Elektrischer Senkrechtstarter

Ganz schön abgehoben: Dieses Flugauto will Hyundai schon 2028 bauen

Ulla Ellmer

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22.7.2022, 17:09 Uhr
Ganz schön abgehoben: Dieses Flugauto will Hyundai schon 2028 bauen

© Hyundai

Mit Robbi, Tobbi und dem Fliewatüüt braucht man der Generation TikTok wahrscheinlich nicht mehr zu kommen. Die Älteren unter uns erinnern sich aber: Das Fliewatüüt war von Roboter „Robbi“ als Abschlussarbeit für die Roboterschule angefertigt worden, eine Art schwimmfähiges Flugauto, mit dem Robbi und sein menschlicher Freund Tobbi allerlei Abenteuer erlebten - ab 1967 nachzulesen im Kinderbuch von Boy Lornsen und 1972 außerdem in einem Kinofilm zu verfolgen.

Elektrisch in die Luft gehen

Die Bezeichnung Fliewatüüt würde sich Hyundai wahrscheinlich verbitten für das, was die Tochter Supernal jetzt als Konzept auf der englischen Farnborough International Airshow vorgestellt hat. Wirklich zutreffend wäre der Name auch gar nicht, denn das Gerät kann weder schwimmen noch fahren. Vielmehr handelt es sich bei einem eVTOL um einen Senkrechtstarter mit batterieelektrischem Antrieb: Das kryptische Kürzel steht für „electric Vertical Take-Off and Landing aircraft).

Dass Hyundai das eVTOL trotzdem als Flugauto klassifiziert, hat zwei Gründe. Erstens ist es als Lufttaxi für innerstädtische Passagierflüge vorgesehen. Und zweitens hat sein Innenraum einiges vom Auto abbekommen. Mit dem Prototypen, lässt Hyundai wissen, zeige Supernal, wie der Mutterkonzern seine auf dem Automobilmarkt erworbenen Kompetenzen nutze, um nun auch das luftige Geschäft im Bereich Advanced Air Mobility (AAM) voranzutreiben.

Bei der Entwicklung hat Supernal nicht nur mit den Hyundai-Designstudios zusammengearbeitet, sondern auch Konzerngesellschaften aus den Bereichen Automobilbau, Autoteile, Konstruktion, Robotik und autonomes Fahren miteinbezogen. Was man kennt, schafft Vertrauen, und so sollte das Lufttaxi nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich an ein Auto erinnern und mindestens dieselben Komfort- und Sicherheitsstandards bieten.

Wie im autonomen Auto

Das Cockpit sieht ein bisschen so aus, wie sich automobile Innenarchitekten den Passagierbereich künftiger autonomer Fahrzeuge vorstellen. Es gibt ausfahrbare Sitzkonsolen, die sich an den Mittelkonsolen von Autos orientieren und neben Stauraum auch Lademöglichkeiten für mobile Geräte bieten. Dem Thema Nachhaltigkeit will man mit recycelbaren Materialien gerecht werden, pflanzenbasiertes Leder wurde verarbeitet und wiederaufgearbeitete Kunststofftextilien, in den Sitzrahmen finden Reste aus der Produktion von Flugzeugzellen ein neues Leben.

Ganz schön abgehoben: Dieses Flugauto will Hyundai schon 2028 bauen

© Hyundai

Die Affinität von Hyundai zur Luftfahrt ist nicht neu. Schon vor zweieinhalb Jahren annocierten die Südkoreaner die Gründung eines eigenen Geschäftsbereichs namens „Urban Air Mobility“ (UAM) und stellten als Zukunfts-Vision ein „Personal Air Vehicle“ (PAM) mitsamt des drumherum gestrickten Mobilitätskonzepts vor.

Fliegen mit Wasserstoff

Auch mit dem eVTOL, das 2028 in den USA und dann in Europa starten soll, wird nicht das letzte Wort gesprochen sein. Ein weiteres Fluggerät befindet sich bereits in Planung, dann nicht für die regionale Luftmobilität, sondern – da von mittelgroßem Format – dazu geeignet, Passagiere und Nutzlasten von Stadt zu Stadt zu befördern. Der Antrieb erfolgt mit Brennstoffzelle, auch da (Stichwort Wasserstoff-Auto Nexo) hat Hyundai bekanntlich eine Expertise. In den 2030er-Jahren sollen solche Flugzeuge abheben, zunächst in Südkorea.

Batterieelektrisch? Brennstoffzelle? Klingt ökologisch, erreicht aber nicht die Umweltfreundlichkeit des Fliewatüüts – ihm diente Himbeersaft aus dem Vorratskeller als Treibstoff.

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