"Zahlen rasen förmlich hoch": Folgt der harte Lockdown in Deutschland?

30.3.2021, 14:38 Uhr
Angela Merkel und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller während des Bund-Länder-Gipfels. Möglicherweise könnte es schon bald neue Gespräche geben.

© Jesco Denzel, dpa Angela Merkel und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller während des Bund-Länder-Gipfels. Möglicherweise könnte es schon bald neue Gespräche geben.

Den Anfang macht - wie so oft - SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Er plädiert im WDR für einen "letzten harten Lockdown" in Deutschland.

Lauterbach über Corona-Lockdown: "Wir können es nicht so laufen lassen"

Dafür soll es seiner Meinung nach eine Homeoffice-Pflicht, regelmäßige Corona-Tests in Betrieben und eine abendliche Ausgangssperre geben. "Wir können es nicht so laufen lassen", so Lauterbach. Doch der SPD-Politiker ist mit dieser Forderung längst nicht allein - auch andernorts werden die Rufe nach einem scharfen Lockdown lauter.

Deutliche Worte kommen auch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. In einer Online-Fragerunde der Bundesregierung für Bürgerinnen und Bürger sagte er am Samstag, dass das Land aufgrund der Inzidenz-Entwicklung "eigentlich noch mal zehn, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren unserer Kontakte, unserer Mobilität" brauche. Ein Lockdown also, "so wie wir es auch im letzten Jahr an Ostern erlebt haben".

Kanzleramtschef warnt: "Sind in der gefährlichsten Phase der Pandemie"

Unterstützung bekommt Spahn aus der Riege der Bundesminister. "Wir sind in der gefährlichsten Phase der Pandemie", mahnt Kanzleramtschef Helge Braun gegenüber der Bild am Sonntag. Die kommenden Wochen seien entscheidend, wie sich der Kampf gegen das Virus in Deutschland entwickle.


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Würden jetzt die Infektionszahlen wieder stark steigen, "wächst die Gefahr, dass die nächste Virusmutation immun wird gegen den Impfstoff. Dann bräuchten wir neue Impfstoffe, dann müssten wir mit dem Impfen wieder ganz von vorne beginnen", so Braun.

Kretschmann stellt neue Bund-Länder-Gespräche in Aussicht

Zustimmung findet Spahns Vorschlag auch unter den Länderchefs. "Aus pandemischer Sicht wäre das am besten", kommentiert Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann gegenüber der Deutschen Presseagentur.


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Er stellte für Anfang der Woche weitere Gespräche zwischen Bund und Ländern über einen harten Lockdown in Aussicht. "Erstmal überlegen wir alle solche Sachen", sagte Kretschmann. "Wir müssen das auch mit anderen Ländern vorbesprechen, mit dem Bundeskanzleramt. Wir sehen halt, die Zahlen rasen förmlich hoch."

Gesamtmetall-Chef will lieber harten Lockdown als "keine klaren Strukturen"

Bundekanzlerin Angela Merkel selbst forderte am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will" einen härteren Kurs der Länder. Andernfalls drohte sie, dass der Bund stärker eingreifen werde. Darüber ist eine Diskussion über die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern entbrannt.

Die Forderung nach einem harten Lockdown kommt aber längst nicht nur aus der Politik. Auch Stefan Wolf, Präsident des Gesamtverbands der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie - kurz Gesamtmetall -, befürwortet klar einen scharfen Kurs.

Intensivmediziner warnen: "Wir müssen von den hohen Zahlen runter! Jetzt. Augenblicklich"

"Es wäre mir lieber, wenn wir noch mal zehn Tage bundesweit in einen harten Lockdown gehen und danach überall öffnen können, anstatt über Monate keine klaren Strukturen zu haben", sagte er der Bild am Sonntag. Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz gehen seiner Meinung nach "seit Monaten völlig an den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen und Betriebe vorbei."


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Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung der Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) fordert schon seit Tagen einen zwei bis drei Wochen andauernden Lockdown. Wir müssen von den hohen Zahlen runter! Jetzt. Augenblicklich“, warnt deren Präsident Gernot Marx gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

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