Im selbstgebauten Elektro-Renner

In 0,956 Sekunden von 0 auf 100: Schweizer Studenten knacken den Weltrekord

Ursula Ellmer

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16.9.2023, 10:17 Uhr
Dieses Auto ist kein Spielzeug: Den vollelektrischen Mythen haben die Studierenden selbst entwickelt.

© ETH Dieses Auto ist kein Spielzeug: Den vollelektrischen Mythen haben die Studierenden selbst entwickelt.

Der Rimac Nivera gilt als das schnellste Elektroauto der Welt. Das unfassbare 1914 PS starke Hypercar hat schon eine Topspeed von 412 Stundenkilometern erreicht und fegt laut Werksangabe in 1,85 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das lässt sich nicht toppen, meinen Sie? Doch: Geschafft hat das jetzt ein Team aus der Schweiz, und zwar nicht mit einem hochexklusiven 2,38-Millionen-Euro-Renner, sondern mit einem ziemlich winzigen Wägelchen, das auf den ersten Blick einer Seifenkiste nicht ganz unähnlich sieht.

Nach 12,3 Metern war alles vorbei

Das elektrische Geschoss namens „Mythen“ brauchte nicht einmal eine Sekunde, um die 100er-Marke zu knacken, exakt belief sich die Sprintzeit auf 0,956 Sekunden. Auch räumlich gesehen war das eine äußerst kurzfristige Angelegenheit, schon nach 12,3 Metern war der neue Weltrekord für Elektrofahrzeuge in trockenen Tüchern.

Die Weltrekord-Fahrerin heißt Kate Maggetti.

Die Weltrekord-Fahrerin heißt Kate Maggetti. © ETH

Entwickelt haben den Mythen rund 30 Studierende der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der Hochschule Luzern. Als Baumaterial verwendeten sie viel Carbon und Aluminium, so brachte der Experimental-Flitzer nur 140 Kilogramm auf die Waage. Auch die vier Radnabenmotoren mit einer Gesamtleistung von 240 kW/326 PS wurden von dem im Akademischen Motorsportverein Zürich (AMZ) organisierten Team selbst entwickelt.

Bodenhaftung dank Staubsauger-Effekt

Um zum Erfolg zu gelangen, mussten die Studierenden auch das Thema der Bodenhaftung in den Griff bekommen. Das gelang durch den Einbau einer großen Platte, die den Mythen in Staubsauger-Manier an den Boden saugt.

Im Schwäbischen dürfte die Nachricht von der Weltrekordfahrt weniger Freude ausgelöst haben. Denn vor dem Schweizer Team hatte eine Mannschaft der Uni Stuttgart den Rekord gehalten. Ziemlich genau vor einem Jahr, am 23. September 2022, war es den Studierenden gelungen, ihr Elektrofahrzeug auf der Teststrecke des Bosch-Forschungscampus in Renningen binnen 1,461 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Dieser Rekord wurde jetzt um über ein Drittel unterboten.

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