Zeitumstellung: Endlich werden die Bürger gehört

15.8.2018, 09:43 Uhr
Eine Mehrheit der Deutschen lehnt die Zeitumstellung ab - das hat kürzlich eine Umfrage ergeben. Denkt der Großteil der Europäer genauso?

© Patrick Pleul (dpa) Eine Mehrheit der Deutschen lehnt die Zeitumstellung ab - das hat kürzlich eine Umfrage ergeben. Denkt der Großteil der Europäer genauso?

Warum es am letzten März-Sonntag statt 2 plötzlich 3 Uhr sein soll und mit welcher Begründung sich diese Unerklärlichkeit Ende Oktober in umgekehrter Reihenfolge wiederholt, war noch nie wirklich plausibel. Weil die Sommerzeit selbst im Winter mehr Sinn macht. Schließlich ist es egal, ob man - chronologisch gesehen - um 6 oder um 7 Uhr aufsteht: Es ist gleichbleibend dunkel. Nur am Nachmittag hätten wir länger und mehr von der ohnehin kargen Helligkeit. Und die Faszination langer Sommernächte kann ohnehin jeder nachvollziehen.

Was bei der Diskussion um die Uhrenumstellung - denn tatsächlich stellen wir ja nur die Zeitmesser, nicht aber die Zeit um - am Ende an sachdienlichen Argumenten bleibt, ist all das, was sich nach der künstlichen Veränderung unseres Zeitgefühls abspielt. Auch wenn die Studien sich unterscheiden, so sind sie sich doch in einem wichtigen Punkt einig: Es geht weder am Menschen noch an den Tieren spurlos vorüber. Tagelang leiden alle irgendwie unter dem, was Chrono-Biologen als "sozialen Jetlag" bezeichnen, der zu körperlichen Symptomen und Fahruntüchtigkeit führt.

Diese Folgen reichen, um den bisherigen Unsinn zu beenden. Es wäre eine große Überraschung, wenn die Abstimmung der EU-Bürger ein anderes Ergebnis brächte. Aber selbst dann muss die Brüsseler EU-Verwaltung einen Vorschlag präsentieren, der zum einen den Binnenmarkt zusammenhält und zum anderen den Bürgerwillen ebenso respektiert wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Hilfs-Argumente wie die vermeintliche Energie-Einsparung, die nie auch nur ein annähernd überzeugendes Ausmaß erreicht hat, gehören dann endlich in den Müll.

Selbst gemachte Probleme

Ob Europas Uhren künftig dauerhaft im Winter- oder im Sommermodus laufen, mag letztlich Geschmackssache sein. Dennoch spricht viel für die dauerhafte Beibehaltung der Stunde, die wir uns in den hellen Monaten gönnen. Natürlich wird sich im dichten Schneefall, so er sich denn wie erwünscht einstellt, kein Sommer-Feeling breitmachen. Aber die Nachteile der Normalzeit überwiegen gegenüber einer durchgängigen Sommer-Uhrzeit - und zwar deutlich. Vor allem aber würde der Verzicht auf die zweimalige Korrektur unserer Uhren viele Probleme beseitigen, die wir uns bisher künstlich selber gemacht haben.

 

 

 

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