Darmaktivität

Warum Kaffee den Weg zum stillen Örtchen beschleunigt

Andreas Hofbauer

Volontär

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17.4.2023, 14:27 Uhr
Kaffee fördert die Verdauung. Doch hinter diesem Prozess stehen noch viele Fragezeichen.    

© Tobias Hase/dpa, NNZ Kaffee fördert die Verdauung. Doch hinter diesem Prozess stehen noch viele Fragezeichen.    

Kaffee gehört in Deutschland zu den beliebtesten Genussmitteln, insbesondere in den Morgenstunden. Das zeigt die jährlich steigende Zahl der Kaffeetrinkerinnen und Kaffeetrinker in Deutschland. Bereits 2018 haben 72 Prozent aller Deutschen ihren Tag mit einer Tasse Kaffee gestartet. Damit ist das Getränk beliebter als Bier und Mineralwasser.

Kaffee begünstigt die Verdauung

Kaffee wird in Deutschland vor allem wegen seiner Rolle als Wachmacher konsumiert. Daneben hat das koffeinhaltige Heißgetränk jedoch auch signifikante Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Denn: Kaffee fördert die Darmbewegung. Forschende aus Texas haben herausgefunden, warum das so ist. Am Koffein soll es nicht liegen, erläutern Experten in einer Studie aus dem Jahr 2019. Eine weitere Studie aus dem Jahr 1998 kommt zur gleichen Erkenntnis.

Überprüft haben die Forschenden ihre Hypothese mit dem Vergleich von entkoffeiniertem Kaffee und normalem Kaffee. Beide Getränke hatten eine ähnliche abführende Wirkung. Die Annahme der Forschenden: Das Getränk regt die Muskelbewegungen im Dickdarm an: "Kaffee könnte diese Aktivität innerhalb von Minuten nach dem Konsum stimulieren", wird Kyle Staller bei "CNN" zitiert. Staller ist Gastroenterologe sowie Direktor des Gastrointestinal Motility Laboratory am Massachusetts General Hospital.

Muskelbewegung durch Kaffee erhöht

In der Studie aus dem Jahr 2019 verabreichten Forschende Ratten Kaffee. Gleichzeitig mischten sie Kaffee mit Darmbakterien in Petrischalen. Dadurch konnten sie zeigen, dass Kaffee die Bakterien unterdrückt und die Muskelbewegung erhöht, unabhängig vom Koffeingehalt. Denn: Es konnten dokumentierte Veränderungen der glatten Muskeln im Darm und im Dickdarm sowie die Reaktion dieser Muskeln, wenn sie direkt mit Kaffee in Berührung kamen, protokolliert werden.

"Wenn Ratten drei Tage lang mit Kaffee behandelt wurden, schien die Fähigkeit der Muskeln im Dünndarm, sich zusammenzuziehen, zuzunehmen", erklärte Xuan-Zheng Shi, Hauptautor der Studie von 2019 sowie Professor für Innere Medizin an der University of Texas Medical Branch, Galveston. Auch Wachstum von Bakterien und anderen Mikroben in den Fäkalien in einer Petrischale konnten mit einer 1,5-prozentigen Kaffeelösung unterdrückt werden. In einer 3-prozentigen Kaffeelösung war das Wachstum von Mikroben noch geringer. Entkoffeinierter Kaffee hatte eine ähnliche Wirkung.

Nachdem Ratten drei Tage lang mit Kaffee gefüttert worden sind, hat sich die Gesamtzahl der Bakterien in ihren Fäkalien signifikant verringert. Die Forschenden betonten, dass trotz dieser Ergebnisse weitere Untersuchungen erforderlich sind. Nur so könne festgestellt werden, ob diese Veränderungen Firmicutes, die als "gute" Bakterien gelten, oder Enterobakterien begünstigen, die als "schlechte" Bakterien angesehen werden.

Studie: Kaffee passiert die "Darm-Hirn-Achse"

In der Studie aus dem Jahr 1998 konnte eine erhöhte Darmaktivität Minuten nach dem Kaffeekonsum nachgewiesen werden. Demzufolge sei es wahrscheinlich, dass Kaffee "durch die Darm-Hirn-Achse geht", sagte Robert Martindale, Professor für Chirurgie und medizinischer Direktor für Krankenhausernährungsdienste an der Oregon Health and Science University der "New York Times".

Die Kommunikation, die zwischen Magen, Dickdarm und Hirn abläuft, ist ein Standardprozess im Verdauungstrakt, wenn wir essen. Schon 237 Milliliter Kaffee lösen dieselben Dickdarmbewegungen aus, wie eine Mahlzeit mit 1000 Kalorien.

Warum genau Kaffee den Stuhlgang fördert, ist noch nicht abschließend geklärt. Derzeit gehe man von einem oder mehreren Inhaltsstoffen aus, die eine abführende Wirkung erzielen. Möglich wäre auch die durch Kaffee verursachte Freisetzung des Hormons Gastrin. Gastrin hilft dem menschlichen Körper dabei, Magensäure zu produzieren, was neben der Verdauung auch die Dickdarmaktivität begünstigt. Eine im Jahr 1986 durchgeführte Studie konnte den Einfluss von Kaffee auf den Gastrinspiegel belegen.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die empfohlene Menge Kaffee pro Tag bei maximal drei bis vier Tassen.

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