Von Armee bis Glyphosat: Die politische Laufbahn von Schmidt

29.11.2017, 18:49 Uhr
Der Franke Christian Schmidt (CSU) ist seit vielen Jahren in der Berliner Politik unterwegs. Seit 2014 ist er Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, als Nachfolger seiner Parteikollegen Hans-Peter Friedrich, Ilse Aigner und Horst Seehofer...
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Wer ist Christian Schmidt?

Der Franke Christian Schmidt (CSU) ist seit vielen Jahren in der Berliner Politik unterwegs. Seit 2014 ist er Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, als Nachfolger seiner Parteikollegen Hans-Peter Friedrich, Ilse Aigner und Horst Seehofer... © Hans-Joachim Winckler

Den meisten Bürgern blieb er lange unbekannt - bis zum November 2017, als er im Alleingang den Weg dafür frei machte, dass das Unkrautgift Glyphosat  in der EU weiter eingesetzt werden darf. Dadurch kam es zum Eklat mit dem Koalitionspartner SPD, Umweltministerin Barbara Hendricks (im Bild) war gegen die Verlängerung, weswegen Deutschland sich eigentlich hätte enthalten müssen. Auch Kanzlerin Merkel rügte Schmidt für diesen Bruch der Regierungsregeln.
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Christian Schmidt winkt Glyphosat durch

Den meisten Bürgern blieb er lange unbekannt - bis zum November 2017, als er im Alleingang den Weg dafür frei machte, dass das Unkrautgift Glyphosat in der EU weiter eingesetzt werden darf. Dadurch kam es zum Eklat mit dem Koalitionspartner SPD, Umweltministerin Barbara Hendricks (im Bild) war gegen die Verlängerung, weswegen Deutschland sich eigentlich hätte enthalten müssen. Auch Kanzlerin Merkel rügte Schmidt für diesen Bruch der Regierungsregeln. © BMUB/Adam Berry

Als Agrarminister gilt Schmidt vielen Beobachtern - mit Ausnahme seiner äußerst umstrittenen Glyphosat-Entscheidung - als eher zurückhaltend. Manchmal wurde spekuliert, der eher aus den Bereichen Außen- und Verteidigungspolitik kommende Politiker habe sich mit dem Thema nur schwer anfreunden können. Vielen Milchbauern tat Schmidt zu wenig gegen die Dauer-Billigpreis-Krise, wegen der viele Höfe aufgeben mussten. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) organisierte beispielsweise im Mai 2016 eine Protestkundgebung in der Nähe von Schmidts Wahlkreisbüro in Neustadt/Aisch (Mittelfranken).
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Christian Schmidt als Landwirtschaftsminister

Als Agrarminister gilt Schmidt vielen Beobachtern - mit Ausnahme seiner äußerst umstrittenen Glyphosat-Entscheidung - als eher zurückhaltend. Manchmal wurde spekuliert, der eher aus den Bereichen Außen- und Verteidigungspolitik kommende Politiker habe sich mit dem Thema nur schwer anfreunden können. Vielen Milchbauern tat Schmidt zu wenig gegen die Dauer-Billigpreis-Krise, wegen der viele Höfe aufgeben mussten. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) organisierte beispielsweise im Mai 2016 eine Protestkundgebung in der Nähe von Schmidts Wahlkreisbüro in Neustadt/Aisch (Mittelfranken). © Karl-Josef Hildenbrand

Ins Fettnäpfchen tappte der Minister Anfang 2015, als er für die ZDF-"Heute Show" ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Greußener Salami" in die Kamera hielt. Die Satiriker hatten Schmidt erklärt, es gehe um ein Bekenntnis zu heimischen Produkten angesichts des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA (TTIP). Schmidt war wohl in dem Moment nicht aufgefallen, dass mit dem Slogan "Je suis Charlie" zuvor in sozialen Netzwerken vielfach der Opfer des Terroranschlags gegen das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo gedacht worden war. In der Sendung sagte Schmidt weiter: "Ich habe aber dann auch noch ein paar andere Dinge, die ich gerne sagen würde. Zum Beispiel Nürnberger Lebkuchen..." Einige Zeit zuvor hatte er noch behauptet: "Wir können nicht mehr jede Wurst und jeden Käse als Spezialität schützen.“
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Schmidt tappt ins Fettnäpfchen

Ins Fettnäpfchen tappte der Minister Anfang 2015, als er für die ZDF-"Heute Show" ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Greußener Salami" in die Kamera hielt. Die Satiriker hatten Schmidt erklärt, es gehe um ein Bekenntnis zu heimischen Produkten angesichts des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA (TTIP). Schmidt war wohl in dem Moment nicht aufgefallen, dass mit dem Slogan "Je suis Charlie" zuvor in sozialen Netzwerken vielfach der Opfer des Terroranschlags gegen das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo gedacht worden war. In der Sendung sagte Schmidt weiter: "Ich habe aber dann auch noch ein paar andere Dinge, die ich gerne sagen würde. Zum Beispiel Nürnberger Lebkuchen..." Einige Zeit zuvor hatte er noch behauptet: "Wir können nicht mehr jede Wurst und jeden Käse als Spezialität schützen.“ © Screenshot ZDF-Mediathek; DL 11/2017

Eher unglücklich war auch ein anderer Auftritt des Ministers vor laufender Kamera: 2014 rief er die Deutschen auf, mehr Äpfel zu kaufen, um so Bauern zu unterstützen, die wegen des von Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt verhängten Embargos gegen EU-Obst auf ihren Erzeugnissen sitzen blieben. Schmidts Rat: "One apple a day keeps Putin away." Kam bei vielen nicht so gut an... (das Foto zeigt ihn übrigens bei einer anderen Gelegenheit mit einer Blüten- und einer Apfelkönigin im Kanzleramt.)
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Christian Schmidt und das Russland-Embargo

Eher unglücklich war auch ein anderer Auftritt des Ministers vor laufender Kamera: 2014 rief er die Deutschen auf, mehr Äpfel zu kaufen, um so Bauern zu unterstützen, die wegen des von Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt verhängten Embargos gegen EU-Obst auf ihren Erzeugnissen sitzen blieben. Schmidts Rat: "One apple a day keeps Putin away." Kam bei vielen nicht so gut an... (das Foto zeigt ihn übrigens bei einer anderen Gelegenheit mit einer Blüten- und einer Apfelkönigin im Kanzleramt.) © Michael Kappeler/dpa

Ein Schwerpunkt seiner Amtszeit als Landwirtschaftsminister war die Einführung und Bewerbung eines staatlichen Labels für "mehr Tierwohl". Auch daran gab es aber oft Kritik, Tierschützer hielten es für nicht geeignet, in den Ställen wirklich für bessere Bedingungen zu sorgen.
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Vorsichtiger Einsatz für mehr Tierwohl

Ein Schwerpunkt seiner Amtszeit als Landwirtschaftsminister war die Einführung und Bewerbung eines staatlichen Labels für "mehr Tierwohl". Auch daran gab es aber oft Kritik, Tierschützer hielten es für nicht geeignet, in den Ställen wirklich für bessere Bedingungen zu sorgen. ©  Ralf Hirschberger (dpa)

Geboren wurde Christian Schmidt am 26. August 1957 in Obernzenn, er war das jüngste von drei Kindern einer Bäckerfamilie. 1974 trat er in die Junge Union ein, 1976 in die CSU (das Bild zeigt ihn 1998 in Zirndorf mit Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel). In Erlangen studierte er Jura und legte das 2. Staatsexamen ab. Er war je sechs Jahre Gemeinderat in Obernzenn und Kreisrat im Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim. 1990 wurde er für den Wahlkreis Fürth direkt in den Bundestag gewählt.
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Bäckersohn aus Obernzenn

Geboren wurde Christian Schmidt am 26. August 1957 in Obernzenn, er war das jüngste von drei Kindern einer Bäckerfamilie. 1974 trat er in die Junge Union ein, 1976 in die CSU (das Bild zeigt ihn 1998 in Zirndorf mit Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel). In Erlangen studierte er Jura und legte das 2. Staatsexamen ab. Er war je sechs Jahre Gemeinderat in Obernzenn und Kreisrat im Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim. 1990 wurde er für den Wahlkreis Fürth direkt in den Bundestag gewählt. © Koegler

Im Bundestag konzentrierte sich Christian Schmidt jahrelang auf die Felder Außen- und Verteidigungspolitik. So war er unter anderem Vorsitzender der Deutsch-Israelischen und später der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe. 2002 bis 2005 war er Verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, 2005 bis 2013 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung.
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Christian Schmidt als Experte für Außen- und Verteidigungspolitik

Im Bundestag konzentrierte sich Christian Schmidt jahrelang auf die Felder Außen- und Verteidigungspolitik. So war er unter anderem Vorsitzender der Deutsch-Israelischen und später der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe. 2002 bis 2005 war er Verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, 2005 bis 2013 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung. © Marc Tirl/dpa

Nur kurz, drei Monate lang, war Christian Schmidt Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im Februar 2014 wurde er dann zum Landwirtschaftsminister ernannt - ein völlig neuer Aufgabenbereich für den bisherigen Außen- und Verteidigungspolitiker
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Christian Schmidt als Entwicklungshelfer

Nur kurz, drei Monate lang, war Christian Schmidt Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Im Februar 2014 wurde er dann zum Landwirtschaftsminister ernannt - ein völlig neuer Aufgabenbereich für den bisherigen Außen- und Verteidigungspolitiker

Plötzlich war Christian Schmidt ab Februar 2014 also Minister - und dann auch noch für den ihm bis dato eher unbekannten Bereich Landwirtschaft. Beobachter äußerten immer wieder Zweifel, ob der Mittelfranke für einen Job in der allervordersten Reihe taugt, oder ob er sich nicht als fleißiger Staatssekretär im Hintergrund wohler gefühlt habe.
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Taugt Christian Schmidt zum Minister?

Plötzlich war Christian Schmidt ab Februar 2014 also Minister - und dann auch noch für den ihm bis dato eher unbekannten Bereich Landwirtschaft. Beobachter äußerten immer wieder Zweifel, ob der Mittelfranke für einen Job in der allervordersten Reihe taugt, oder ob er sich nicht als fleißiger Staatssekretär im Hintergrund wohler gefühlt habe. © Rainer Jensen

Immerhin: Auch vor seiner Ministerzeit kam Schmidt ab und zu mit der Lebensmittelproduktion in Berührung, wie hier 2007 bei einem Besuch in der Fürther Käserei Bayernland. Als er 2014 dann Minister wurde, beteuerte er: "Die Landwirte wollen natürlich wissen, ob der 'Neue' auch was von Landwirtschaft gehört [hat], eine Kuh hat kalben sehen oder auch die Vielfalt und den Ideenreichtum ihres unternehmerischen Selbstverständnisses einigermaßen kennt." Da könne er beruhigen. "Aufgewachsen auf dem Lande, familiär auch mit Landwirtschaft und Landhandel verbunden, als Wahlkreisabgeordneter immer die bäuerliche Landwirtschaft im Blick und im Verantwortungsbewusstsein habend, sind mir viele Themen nicht fremd."
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Christian Schmidt in der Käserei

Immerhin: Auch vor seiner Ministerzeit kam Schmidt ab und zu mit der Lebensmittelproduktion in Berührung, wie hier 2007 bei einem Besuch in der Fürther Käserei Bayernland. Als er 2014 dann Minister wurde, beteuerte er: "Die Landwirte wollen natürlich wissen, ob der 'Neue' auch was von Landwirtschaft gehört [hat], eine Kuh hat kalben sehen oder auch die Vielfalt und den Ideenreichtum ihres unternehmerischen Selbstverständnisses einigermaßen kennt." Da könne er beruhigen. "Aufgewachsen auf dem Lande, familiär auch mit Landwirtschaft und Landhandel verbunden, als Wahlkreisabgeordneter immer die bäuerliche Landwirtschaft im Blick und im Verantwortungsbewusstsein habend, sind mir viele Themen nicht fremd." © Roland Fengler

Auch beim Spargelstechen war Christian Schmidt schon als Staatssekretär dabei gewesen, zumindest für die Kamera. Hier mit Spargelprinzessin Eva Boss 2007 im Knoblauchsland.
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Christian Schmidt beim Spargelstechen

Auch beim Spargelstechen war Christian Schmidt schon als Staatssekretär dabei gewesen, zumindest für die Kamera. Hier mit Spargelprinzessin Eva Boss 2007 im Knoblauchsland. © Harald Sippel

Wie es mit Christian Schmidts Karriere nun, nach der einseitigen Entscheidung für Glyphosat, weitergeht, ist offen. Derzeit ist er jedenfalls noch Landwirtschaftsminister und übergangsweise auch Verkehrsminister. Das Bild zeigt ihn auf der Consumenta 2016 am Stand der Nürnberger Nachrichten.
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Politische Zukunft von Christian Schmidt

Wie es mit Christian Schmidts Karriere nun, nach der einseitigen Entscheidung für Glyphosat, weitergeht, ist offen. Derzeit ist er jedenfalls noch Landwirtschaftsminister und übergangsweise auch Verkehrsminister. Das Bild zeigt ihn auf der Consumenta 2016 am Stand der Nürnberger Nachrichten. © Günter Distler

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