Ladebordstein für Elektroautos

Ladestrom aus der Bordsteinkante

20.5.2023, 10:10 Uhr
Elektroauto-Laden: Hier kommt der Strom aus dem Bordstein.

© Rheinmetall Elektroauto-Laden: Hier kommt der Strom aus dem Bordstein.

Bis 2030 will die Bundesregierung mindestens 15 Millionen Elektroautos auf die Straße bringen. Doch wo sollen die alle laden? Entlang der Autobahnen verknüpft sich zwar ein immer dichtmaschigeres Netz an Schnellladestationen, und wer ein Häuschen bewohnt, ist ebenfalls fein raus, kann er doch bequem seine eigene, private Wallbox installieren.

Unbefriedigende Ladesituation

Ausgerechnet in der Stadt, wo die Elektromobilität eigentlich besonders gut aufgehoben ist, sieht die Ladesituation aber eher unbefriedigend aus. Zunehmend machen E-Fahrer und -Fahrerinnen die Erfahrung, dass die verhältnismäßig raren „Stromtankstellen“ besetzt sind. Und für mehr Ladepunkte fehlt es an Fläche.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Idee des Düsseldorfer Rüstungs- und Technologiekonzerns Rheinmetall ziemlich clever: Das Technology Center des Unternehmens hat einen Ladebordstein entwickelt. Vorgestellt wurde er bereits im vergangenen November auf der Fachkonferenz VDE E-Mobility, im Sommer sollen nun die ersten Tests im öffentlichen Raum beginnen. Dazu hat Rheinmetall eine Vereinbarung mit der Stadt Köln geschlossen, auch das Ladenetzwerk TankE GmbH – eine Tochter des Energieversorgers RheinEnergie - ist an dem Pilotprojekt beteiligt, für das zwei unterschiedliche Standorte im Stadtgebiet vorgesehen sind.

22-kW-Wechselstromanschluss integriert

In den Ladebordstein ist ein 22-kW-Wechselstromanschluss integriert, das entspricht dem, was die meisten innerörtlichen Standard-Ladesäulen bieten. Und es tun sich vielerlei Vorteile auf: Die Lösung ist platzsparend, Bordsteine gibt es praktisch überall, zudem parkt der E-Mobilist direkt an der Quelle, er (oder sie) müsste also auch nicht auf den verwegenen Gedanken kommen, das Ladekabel quer über den Gehweg zu ziehen.

Per Open Charge Point Protocol (OCPP, zu deutsch Freier Ladepunkt Kommunikationsstandard) kann der stromspendende Bordstein in bereits bestehende Ladeinfrastrukturen eingebunden werden. Und beim Bau und bei der Erschließung neuer Straßen, die aktuell noch keinen Bedarf an Lademöglichkeiten haben, ließen sich die gewünschten Ladepunkte zumindest schon einmal vorbereiten: An den entsprechenden Stellen würden dann sogenannte Dummy-Bordsteine gesetzt, in die zu einem späteren Zeitpunkt nur noch das Elektronikmodul eingesetzt wird. Die Nachrüstung, sagen die Entwickler, sei in wenigen Minuten möglich und somit ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen. Das gleiche gelte für die Wartung des Ladebordsteins, zu der die Elektronik-Einheit einfach entnommen wird.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Nicht nur am Straßenrand könnten die Ladebordsteine perspektivisch verbaut werden, sondern auch an anderen Außenstellplätzen – bei Firmen oder Einkaufszentren beispielsweise, oder an Mehrfamilienhäusern. Die Abrechnung des betankten Stroms soll über ein Bezahlterminal erfolgen, dessen Display in den Bordstein eingelassen ist und auch die üblichen Angaben zum Ladevorgang veranschaulicht.

Anderer Ansatz: Laden an der Straßenlaterne.

Anderer Ansatz: Laden an der Straßenlaterne. © Ubitricity

Der Ladebordstein ist nicht der erste Ansatz, der über konventionelle Ladesäulen hinausdenkt. Eine andere Idee für den urbanen Raum sieht vor, Straßenlaternen mit einer Zweitfunktion als Ladestation zu auszustatten. Praktiziert wird das bereits von der Shell-Tochter Ubitricity.

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