Kritik am Tweet des Politikers
Weil dort keine Geschenke zum Muttertag gebastelt werden: CDU-Politiker wettert gegen Kita
10.05.2023, 16:16 Uhr
Der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, sorgt derzeit für Diskussionen in den sozialen Medien. Auf Twitter teilte er einen Brief einer katholischen Kita aus dem Raum Fulda, die darin mitteilte, dass mit den Kindern dort zukünftig keine Geschenke für Mutter- oder Vatertage gebastelt werden sollen. Grund hierfür sei laut dem Brief, dass diese Geschenke einen Teil der Gesellschaft ausschließen.
"In einer Zeit, in der Diversität einen immer höheren Stellenwert erhält, möchten wir diese vorleben und keinen Menschen ausschließen", heißt es in dem Schreiben der katholischen Einrichtung weiter. "Mit dieser Entscheidung möchten wir keinesfalls die Bedeutung eines Mutter- oder Vatertags absprechen, sie leisten etwas Großes!", wird weiter klargestellt.
Als "Wahnsinn" betitelt
Kuban wetterte gegen diese Entscheidung und schrieb dazu: "Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt…Irgendwie find ich es ziemlich cool, wenn man Kindern beibringt, seiner Mutter einfach mal Danke zu sagen für ihren Megaeinsatz Tag für Tag!" Nachdem Kuban den Brief zuerst mit Adresse, E-Mail und Telefonnummer der entsprechenden Kita gepostet hatte, löschte er den Eintrag vorerst, legte aber mit einem Foto des Briefs, auf dem die Daten geschwärzt waren nach. Die Kontaktdaten hatte er lediglich "zum Schutz der Kinder und der Einrichtung" geschwärzt.
Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt…Irgendwie find ich es ziemlich cool, wenn man Kindern beibringt seiner Mutter einfach mal Danke zu sagen für ihren Megaeinsatz Tag für Tag! #muttertag pic.twitter.com/YT6oLX7psy
— Tilman Kuban (@TKuban96) May 8, 2023
Zu diesem Zeitpunkt war das Schreiben aber bereits in "rechtskonservativen und rechtsextremen Kreisen geteilt worden", berichtet "t-online". Der Brief sei also weiterhin auffindbar. Zudem hatte Kuban auch beim zweiten Posting das Logo der Kita erkennbar gelassen. Dadurch wird auch an ihm als Person Kritik geübt.
Ein User schreibt beispielsweise unter dem Posting: "Ist das ihr Ernst [...] Wo ist ihre Entschuldigung dafür, dass sie mit ihrem vorangegangenen Post die Mitarbeiter dieser Einrichtung gefährdet haben?" Anne Bünger von den Linken schrieb dazu "Als Mutter finde ich es wahnsinnig unverantwortlich, wie Tilman Kuban Namen, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse einer Kita in die Öffentlichkeit zieht, nur um einen billigen Tweet für die rechtspopulistische Empörungsbubble zu fabrizieren."
Kritik am CDU-Politiker Kuban
Und auch die Autorin Konstanze Marx stuft den Beitrag als unverantwortlich ein. "Sehr geehrter Herr Kuban, Sie sind seit 2012 auf Twitter. Im Schnitt braucht es nicht so lang, um die Dynamiken hier zu verstehen. Bitte löschen Sie diesen Tweet. Es kann nicht wirklich Ihre Absicht sein, Angestellte einer Kita und die Kinder in Gefahr zu bringen. Ja, so ernst ist es."
Ein weiterer Nutzer wirft Kuban vor, er "möchte Kindern, die bei nur einem Elternteil aufwachsen, also eben dies unter die Nase reiben lassen, nur damit es seinen Wertevorstellungen entspricht. Sehr christlich!" Und auch darum geht es. "Die Konstellation Mutter Vater Kind/er [ist] nicht mehr die Norm in heutigen Familien", begründete die Kita bereits in dem Schreiben.
Katholische Kirche und Kita reagieren
Auch aus den Reihen der katholischen Kirche kam Kritik an Kubans Post. So schrieb beispielsweise Felix Neumann auf dem Portal "katholisch.de": "Dass auf einen populistischen Tweet ohne den geringsten Versuch, das Vorgehen verstehen zu wollen, ein rechtsradikaler Mob gegen die Kita toben würde, musste Kuban wissen."
Auf dem Portal ist auch zu lesen, wie die Kita selbst bereits darauf reagierte. Dort heißt es, dass das Bistum Fulda die "Irritationen und Missverständnisse" bedauere, die in Zusammenhang mit dem Schreiben aufgetreten waren. Es wurde "bereits mit einem zweiten Schreiben reagiert und um Entschuldigung gebeten", es sei klar, "dass das ursprüngliche Schreiben unglücklich und damit falsch formuliert war." Kita-Team und Elternbeirat sind demnach im Dialog.