Bis zu sieben Sitzplätze - Preise ab 23.800 Euro

Dacia Jogger: Hybridantrieb für den preiswerten Familienfreund

Ulla Ellmer

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20.2.2023, 15:01 Uhr
Dacia Jogger: Jetzt auch mit Hybridantrieb.

© Hersteller Dacia Jogger: Jetzt auch mit Hybridantrieb.

Noch in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren gehörte es zu den ersten Amtshandlungen werdender Eltern, einen Minivan zu bestellen. Groß war die Auswahl, sie reichte vom Opel Zafira über den Chrysler Voyager bis hin zum Seat Alhambra.

Minivan mit einer Prise SUV

Viele der Familienfreunde sind heute Geschichte, denn das Augenmerk der Kunden hat sich zunehmend auf SUVs gerichtet. Dabei ist so ein Van einfach praktisch. Und hier kommt Dacia ins Spiel, denn Pragmatismus ist das Spezialgebiet der rumänischen Renault-Schwester. Mit dem Jogger hat die Preiswert-Marke vor Jahresfrist ein Modell vorgestellt, das überwiegend Elemente eines Minivans aufweist, sich designtechnisch aber auch schlau beim SUV bedient. Das ergibt einen 4,54 Meter langen Mix aus beiden Fahrzeuggattungen, mit senkrechtem Heckabschluss, viel Platz und bis zu sieben Sitzplätzen einerseits, mit angedeutetem Unterfahrschutz, verhältnismäßig hoher Bodenfreiheit und robuster Deko andererseits. Die modulare Dachreling lässt sich mit wenigen Handgriffen zum Dachträgersystem mit Querträgern umfunktionieren.

Minivan mit Anleihen beim SUV: Der Dacia Jogger bietet einen erfreulichen Anblick.

Minivan mit Anleihen beim SUV: Der Dacia Jogger bietet einen erfreulichen Anblick. © Hersteller

Beim Start ins Leben wurde der Jogger zunächst als 81kW/110 PS starker Benziner TCe 110 und als bivalente Autogas/Benzin-Variante TCe 100 Ego-G mit 74 kW/101 PS angeboten. Neu kommt jetzt ein Vollhybrid hinzu, im Übrigen der erste der Marke. Einen rein elektrischen Dacia gibt es hingegen bereits, den kleinen Spring Electric.

Klapper- und knisterfrei

Bevor wir den Teilelektrifizierten kennenlernen, nehmen wir eine kurze Bestandsaufnahme im Innenraum vor. Natürlich ist der Jogger kein Premiumprodukt. Aber das Ambiente geht weit über eine frugale Grundversorgung hinaus. Alles ist klapper-knarz-knisterfrei, und auch wenn der Armaturenträger nicht als hartplastikfreie Zone durchgehen kann, so beginnt diese doch erst jenseits einer wohnlich stoffverbrämten Leiste. Das digitale Tachodisplay gehört beim Hybridmodell zur Serienausstattung, ebenso wie Klimaanlage, Smartphone-Integration und Achtzoll-Touchscreen, das Spitzen-Infotainment „Media Nav“ mit Navi kostet 400 Euro Aufpreis, im Topmodell „Extreme +“ wird es ab Werk verbaut. Auch eine Rückfahrkamera verwehrt Dacia dem Menschen hinterm Steuer nicht.

ogger-Cockpit: Mix aus digitalen und analogen Bedienelementen.

ogger-Cockpit: Mix aus digitalen und analogen Bedienelementen. © Hersteller

Die Sitze (gegen 200 Euro beheizbar) bieten befriedigenden Komfort, an Ablagen und Platz herrscht kein Mangel, der Kofferraum fasst beachtliche 708 bis 1819 Liter. Die beiden zusätzlichen Sitzplätze kommen auf einen Tausender extra. Auszuklappen und auszubauen sind sie einfach; sie zu erklimmen, erfordert aber schon die Kletterfähigkeit und -freude der Kindheit, zumal sich die Rückbank nicht längs verschieben lässt, was die Sache etwas erleichtern würde. Für Gelegenheiten, in denen die Kumpels der Kids mit zum Sportplatz wollen, ist die siebensitzige Option aber eine willkommene Lösung. Dass der Kofferraum bei voller Bestuhlung auf 160 Liter schrumpft, liegt in der Natur der Sache.

Elektrisch ohne Stecker

Nun zum neuen Antrieb: Als selbstladender Vollhybrid besitzt er keinen Stecker und nur eine kleine 1,2-kWh-Batterie. Bekannt ist das System beispielsweise aus den Renault-Modellen Clio (mit dem sich der Jogger die CMF-B-Plattform teilt) und Arkana E-Tech Hybrid, aber auch aus dem Nissan Juke Hybrid.

Die Hauptarbeit leistet ein 69 kW/94 PS starker Vierzylinder-Benziner mit 1,6 Litern Hubraum. Unterstützung erfährt er von zwei Elektromotoren. Der größere – mit 36 kW/49 PS – ist ins Getriebe integriert und für den Antrieb sowie den Wechsel der Fahrstufen zuständig, der kleinere (mit 15 kW/20 PS) fungiert als Startergenerator. Insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 104 kW/141 PS. Die Schaltarbeit übernimmt ein automatisches, kupplungsloses Multi-Mode-Getriebe, das die drei Motoren vernetzt. Zwei Fahrstufen stellt es für den E-Antrieb bereit, vier für den Verbrennungsmotor. Randnotiz in diesem Zusammenhang: Sowohl der reine Benzin- als auch der Autogas-Jogger müssen ohne Automatik auskommen.

Start im EV-Modus

Der Jogger Hybrid startet immer im elektrischen EV-Modus. Im späteren Fahrbetrieb geht es entweder rein elektrisch voran, oder Verbrenner und E-Maschine begeben sich gemeinsam ans Werk, oder der Benziner wird als Generator tätig und lädt die Batterie auf.

Das hört sich kompliziert an und ist es auch, funktioniert in der Praxis aber prima und reibungslos. Tatsächlich legt der Verbrenner oft eine Pause ein, vor allem im Stadtverkehr und bei der Fahrt über Landstraßen. Entsprechend niedrig fallen hier die Verbrauchswerte aus, wir haben den Dacia mit 4,1 l/100 km bewegt. Die Rekuperationsleistung lässt sich mithilfe einer „B“-Fahrstufe intensivieren. Auch auf der Autobahn eskaliert der Kraftstoffkonsum nicht unbotmäßig, zumindest bei maßvollem Tempo hat der Bordcomputer Werte unter sechs Litern angezeigt.

Der Jogger kann auch als Siebensitzer geordert werden. Die Fenster ganz hinten lassen sich seitlich ausstellen.

Der Jogger kann auch als Siebensitzer geordert werden. Die Fenster ganz hinten lassen sich seitlich ausstellen. © Hersteller

Als weitere Pluspunkte sind dem Jogger Hybrid die harmonische, ruckfreie Kraftentfaltung, die präzise Lenkung, der angenehme Fahrkomfort sowie ein Geräuschniveau anzurechnen, das unter Volllast zwar durchaus eine kernigere Tonalität annimmt, sich aber niemals nervig in die Gehörgänge bohrt.

Während der bivalente Autogas-Jogger bereits ab 16.800 Euro zu haben ist und der Benziner ab 17.200 Euro, müssen für den Hybrid 140 mindestens 23.800 Euro bezahlt werden. Dafür gibt es dann aber bereits die zweite von vier Ausstattungsvarianten, die „Expression“ heißt und beispielsweise die modulare Dachreling, elektrische Fensterheber hinten, Klimaanlage, Regensensor, Tempopilot, ein Multimediasystem sowie das digitale Tachodisplay mitbringt.

Crashtest: Was sagt das Ergebnis aus?

Gerade für Familien ist Sicherheit wichtig. Deshalb sei an dieser Stelle auf das schlechte Ein-Sterne-Ergebnis eingegangen, das der Jogger beim Euro-NCAP-Crashtest eingefahren hat. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass auch bestimmte Lücken bei den Assistenzsystemen zu Punktabzügen geführt haben – so gibt es für die dritte Sitzreihe keine Anschnallwarnung und der Notbremsassistent erkennt zwar Autos, aber keine Fahrräder oder Fußgänger. Beim Insassenschutz per se hat der Jogger immerhin 70 Prozent erreicht, was vier Sternen entsprechen würde. Dabei wurde er gar nicht wirklich gegen die Wand gefahren – die Ergebnisse sind vom Dacia Sandero Stepway abgeleitet worden, dessen Vorderwagen dem des Jogger gleicht.

Dacia Jogger Hybrid 140 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar

Wen er ins Visier nimmt: Kein unmittelbarer Konkurrent in dieser Preisklasse

Was ihn antreibt: Vollhybrid mit 104 kW/141 PS Systemleistung

Was er kostet: Ab 23.800 Euro, Siebensitzer ab 24.800 Euro.

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