Er liebt das Plündern, Bier und gutes Essen

50 Jahre Hägar: Ein SKØL dem schrecklich komischen Wikingerhäuptling

Matthias Niese

Leben / Magazin am Wochenende / Gute Reise

E-Mail zur Autorenseite

4.2.2023, 13:00 Uhr
Die Comicfigur Hägar und ihr Erfinder und Zeichner Dik Browne - beide sehen sich schrecklich ähnlich.  

© 2023 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls Die Comicfigur Hägar und ihr Erfinder und Zeichner Dik Browne - beide sehen sich schrecklich ähnlich.  

Kinder lieben Piraten und sie lieben Wikinger. Das ist politisch zwar nicht korrekt, denn beide waren im Grunde Verbrecher. Die Nordmänner etwa mordeten und plünderten an Europas Küsten und drangen mit ihren wendigen Schiffen über Flüsse tief ins Inland und sogar bis nach Russland vor. Wen sie erwischten, der wurde getötet oder versklavt. Ganz Europa zitterte vor den wilden Gestalten.

Für Kinder wird die Wahrheit weichgespült, und so verschlingen sie all die Bücher, Zeichentrickserien und Hörspiele, die es über die Abenteuer der freien Wilden gibt. Noch als Große sind wir von ihrem Mut fasziniert.

Mit den typischen Macken eines Mannes

Chris Brown, der Sohn von Dik Browne, dem Erfinder der Comicfigur Hägar. Sohn Chris Browne führt die Comocreihe fort.

Chris Brown, der Sohn von Dik Browne, dem Erfinder der Comicfigur Hägar. Sohn Chris Browne führt die Comocreihe fort. © 2023 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls

Ein Wikingerhäuptling sollte also schon von Berufs wegen schrecklich sein. Doch Hägar hat darauf gar keine Lust. Er muss sich eher wegen seiner Geburt in die Häuptlingsfamilie auf Eroberungszüge bevorzugt gen England begeben und gilt als gefürchteter Eroberer.

Er ist aber eigentlich ganz clever und hat all die typischen Macken eines Mannes – er liebt zum Beispiel Bier und Gelage mit Freunden. Über die können wir dann herzlich lachen. Hägar ist also ein Widerspruch in sich, der Grusel über Seinesgleichen mit viel Humor zusammenbringt.

Auch das Magazin am Wochenende, die Samstags-Beilage in NN, NZ und den Heimatzeigungen, liebte die Überspitzungen, die Persiflage auf Mittelalter und Gegenwart: Seit 2. August 1997 finden Sie Hägar schon dort im Blatt, er verdrängte damals den "Bogart" von Peter Plant. Hägar wird nicht müde und erlebt jede Woche weitere große und kleine Abenteuer – in ihrem Magazin und in mehr als 1900 Zeitungen in 58 Ländern und 13 Sprachen.

Am 4. Februar 1973 erhob er erstmals auf den Humorseiten US-amerikanischer Tageszeitungen sein Trinkhorn und schildert immer wieder bei wilden Gelagen fröhlich seine Raubzüge, Plündereien und die barbarische Bräuche seines Volkes, dass einem das Lachen im Halse stecken bleiben mag.

Hägars Tochter Honi und ihr Verehrer Lute.

Hägars Tochter Honi und ihr Verehrer Lute. © 2023 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls

Hägar prostet sich selbst zu – mit Met aus dem Fasskuchen. Es gibt auch einen Jubiläumsband: "50 Jahre Hägar" (288 Seiten, Egmont, 35 Euro).

Hägar prostet sich selbst zu – mit Met aus dem Fasskuchen. Es gibt auch einen Jubiläumsband: "50 Jahre Hägar" (288 Seiten, Egmont, 35 Euro). © 2023 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls

Cartoonist Dik Browne (1917-1989) und später dessen Sohn Chris waren listig und rissen in diesem schon bald sehr erfolgreichen Comicstrip quasi über Bande ihre Gags über Job, Familie und die Tücken des Alltags, die wir alle gut kennen – nur sind sie eben im Mittelalter in einem besonders schrägen Umfeld angesiedelt und schaffen so eine gewisse Distanz mit Wiedererkennungswert: Aha, schon den alten Wikingern ging's genauso.

Die Agentur Bulls, die die Comics seit vielen Jahren vertreibt, bringt es zum runden Geburtstag auf den Punkt: "Hägar liebt seinen Beruf mindestens genauso wie die Mahlzeiten seiner Frau Helga. Zu Hause hat sie das Heft in der Hand: In ihrer Gegenwart wird schnell deutlich, dass Hägar im Grunde nichts anderes ist als ein kleiner Junge, der bloß irgendwie vergessen hat, erwachsen zu werden."


Wie der Vater, so der Sohn: Schon ein Jahr, bevor Dik Browne 1989 starb, führte Chris Browne die Comicreihe fort. Zum Glück zeichnete auch er schon früh an den Cartoons mit und konnte dadurch den Stil der Reihe nahtlos fortsetzen. Noch immer zeichnet er weiter, schreibt aber nicht mehr den Text.

Verwandte Themen


2 Kommentare