Preisnachlässe locken: Daumen hoch fürs Ehrenamt

27.10.2016, 20:06 Uhr
Preisnachlässe locken: Daumen hoch fürs Ehrenamt

© Foto: Rurik Schnackig

Hilde Hilfreich engagiert sich seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Seniorenbetreuung. Im Dezember wird sie von OB Ulrich Maly im Rathaus ihre Ehrenamtskarte entgegennehmen. Damit sind bayernweit Preisnachlässe verbunden: beim Eintritt für Schlösser, Museen, Freizeitparks und Messen. In Nürnberg aber soll noch etwas getan werden, damit Hilfreich auch beim Stadtbummel ihre Karte einsetzen kann. Der Name Hilde Hilfreich ist eine Erfindung. Er steht auf einer Symbolkarte, die die Größe eines ausgewachsenen Flachbildfernsehers aufweist. Damit werben Uli Glaser vom Referat für Jugend, Familie und Soziales und weitere Mitstreiter um zusätzliche Akzeptanzstellen.

„Noch zu wenig bekannt“

Konkrete Beispiele, wie so etwas aussehen kann, haben sie zum Pressetermin im Casablanca mitgebracht. Der Ort sei deshalb gewählt worden, weil dieses Kino ohne Ehrenamt nicht existieren könnte, wie Bernd Siegler vom Verein Casablanca betont.

Mit von der Partie ist Kai Eschenbacher von der Tucher Bräu. Das Unternehmen unterstützt die Ehrenamtskarte seit ihrer Einführung in Nürnberg vor drei Monaten. Wer bei einer Brauerei-Führung mit anschließendem Schäufele-Essen die Karte zückt, zahlt die Hälfte des üblichen Preises. Harry Roder vom Schuhgeschäft „Hand und Fuß“ in der Innenstadt ist ebenfalls dabei und bietet Karteninhabern Prozente auf ihren Einkauf. Im Casablanca sitzend, erläutert er auch die Problematik der in Nürnberg neu eingeführten Karte.

„Noch ist sie zu wenig bekannt“. Roder sei völlig überrascht gewesen, als Nadine Juchems, Projektmitarbeiterin, zu ihm in den Laden gekommen sei und von der Karte berichtet habe. Er habe noch nie zuvor davon gehört, aber gleich zugestimmt, schließlich ist der Nürnberger Unternehmer selbst ehrenamtlich aktiv und hält die Aktion zudem für ein gutes Aushängeschild eines Ladens.

Mittlerweile wird fleißig akquiriert, doch nicht immer gehe dies so reibungslos wie bei Roder. Thomas Henrich, ehrenamtlicher Projektmanager im Sozialreferat, berichtet davon. Beim Italiener seines Vertrauens habe er ein ums andere Mal werben wollen. Einmal war dieser nicht da, dann hatte er keine Zeit und beim nächsten Mal musste Henrich warten. „Ich habe immer einen feinen Espresso und einen guten Prosecco hingestellt bekommen“, sagt Henrich lachend. „Doch es hat gedauert, bis ich den Inhaber erreicht habe.“ Mittlerweile ist der Italiener an Bord und sichert zu, allen Karteninhabern den guten Espresso auszugeben.

Welche Vergünstigungen ein Geschäftsinhaber anbietet, bleibt allein ihm überlassen. Klassischerweise ist es ein Nachlass, meist um die zehn Prozent. „Es kann aber auch das Brötchen extra sein“, sagt Henrich. Das teilnehmende Geschäft werde dann in eine Liste der Akzeptanzstellen mit aufgenommen und darf außerdem selbst damit werben. Für den Fall, dass jemand wieder aussteigen möchte, könne er dies jederzeit binnen einer Frist von drei Monaten machen, sichert Glaser zu.

In Nürnberg sind es aktuell 45 Akzeptanzstellen, zum Ende des Jahres sollen es 60 sein. Für 2017 wird die 100er-Marke angepeilt. 250 Karten-Anträge sind bei der Stadt bisher von Ehrenamtlichen eingegangen. Wer die Karte erhalten will, muss nachweisen, dass er 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich aktiv ist. Die Karte gilt dann für drei Jahre. Ausnahme: Wer sich seit 25 Jahren unentgeltlich engagiert, erhält die goldene Karte. Lebenslang.

Würde jeder, der ein Ehrenamt ausübt, jetzt einen Antrag stellen, so müsste die Stadt bei der Kartenproduktion Dampf machen. Schätzungsweise rund 100 000 Nürnberger setzen sich unbezahlt für andere ein.

Weitere Infos im Internet unter www.ehrenamtskarte.nuernberg.de Kontakt unter Telefon (09 11) 2 31 33 26 oder per E-Mail ehrenamtskarte@stadt.nuernberg.de

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