Für Kinder ungeeignet

Ein Waschbär als Haustier? Das müssen Sie bei der Anschaffung beachten

luc

7.6.2024, 08:08 Uhr
Für die Haltung von Waschbären bedarf es einer Genehmigung. 

© IMAGO/Martin Wagner Für die Haltung von Waschbären bedarf es einer Genehmigung. 

Die putzigen kleinen Tiere wirken auf den ersten Blick freundlich und harmlos. Aber Fehlanzeige: Die Tiere gehören zu den Raubtieren und haben in der Haltung viele Ansprüche. Wenn Sie sich also einen Waschbären zulegen möchten, überlegen Sie gut, ob dieses außergewöhnliche Haustier bei Ihnen zuhause richtig ist.

Bevor ein Waschbär bei Ihnen einziehen kann, bedarf es erstmal einer Genehmigung. Dafür muss ein Bauplan für ein Außengehege beim zuständigen Landratsamt vorgezeigt werden. Denn: Wenn ein Waschbär, dann im Freien. Der zuständige Sachbearbeiter entscheidet dann bei Ihnen vor Ort, ob das Gehege für das Tier geeignet ist.

Waschbären sind anspruchsvolle Tiere. Sowohl in der Haltung, Pflege als auch Lebensweise muss bei den Raubtieren viel beachtet werden. Von Natur aus sind die Tiere sehr neugierig, knabbern alles an, was ihnen unter die Pfoten kommt, und versuchen, über alles zu klettern. Außerdem ist die Aggressivität zu beachten: Die Tiere sind leicht reizbar.

Sie sollten mindestens zwei Waschbären zusammen halten, ansonsten können die Tiere depressiv und zusätzlich aggressiv werden. Dadurch steigt natürlich die notwendige Größe des Geheges. Es muss jedoch nicht zwangsläufig ein zweiter Waschbär sein - als Alternative können Sie sich auch einen robusten Hund, zum Beispiel einen Rottweiler, anschaffen. Dabei sollte der Waschbär am besten bereits als Baby mit dem Hund zusammengebracht werden.

Für Kinder ist ein Waschbär nicht geeignet. Er ist ein Raubtier und hat erschreckend spitze Zähne, deshalb passt er nicht unbedingt in Familien. Außerdem können die Tiere in keiner Zoohandlung gekauft werden, man kann höchstens ausgestoßene Waschbär-Babys im Freien finden - aber auch diese müssen genehmigt werden.

Waschbären: Wann es in Ordnung ist sie aufzunehmen

Auch mit all diesen Bestimmungen sollte immer noch beachtet werden, dass ein Waschbär kein Haustier, sondern ein Wildtier ist. Das Forschungsprojekt "Projekt Waschbär" im Müritz Nationalpark, erforschte die Domestizierung der Tiere. Dabei stellt das Projekt fest, dass trotz verschiedener Versuche die Tiere "keinem erkennbaren Domestikationsprozess unterworfen" wurden.

Das bedeutet, dass die Tiere als Haustiere ungeeignet sind, da sie kein "vernünftiges, sprich rechtlich und moralisch unbedenkliches, andauerndes oder auch nur temporäres Zusammenleben mit Menschen gewährleisten könnten." Das Forschungsprojekt hält fest, dass Waschbären nie zahm werden und unerziehbar sind.

Nur in einzelnen Fällen ist es tierschutzrechtlich gerechtfertigt, einen Waschbären aufzunehmen. Ein möglicher Grund ist das Auffinden von verwaisten Waschbärjungen, erklärt das Forschungsprojekt. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass Waschbärenmütter ihren Nachwuchs regelmäßig über mehrere Tage alleine lässt.

Vermeintlich verwaiste Jungen sind also oft nicht alleine und sollten zunächst dort gelassen werden, wo sie gefunden wurden. Im urbanen Raum können die Kinder vorerst in einen Pappkarton gesetzt werden. Ändert sich nach einer Weile nichts, kann davon ausgegangen werden, dass der Mutter wohl etwas zugestoßen ist.