Neue Strategien

Elektroauto: Heizen mit möglichst wenig Strom

24.2.2023, 15:14 Uhr
Infrarot-Heizung: Der Lexus RX 450e spendet Knien und Beinen Extra-Wärme.

© Lexus Infrarot-Heizung: Der Lexus RX 450e spendet Knien und Beinen Extra-Wärme.

Beim Elektroauto sollte der Strom in erster Linie dem Fahren dienen, sprich der Reichweite zugute kommen. Warme Luftströme, die das Gebläse durch den Innenraum schickt, kosten Kilometer. Denn während ein Verbrennungsmotor reichlich Abwärme produziert, fällt diese Gratis-Heizleistung beim E-Mobil weg. Stattdessen muss fürs Wohlfühlklima die Antriebsbatterie angezapft werden. Um das so weit wie möglich zu vermeiden, gibt es verschiedene Strategien. Auch haben die Hersteller von Elektroautos damit begonnen, in Sachen Heizung neu zu denken.

Wärmepumpe spart Strom

Ein hilfreiches Ausstattungsdetail gerade beim E-Mobil ist beispielsweise die Wärmepumpe. Auch sie verbraucht zwar Strom, aber nicht so viel wie die konventionelle Heizung. Die Funktionsweise gleicht einem umgekehrten Kühlschrank-Prinzip. Heißt: Über einen Wärmetauscher wird der Umgebungsluft Wärme entzogen. Sie fließt in einen Kreislauf, in dem ein Temperaturmittel erwärmt wird. Ein weiterer Wärmetauscher übernimmt die Umwandlung in warme Luft, die letztlich in den Innenraum gelangt. Im Sommer kann die Wärmepumpe den Fahrgastbereich auch kühlen. Allerdings gehört sie nicht in allen Elektroautos zur Serienausstattung. Als Aufpreis sind dann etwa 900 bis 1500 Euro einzukalkulieren.

Standheizung temperiert vor

Alle Elektroautos haben serienmäßig eine Standheizung. Zumeist lässt sie sich über eine App ansteuern. Vorteil: Das Fahrzeug kann vorgewärmt werden, solange es noch am Ladepunkt „hängt“. Der benötigte Strom kommt dann aus der Steckdose, die Batterie wird nicht belastet.

Alles auf den Fahrer

Daneben richten sich Strategien zunehmend auf gezieltes Heizen. Über einen „Driver Only“-Modus etwa lässt sich nur der Bereich um den Fahrersitz erwärmen. Das ist dann sinnvoll, wenn lediglich eine Person im Auto sitzt. Noch gezielter gehen Sitz- und Lenkradheizung vor, die ihre Wärme direkt um bestimmte Körperpartien legen und weniger Energie benötigen, als wenn der gesamte Innenraum temperiert wird.

Behagliche Perspektive: Der Zulieferer ZF hat einen beheizbaren Sicherheitsgurt entwickelt.

Behagliche Perspektive: Der Zulieferer ZF hat einen beheizbaren Sicherheitsgurt entwickelt. © ZF

Beheizbarer Gurt

Während Sitz- und Lenkradheizung alte Bekannte sind, handelt es sich bei anderen Wärmequellen um neue Ideen. Der Zulieferer ZF beispielsweise hat unlängst einen beheizbaren Sicherheitsgurt vorgestellt, der sich auf 36 bis 40 Grad erwärmen lässt und nach Herstellerangaben bis zu 15 Prozent Reichweitengewinn ermöglichen soll. Bis der „Heat Belt“ tatsächlich Anwendung im Auto findet, dürfte es allerdings 2025 werden.

Wärmt gezielt das Haupt: Beheizbare Kopfstütze im Ford E-Transit.

Wärmt gezielt das Haupt: Beheizbare Kopfstütze im Ford E-Transit. © Ford

Warm ums Knie

Schon früher ist Lexus dran. Wenn die Edelmarke aus dem Toyota-Konzern im April 2023 ihren neuen Stromer RX 450e auf den Markt bringt, wird er auf der Fahrer- und Beifahrerseite serienmäßig mit einer Zusatzheizung für den Knieraum ausgestattet sein. Wie ein Heizstrahler arbeitet sie nach dem Infrarotprinzip und soll acht Prozent Energieersparnis bringen.

Oberflächen-Heizung

Auch Ford will künftig eine Infrarot-Heizung nutzen. Der US-Hersteller hat ein System entwickelt, bei dem beheizte Oberflächen Wärme abgeben, vorzugsweise handelt es sich um solche, mit denen Fahrer und Passagiere in direkten Kontakt gelangen. Getestet wurden die beheizbaren Armlehnen, Fußmatten, Türverkleidungen, Sonnenblenden und die Lenkraderwärmung im vollelektrischen E-Transit. Gerade bei einem solchen Lieferwagen sei das neue und vergleichsweise sparsame Heizsystem besonders sinnvoll, meint Systemingenieur Markus Espig: "Beim häufigen Öffnen der Fahrzeugtüren geht die Warmluft rasch verloren. Beheizte Oberflächen bleiben hingegen lange warm". Im Streben nach validen Erkenntnissen strapazierten die Tester folglich vor allem die Türen – um den typischen Arbeitstags eines Kurierfahrers oder Handwerkers zu simulieren, mussten sie hunderte Male geöffnet und geschlossen werden.

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