz, beklagt er. Und fordert eine "Wir-Wende": Dazu gehöre es, den Begriff "Heimat" neu zu besetzen: als "Heimat, die Freiheit garantiert (...), fremde Menschen aufnimmt und sagt, du gehörst dazu, wenn du dich an Regeln hältst, wenn du wirklich Teil dieser Heimat werden willst".

Praxisnahe Anleitung

Am Ende seines Buches präsentiert Mansour zehn Forderungen, zehn konkrete Schritte - seine "Anleitung zur Integration". Damit diese nicht zum Schlagwort verkommt, sondern angepackt wird als "Jahrhundertaufgabe, die uns alle und die nächsten Generationen begleiten wird". Seine wichtigsten Forderungen im Überblick:

  • Integration ohne politische Ängste angehen...
  • aber mit mehr Klartext.
  • Integrationsarbeit standardisieren, evaluieren und professionalisieren: Mansour beklagt einen unübersichtlichen, ineffizienten Wildwuchs an Programmen und Kursen.
  • Einberufung eines Gipfels zur Vermittlung der Werte des Grundgesetzes, das bei Jugendlichen so "in" sein müsse wie etwa Apple-Produkte.
  •  das Belohnen gelungener Integrationsleistungen, zugleich Sanktionen bei fehlender Integration. Hier müsse der Staat entschiedener und selbstbewusster auftreten.
  • Aktive Förderung einer Kultur der Inklusion: "Ich gehöre dazu"
  • diesen Satz sollten viel mehr Migranten sagen können als bisher.
  •  Staatliche Förderung der innerislamischen Debatte.

Mansour: "Es geht darum, so schnell wie möglich in Deutschland und Europa ein Islamverständnis anzubieten, das ohne Wenn und Aber hinter Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechten steht. Das ist möglich. Viele gut integrierte Muslime beweisen es Tag für Tag. Doch es müssen mehr werden - am besten alle", schließt Mansour sein vehementes Plädoyer für eine engagiertere, leidenschaftlichere, professionellere Integrationspolitik. Die Verantwortlichen wären gut beraten, seine Vorschläge beherzt aufzugreifen - im Interesse der Republik und ihres Grundgesetzes.

Das Buch von Ahmad Mansour, Klartext zur Integration. Gegen falsche Toleranz und Panikmache, ist im S. Fischer Verlag erschienen, hat 304 Seiten und kostet 20 Euro.