Wahlergebnis in Hannover lässt Deutschtürken in Nürnberg jubeln

10.11.2019, 20:29 Uhr
Strahlender Wahlsieger: Belit Onay, hier mit seiner Frau Derya.

© Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa Strahlender Wahlsieger: Belit Onay, hier mit seiner Frau Derya.

Belit Onay ist der neue Oberbürgermeister von Hannover. Der Grünen-Politiker setzte sich in der Stichwahl knapp gegen den parteilosen Eckhard Scholz durch, der für die CDU antrat. Die niedersächsische Landeshauptstadt wird somit künftig erstmals seit 1946 nicht mehr von einem Sozialdemokraten geführt.

Nach Angaben der Stadt Hannover kam Onay nach Auszählung fast aller Stimmen auf 52,7 Prozent, Scholz auf 47,3 Prozent. "Wow!!! Danke!!" schrieb der Wahlsieger nach Bekanntgabe der Ergebnisse auf Twitter und postete dazu ein grünes Herz und eine Sonnenblume.

Der 38-jährige Belit Onay ist der erste türkischstämmige Bürgermeister einer deutschen Großstadt, entsprechend aufmerksam war die Stichwahl im ganzen Bundesgebiet verfolgt worden. Auch in der Region blickten viele Deutschtürken nach Norddeutschland.

"Wir sind angekommen"

"Wahnsinn" jubelt der Nürnberger FDP-Politiker Ümit Sormaz über das Wahlergebnis von Hannover. Mit Blick auf seine eigenen türkischen Wurzeln sagt er: "Das heißt im Endeffekt: Wir sind angekommen." Für Sormaz bedeutet Hannover aber noch etwas anderes, nämlich Rückenwind für seine eigenen Ambitionen: Er will kommendes Jahr Oberbürgermeister in Nürnberg werden.

Lese er sich die Kommentare auf seiner Facebook-Seite durch, habe er manches Mal den Eindruck gewonnen, "dass die Tatsache, dass man einen Migrationshintergrund hat, eher nachteilig ist" – selbst in einer Stadt wie Nürnberg, in der fast jeder Zweite seine Wurzeln in anderen Ländern hat. "Die Wahl in Hannover zeigt nun, dass die Bereitschaft da ist, auch Menschen mit Migrationshintergrund zum Oberbürgermeister zu wählen und etwas Neues zu wagen", sagt FDP-Politiker Sormaz. Auch der Nürnberger Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen sieht in der Wahl ein Signal. "Gerade in einer Zeit, in der in fast allen Parlamenten Rechtsextremisten sitzen und der Alltagsrassismus merklich zugenommen hat, haben die Hannoveraner ein starkes Zeichen gesetzt."

Umdenken bei den Parteien?

SPD-Politiker Tasdelen kennt den neuen OB von Tagungen, beschreibt ihn als "sehr intelligent und bedacht". Sein Wahlerfolg könne dazu führen, dass Parteien, die womöglich noch zurückhaltend seien, einen Migranten als Kandidat aufzustellen, künftig umdenken. "Denn noch haben wir keine Normalität."

5 Kommentare