Corona

Vierte Impfung: Stiko-Mitglied kritisiert Lauterbach - "Besser, wenn er seine Zunge im Griff hätte"

10.8.2022, 10:43 Uhr
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird von einem Stiko-Mitglied wegen seinen Äußerungen zur vierten Corona-Impfung kritisiert.

© Klaus-Dietmar Gabbert, dpa Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird von einem Stiko-Mitglied wegen seinen Äußerungen zur vierten Corona-Impfung kritisiert.

Angesichts der befürchteten Corona-Herbstwelle drängt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die zuständigen Experten, ihre Empfehlungen zur vierten Impfung anzupassen. Er fordert "klare Empfehlungen für alle Altersgruppen", ob und in welchen Fällen diese zweite Auffrischungsimpfung ratsam ist. Bisher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) sie nur Menschen über 70 sowie einigen Risikogruppen.

"Natürlich wollen auch die Jüngeren wissen, was sie denn nun machen sollen", sagte der SPD-Politiker Lauterbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir müssen auch eine Antwort für den 40-Jährigen haben. Sollte er sich auf keinen Fall impfen lassen? Oder nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei sehr vielen Kontakten am Arbeitsplatz? Oder nur, wenn der Hausarzt das empfiehlt? Man braucht für jedes Alter eine Botschaft." Spätestens, wenn die neuen, an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe da seien, "sollte es klare Ansagen auch für die unter 60-Jährigen geben". Erwartet werden vier angepasste Impfstoffe und zwar frühestens am 9. September, wie Lauterbach jüngst gesagt hatte.

Stiko-Mitglied kritisiert Lauterbach

"Es wäre besser, wenn Lauterbach seine Zunge etwas besser im Griff hätte", sagte Stiko-Mitglied Rüdiger von Kries am Dienstag bei einem Auftritt im TV-Sender Welt. Es sei "letztendlich nicht nachvollziehbar", warum Lauterbach Druck für eine breite Empfehlung zu einer vierten Impfung aufbaue, äußerte von Kries sein Unverständnis. "Es gibt zurzeit keine Notwendigkeit, blitzschnell zu handeln. Es gibt keinen Grund, warum Lauterbach sich zu impfrelevanten Fragen äußert, bevor die Stiko sich mit diesen befasst hat."

Die Unabhängigkeit der Stiko sei ein hohes Gut und dürfe nicht in Frage gestellt werden. Der Druck Seiten des Gesundheitsministers sei "unangenehm", sagte von Kries.

Führende EU-Behörden hatten eine weitergehende Empfehlung als die Stiko gegeben und sich für eine zweite Corona-Auffrischungsimpfung für alle über 60 ausgesprochen. Lauterbach wirbt dafür seit längerem sogar bei Menschen unter 60 - nach Rücksprache mit dem Arzt. Seine Forderung nach einer nach Alter gestaffelten Impfempfehlung ist offenbar eine Art Erwartung an die Stiko. Einen förmlichen Auftrag dafür gebe es nicht, erläuterte ein Ministeriumssprecher am Sonntag.

Auch Bayern wünscht sich eine solche differenzierte Empfehlung. "Ich sehe keinen Grund, warum sich die Experten der Ständigen Impfkommission nicht mit dieser Frage auseinandersetzen sollten", sagte Minister Klaus Holetschek (CSU) der Deutschen Presse-Agentur.

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