Coronakrise 

Wie entspannt wird der Corona-Sommer? Das sagen Virologen

7.6.2021, 15:29 Uhr
Reisen, so fürchten einige Experten, könnte die 7-Tage-Inzidenz wieder in die Höhe treiben. 

© TOBIAS STEINMAURER via www.imago-images.de, imago images/photosteinmaurer.com Reisen, so fürchten einige Experten, könnte die 7-Tage-Inzidenz wieder in die Höhe treiben. 

Aus epidemiologischer Perspektive kann der Sommerurlaub die Fallzahlen wieder in die Höhe treiben. Es sei denkbar, dass die Zahlen in den kommenden Wochen wieder stagnieren oder auch leicht steigen, sagte die Virologin Sandra Ciesek von der Frankfurter Universität. „Ich denke, dass das mehr wird“, sagte die Expertin im NDR- Podcast „Coronavirus-Update“. „Wir haben auch letztes Jahr gesehen, dass Reisen damit assoziiert ist, dass Viren ins Land gebracht werden und dass man das natürlich überwachen muss.“

Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hat sich dafür ausgesprochen, Erwachsene zu impfen, bevor umfassende Öffnungsschritte gemacht werden. Sie warnte vor einer vierten Welle, die noch im Sommer kommen könnte, wenn man nicht weiterhin Vorsicht walten lasse. In einem Interview mit der „Rheinischen Post“ sagte sie: „Ich befürchte, das kann ganz schnell gehen, auch im Sommer. Man kann die Ansteckungsgefahr der Delta-Virusvariante noch nicht genau absehen, aber die derzeitige Impfquote reicht in der jetzigen Lage noch nicht aus, um eine erneute Ausbreitung des Virus zu verhindern. Sinnvoll wäre es, jetzt die Zahlen noch weiter zu senken.“

Von einem „ganz guten Sommer“ spricht Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité. Im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ verbreitete er Optimismus, betonte aber auch, dass das Virus endemisch werde: „Das wird nicht weggehen.“


Drosten: Ablehnung der Corona-Impfung ist Entscheidung für Infektion


Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach blickt in einem Interview mit dem Nachrichtensender „Welt“ dem Sommer ebenfalls optimistisch entgegen. Die Fallzahlen würden weiter sinken, prognostizierte Lauterbach. Das Virus werde aber weiter präsent sein. Er sei sicher, dass es noch zu einer vierten Welle kommen werde. Sobald sich Menschen treffen, die möglicherweise nicht geimpft, genesen oder negativ getestet seien, würden diese Infektionen eine erneute Welle anschieben.

Ein neuer Lockdown werde nicht noch einmal nötig sein, so Lauterbach. Dafür sei man mit den Impfungen bereits jetzt so weit, dass flächendeckende, einschneidende Maßnahmen nicht mehr kommen werden.

Hendrik Streeck, Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, sieht während der Sommermonate eine Chance, das Virus weiter einzudämmen. Es könne möglicherweise eine Teilimmunität in der Bevölkerung aufgebaut werden, die dann den weiteren Verlauf der Pandemie abschwä­che, sagte er dem „Ärzteblatt“. „Wir sollten uns über den Sommer ein bisschen mehr Mut erlauben“, so Streeck.

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