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Opel Corsa und Corsa Electric: Was bringt das Facelift für den Kleinen?

Ulla Ellmer

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13.10.2023, 18:34 Uhr
Vom Corsa Electric gibt es jetzt eine zweite Antriebsvariante mit mehr Leistung und höherer Reichweite.

© Hersteller Vom Corsa Electric gibt es jetzt eine zweite Antriebsvariante mit mehr Leistung und höherer Reichweite.

Mit dem, was der Corsa leistet, kann Opel sehr zufrieden sein. Der kleine Kompakte trägt 40 Prozent der Verkaufszahlen. Und in den beiden vergangenen Jahren war er sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien der meistverkaufte Kleinwagen. Das sagen zu können, ist auch gut fürs Opel-Image.

Einen solchen Bestseller gilt es zu hegen und zu pflegen. Genau das passiert jetzt: Von einem „neuen Corsa“ zu sprechen, wie es Opel werbewirksam tut, ist zwar etwas zu viel des Guten, im Grunde geht es um ein Facelift beziehungsweise Update. Doch das fällt tatsächlich ziemlich umfangreich aus.

Quer übers Heck zieht sich nun der "Corsa"-Schriftzug.

Quer übers Heck zieht sich nun der "Corsa"-Schriftzug. © Hersteller

Los geht es bei der Optik. Der 4,06 Meter lange Corsa schließt sich ausdrücklich dem Trend an, wonach Kleinwagen nicht mehr niedlich, sondern bitte selbstbewusst auszusehen haben. Die Gesichtszüge prägt die „Vizor“-Maske, die sich wie ein schwarz getöntes Visier quer über die Front legt, das Heck wiederum zeigt mittig platziert und prominent den Corsa-Namenszug, so trägt man das jetzt. Chromschmuck fällt komplett weg.

Umstyling im Innenraum

Auch der Innenraum wurde einem Umstyling unterzogen. Auf Wunsch gibt es ein volldigitales Cockpit mit bis zu zehn Zoll großem Touchscreen, der ein neues Infotainment mit unkomplizierterer Menüführung beherbergt. Löblicherweise verzichtet der Corsa jedoch nicht ganz auf haptische Bedienelemente. Die Sprachassistenz merkt auf den Zuruf „Hey Opel“ auf, hat auf unsere Wünsche aber nicht immer verständnisvoll reagiert. Erstmals findet das Smartphone kabellos über Apple CarPlay und Android Auto Anschluss, auch induktives Aufladen ist möglich, zusätzlich stehen drei USB-C-Anschlüsse zur Verfügung. Und der Automatik-Wählhebel schrumpft zum Mini-Shifter.

Das Digital-Cockpit gehört beim Corsa Electric immer zur Serienausstattung.

Das Digital-Cockpit gehört beim Corsa Electric immer zur Serienausstattung. © Hersteller

Mit dem Platzangebot kann man gut leben, wobei sich im Fond nur Kinder wirklich wohlfühlen dürften, aber das ist einfach der Fahrzeugklasse geschuldet. In den Kofferraum passen 267 bis 1042 Liter, auch das geht in Ordnung.

Ein Drittel Elektro-Anteil

Der Erfolg des Corsa beruht nicht zuletzt auf dem Umstand, dass er auch vollelektrisch zu haben ist und somit die Kundenwünsche des neuen E-Zeitalters bedienen kann. Schon jetzt gehen 30 Prozent der Verkaufszahlen aufs Konto des „Electric“. Nun kommt eine zweite Antriebsvariante hinzu: Ergänzend zur Leistungsstufe mit 100 kW/136 PS hält sich der stärkere „GS Long Range“ bereit, der auf 115 kW/156 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment zurückgreifen kann.

Die Batteriekapazität steigt beim „Long Range“ geringfügig von 50 auf 51 kWh. Das allein wäre nicht maßgeblich. Doch weil gleichzeitig die Zellchemie verändert wurde, ergibt sich eine verbesserte Effizienz und damit auch eine höhere Reichweite: Während der Basis-Electric 16,1 bis 15,8 kWh Strom pro 100 Kilometer verbraucht und mit einer Akkuladung bis zu 354 Kilometer weit kommt, ist der „Long Range“ mit 14,6 bis 14,3 kWh zufrieden und schafft maximal 402 Kilometer. Das würden wir nach einer ersten Testfahrt unterschreiben, die laut Bordcomputer 400 Kilometer weit führen hätte können und mit 14,0 kWh/100 km zu bilanzieren war.

Stärkere Ladetechnik kostet extra

Beiden Electric-Varianten gibt Opel serienmäßig eine Wärmepumpe mit und die Fähigkeit, Gleichstrom mit bis zu 100 kW aus der Schnellladesäule zu beziehen, die Ladedauer bis 80 Prozent wird mit einer runden halben Stunde angegeben. Für einphasiges Wechselstrom-Laden – zum Beispiel an der Wallbox - ist leider nur ein 7,4-kW-Onboard-Charger obligatorisch. Der leistungsstärkere 11-kW-Lader für dreiphasiges Stromfassen, der die Ladezeit beim Longe Range auf drei Stunden und zehn Minuten verkürzt, kostet 1190 Euro Aufpreis.

Bedauerlicherweise besteht zudem keine Möglichkeit, die Akkuladung automatisch auf gesunde 80 Prozent zu begrenzen, ein Defizit, das man schon von anderen Stromern aus der Stellantis-Familie kennt, dem Peugeot 208 etwa, dem Jeep Avenger oder dem Opel Astra Electric. Auch bei der noch etwas rudimentären Laderoutenplanung des Navis wären Verbesserungen wünschenswert.

Entspanntes Fahren

Eine sehr erfreuliche Vorstellung liefert der Corsa Electric GS Long Range aber im Fahrbetrieb ab. Leise stromert er seiner Wege, der E-Motor geht kräftig zur Sache, das wohlabgestimmte Fahrwerk federt Störeinflüsse geschmeidig weg. Das lässt erwarten, dass man auch nach längeren Strecken entspannt wieder aussteigt. Drei Fahrstufen (Eco, Normal, Sport) sind anzuwählen, die Rekuperationsleistung ist bequem über eine B-Taste zu intensivieren.

Fürs Protokoll die Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h geht es in 8,1 Sekunden (Basis-Electric 8,7 Sekunden), die Höchstgeschwindigkeit wird bei 150 km/h abgeregelt.

Verbessert: Das blendfreie Matrixlicht arbeitet nun mit 14 LED-Elementen.

Verbessert: Das blendfreie Matrixlicht arbeitet nun mit 14 LED-Elementen. © Hersteller

Nach wie vor gibt es den Corsa aber auch mit konventionellen Antrieben. Nicht mit einem Diesel, aber mit einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner, der 55 kW/75 PS leistet und – als Turbo - 74 kW/100 PS oder 96 kW/130 PS. Die mittlere Ausbaustufe ist wahlweise mit einer Achtstufen-Automatik zu verbandeln, beim stärksten Modell ist sie serienmäßig. Kurz nach dem Marktstart im Oktober wird Opel außerdem zwei 48-Volt-Mildhybride nachschieben, bei denen der 1,2-l-Dreizylinder-Turbo mit 74 kW/100 PS oder 100 kW/136 PS Unterstützung durch einen 21 kW/28 PS starken Elektromotor erfährt.

Nur zwei Ausstattungsvarianten

Bei der Ausstattung macht Opel es dem Kunden – und sich selbst – künftig insofern einfacher, als nur zwei Linien gelistet werden, „Corsa“ und „Corsa GS“. Assistenten wie Frontkollisionswarner, Adaptivtempomat, Verkehrsschild-, Fußgänger- und Müdigkeitserkennung sowie ein Spurhaltesystem fahren immer mit, auch eine Klimaanlage zählt zur Serienausstattung. Speziell beim Corsa Electric ist stattdessen eine Klimatisierungsautomatik vorinstalliert, außerdem das volldigitale Fahrerinfodisplay und 16-Zoll-Leichtmetallräder.

Während der Benzin-Corsa schon ab 19.800 Euro zu haben ist, sind in den Corsa Electric mindestens 34.650 Euro zu investieren, das neue Long-Range-Modell kommt auf 38.045 Euro.

Benziner und Electric: Leasingrate bleibt gleich

Elektro-Umsteiger will Opel mit einem interessanten Leasing-Angebot locken. Die Monatsrate von 169 Euro für den Corsa Electric unterscheidet sich nicht von der für den Basis-Benziner mit 75 PS. Allerdings lohnt es sich, etwas genauer hinzusehen, denn während die Jahreslaufleistung beim Benziner 10.000 Kilometer beträgt, sind es beim Electric lediglich 5000.

Die Länge bleibt mit 4,06 Metern unverändert.

Die Länge bleibt mit 4,06 Metern unverändert. © Hersteller

Seine Erfolgsgeschichte dürfte der Opel Corsa auch in Zukunft fortsetzen. Schon allein deshalb, weil sich die Konkurrenz lichtet beziehungsweise Lücken hinsichtlich der Elektrifizierung leistet. Der Ford Fiesta ist inzwischen Geschichte, die Zukunft des VW Polo ungewiss, zudem gibt es den Wolfsburger Mitbewerber nicht einmal hybridisiert, geschweige denn vollelektrisch. Dem Corsa kann das nur recht sein.

Opel Corsa und Corsa Electric in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, beim Händler ab Oktober 2023

Wen er ins Visier nimmt: VW Polo, Seat Ibiza, Kia Rio, Toyota Yaris Cross, Peugeot 208 etc.

Was ihn antreibt: 1,2-l-Dreizylinder-Benziner mit 55 kW/75 PS, 74 kW/100 PS und 96 kW/130 PS. Elektromotoren mit 100 kW/136 PS und 115 kW/156 PS

Was er kostet: Ab 19.800 Euro, Corsa Electric ab 34.650 Euro

Was noch kommt: Zwei 48-Volt-Mildhybride

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