Sonne macht Schule
12.8.2009, 00:00 Uhr«Das Klimaproblem können wir nur lösen, wenn sich auch die Schulen engagieren« sagt Michael Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Sein Ressort fördert das Erlanger Solar-Projekt über das bundesweite Programm «Erneuerbare Energien (EE) sichtbar machen«. Ziel ist, insgesamt 400 bereits bestehende Solaranlagen auf Schuldächern so nachzurüsten, dass sie auch pädagogisch genutzt werden können. Die Schüler sollen anhand von Schaubildern und sogenannten Datenloggern sehen können, wie ihre - ansonsten unscheinbare - Solaranlage funktioniert, wie viel Strom sie liefert und CO2 spart.
Früh ans Thema heranführen
Kinder möglichst früh an das Thema Energie heranzuführen, war auch das Anliegen des Vereins Sonnenenergie Erlangen und besonders ihres Vorsitzenden Martin Hundhausen, als sie vor fast zehn Jahren die Initiative ergriffen. Auf dem Dach der Heinrich-Kirchner-Schule, in die damals auch die Tochter des Physik-Professors Hundhausen ging, wurde die erste Ein-Kilowatt-Solaranlage nach dem Inkrafttreten des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) installiert. Damals wie heute komme es nicht so sehr auf hohe Leistung an, sagt Hundhausen, sondern darauf, anschulich zu machen, wie eine CO2-freie, klimaverträgliche Energieversorgung funktionieren kann.
Aber kleinreden sollte man die Leistung nicht. Immerhin hat die Pionieranlage im Ortsteil Büchenbach seit ihrer Inbetriebnahme rund 16600 Euro (durch Einspeisung ins Stromnetz) erwirtschaftet und der Umwelt knapp 20 Tonnen CO2 erspart.
Diese Idee hat der Sonnenenergie-Verein seit 2000 konsequent weiterverfolgt - und kann nun stolz auf die weltweite Vorreiterrolle sein. Mittlerweile ziehen auch Privatschulen mit, ausgenommen die Waldorf-Schule.
Neuer Schwung in Berlin
Die Aktivitäten haben auch im Bundesumweltministerium Eindruck gemacht, wo neben Müller mit Referatsleiter Armin Schreier ein Mann sitzt, der - wie der Staatssekretär betont - «erst richtig Schwung ins Ministerium gebracht hat«. Deswegen kam Erlangen auch mit als erste Stadt in den Genuss der Förderung durch «EE sichtbar machen«.
Aber damit gibt sich Hundhausen nicht zufrieden. Er möchte, dass nicht nur 400 Schulen gefördert werden, sondern möglichst viele der bundesweit 25 000 (von insgesamt gut 30 000) Schulen, die noch nicht einmal eine Solaranlage haben, diese sich aber auch nicht leisten können. Mit 100 Millionen Euro, meinte Hundhausen, könne schon viel bewegt werden.
Sache der Länder
Der Einspruch Müllers kam prompt. Das Umweltministerium mache ja viel für die Schulen, stelle beispielsweise Unterrichtsmaterialien und fördere das Energiesparen, auch weil Schulen 70 Prozent mehr verbrauchten als andere öffentliche Gebäude. Aber generell, so der Staatssekretär sei Bildung Sache der Länder, und die täten einfach zu wenig.
Dass Kapital der Schlüssel zu mehr Klimaschutz ist, weiß auch Michael Müller zu genau. Die Politik müsste nun die Chance ergreifen, die sich nach der Krise bietet, sagte er unserer Zeitung. Sie müsste den Finanzsektor steuern, damit in neue grüne Technologien investiert werde. Denn die seien für die zukunftsgerechte wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung so wichtig und bahnbrechend wie einst Dampfmaschinen, Elektrik, Chemie und Kommunikationstechnologien. Da müsse man die Marktführerschaft erringen. Doch für die Banken zähle schon wieder allein die Rendite - und der Mittelstand, der vom Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort profitieren könne, bekomme keine Kredite und damit große Probleme.
Müller macht noch einen anderen Schuldigen für die Versäumnisse aus: «Wir sind in der Öko-Debatte heute wieder auf dem Stand von vor 20 Jahren.« Anders ausgedrückt: 20 Jahre wurden irgendwie verschlafen.