Weihnachten ohne Messe: Sagt die Gottesdienste ab!

16.12.2020, 19:48 Uhr
Am besten bleiben die Kirchen diesmal an Weihnachten leer, findet NN-Chefredakteur Alexander Jungkunz.

© Jürgen Biewer/stock.adobe.com Am besten bleiben die Kirchen diesmal an Weihnachten leer, findet NN-Chefredakteur Alexander Jungkunz.

Ich mag Gottesdienste. "Seit Corona" war ich aber nur in einem einzigen. Es fehlt pandemie-bedingt so vieles, was eigentlich dazugehört: das Singen vor allem, das Händehalten und -drücken beim Abendmahl, Begegnungen und Begrüßungen... Mir fiel der Verzicht daher nicht schwer.


Kommentar: Gottesdienste machen den Kern von Weihnachten aus


Aktuell finde ich es buchstäblich notwendig, auf den Kirchgang zu verzichten. Auch und gerade an Weihnachten. Und ich hätte es begrüßt, wenn sich die beiden großen Kirchen da zu einer einheitlichen Haltung durchgerungen hätten: zur Absage aller Präsenz-Gottesdienste.

Manche werden trotz flauer Gefühle hingehen

So dürften sich manche, vor allem Ältere, doch aufgerufen fühlen, in ihre Kirche zu gehen – gerade an Weihnachten, weil es da doch einfach dazugehört. Vielleicht gehen sie nun hin, trotz eines flauen Gefühls – eben weil der Gottesdienst stattfindet. Und trotz aller Sicherheitskonzepte bleiben und entstehen so Risiken. Vermeidbare Risiken.

Wer Präsenzgottesdienste dennoch stattfinden lässt, sorgt dafür, dass Risiken steigen. Es werden an Heiligabend sicher nicht jene über 20 Millionen Menschen in die Kirche gehen, die dies normalerweise (und teils nur an diesem einen Abend) tun. Dennoch wird es nun an vielen Orten Treffen von vielen Menschen geben – exakt jene Begegnungen, deren möglichst weitreichende Minimierung doch das Hauptziel des Lockdowns ist.

Verbunden sein geht auch ohne körperliche Nähe

Nächstenliebe, diese nicht nur christliche Tugend, kann sich unter den aktuellen Umständen daher durchaus darin zeigen, dem oder den Nächsten diesmal, hoffentlich ein einziges Mal, eben fern zu bleiben. Körperlich zumindest. Geistig kann man sich ja treffen, verbunden sein, beten, singen – in den längst erprobten digitalen Formaten wie Zoom.

An Ostern waren Gottesdienste untersagt. Da zeigte sich, dass ein (noch höheres) christliches Fest auch ohne Präsenzgottesdienste möglich ist: Viele Gemeinden entwickelten mit Fantasie Video-Formate, die ansteckend wirkten – für die Botschaft der Kirche, nicht für das Virus. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", verkündete Jesus. Dass dies in einer Kirche geschehen muss, hat er nicht gesagt.

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