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SCHUFA: Diese Informationen sind über Sie bekannt

Hicran Songur

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10.3.2022, 06:00 Uhr
Angst vor der SCHUFA-Auskunft? Kein Grund zur Sorge: Auch Sie profitieren von den Angaben. 

© imago images/Panthermedia, NNZ Angst vor der SCHUFA-Auskunft? Kein Grund zur Sorge: Auch Sie profitieren von den Angaben. 

Eine SCHUFA-Auskunft ist oft dann nötig, wenn große Käufe wie Immobilien, Fahrzeuge oder Möbel bevorstehen. Auch die Vermieterin oder der Vermieter der Traumwohnung kann eine Auskunft fordern. Sie fragen sich, was es damit auf sich hat? Die SCHUFA, Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, gibt es bereits seit 1927: Seitdem sammeln sich dort von nahezu allen erwachsenen Personen in Deutschland Informationen zu bestehenden Girokonten, Kreditkarten, Mobilfunkverträgen, Leasing-Verträgen und laufenden (aber auch zurückgezahlten) Krediten.

Von diesen Angaben machen über 10.000 Vertragspartnerinnen und Vertragspartner der SCHUFA Gebrauch. Ein Beispiel: Sie sind online auf Shopping-Tour und gehen mit ihrem vollen Warenkorb zur Kasse. Folgende Bezahlmöglichkeiten stehen zur Auswahl: SEPA-Lastschrift, Kreditkarte, PayPal oder der geliebte Kauf auf Rechnung. Wenn Sie sich für letzteres Entscheiden, nutzt der Onlinehändler die Bonitätsabfrage über die SCHUFA. Ist alles im grünen Bereich, dürfen sie ohne lästigen Papierkram den Kauf abschließen.

Bei der Datensammlung handelt es sich um eine Wechselbeziehung zwischen Unternehmen und der SCHUFA. Die Informationen werden von Händlerinnen und Händlern, die mit den Privatpersonen bereits Geschäfte eingegangen sind, weitergegeben. Im Umkehrschluss werden die Daten bei neuen Vertragsschließungen von der SCHUFA vorgelegt und weiterverarbeitet.

Dementsprechend müsste man wegen der SCHUFA-Auskunft erst einmal nichts befürchten, denn nach Angaben der Auskunftei liegen bei über 90 Prozent der Personen ausschließlich positive Informationen vor. Negative Einträge würden nur durch nicht gezahlte Rechnungen trotz mehrfacher Mahnungen, von Banken ausgehenden Kredit-Kündigungen, zu vielen Kreditaufnahmen und Informationen aus öffentlichen Schuldnerverzeichnissen entstehen.

Hört sich gut an? Die Medaille hat auch eine Kehrseite: Die Organisationen Algorithm Watch und Open Knowledge Foundation haben 2018 das Projekt Open SCHUFA gestartet. Hierfür wurden Bürgerinnen und Bürger um SCHUFA-Selbstauskünfte gebeten und im Anschluss wurden die Daten von insgesamt 2800 Personen analysiert.

Schlechter SCHUFA-Score trotz positiver Einträge?

Einem Bericht des Handelsblatts zufolge, haben viele Menschen einen schlechten SCHUFA-Score, obwohl keine negativen Einträge gegeben sind. Dadurch entsteht ein großes Problem: Dieser Score ist in vielen Bereichen ein Richtwert dafür, ob die betroffene Person vertrauenswürdig ist, oder nicht. Und auch im Open-SCHUFA-Datensatz wurde bei 20 Personen ein "erhöhtes Risiko" gemessen - und das, obwohl kaum Einträge vorhanden sind und diese ausschließlich positiv ausfallen.

Zudem wurde festgestellt, dass das Alter, das Geschlecht und die Anzahl an Umzügen Auswirkungen auf den Score haben. Junge Männer sollen dabei häufiger von schlechten Werten betroffen sein. Die SCHUFA lehnte die Auswertungen ab und besteht darauf, dass Daten zur Nationalität, zum Beruf, zum Einkommen und auch zum Familienstand von keiner Bedeutung seien.

Wie genau der SCHUFA-Score berechnet wird, bleibt jedoch unklar. Experten fordern eine größere Transparenz. In einem Interview mit dem Handelsblatt empfiehlt Wirtschaftswissenschaftler Professor Gert G. Wagner, der an dem Gutachten Verbrauchergerechtes Scoring mitgewirkt hat, ein Tool seitens der Auskunfteien, mit dem die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre eigenen Scores berechnen können.

Welche Daten wurden gespeichert?

Sie sind neugierig geworden, welche Angaben über all die Jahre gesammelt worden sind? Die kostenlose Kopie der personenbezogenen Daten gibt genau diese Information frei. Zudem geht aus der Kopie hervor, welches Unternehmen wann und zu welchem Zweck eine Auskunft angefragt hat.

Gegen Entgelt bietet die SCHUFA weitere Auskünfte. Ein Beispiel wäre die Bonitätsauskunft für 29,95 Euro. Die Richtskala orientiert sich zwischen 100 und 600: Je geringer der Wert, desto vertrauenswürdiger sind Sie für Ihre Arbeitgeberinnen oder Arbeitgeber, Vermieterinnen oder Vermieter oder auch Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner.

Durch die Auskünfte trägt die SCHUFA laut eigenen Aussagen dazu bei, dass seit vielen Jahren rund 98 Prozent der Verbraucherkredite zurückgezahlt werden. Mit dem Projekt CheckNow wollte die Auskunftei auch denjenigen die Möglichkeit zu Vertragsabschlüssen bieten, die von einer schlechten Bonität betroffen sind. Laut eines Berichts der Tagesschau sollten Kundinnen und Kunden hierfür der Münchner SCHUFA-Tochterfirma Finapi den Zugriff auf ihr Online-Bankkonto erteilen.

In einem Pilotversuch testete die SCHUFA das neue Projekt über den Telefonanbieter Telefónica/O2. Durch die Kontoauszüge sollte die Zahlungsfähigkeit neu beurteilt werden und die Kundinnen und Kunden hätten die Chance auf einen Handyvertag.

Das Projekt erntete viel Kritik - Recherchen von NDR, WDR und SZ zeigten, dass sich die Auskunftei durch die Zustimmung weitere Einwilligungen erteilen lassen wollte. Durch das anklicken eines Kästchens hätte die SCHUFA die Erlaubnis bekommen, die Kontoauszüge für weitere Zwecke zu nutzen. Zudem gehen aus den Inhalten viele Personenbezogene und auch intime Daten hervor: Die Angaben zu den Einnahmen, dem Familienstand und der privaten Ausgaben wären demnach in der Datenbank vertreten.

Das Projekt soll seitens des Telefonanbieters gekündigt worden sein - und auch die SCHUFA hat 2021 bestätigt, dass CheckNow in seiner ursprünglichen Form nicht bestehen bleibt. Stattdessen soll den Verbraucherinnen und Verbrauchern das Ergebnis der Kontoanalyse im Voraus mitgeteilt werden. Sie können dann darüber entscheiden, ob die Daten an die Vertragspartnerinnen und Vertragspartner weitergegeben werden.

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