Statistik ausgewertet

Senioren im Straßenverkehr: Diese Unfallzahlen überraschen

3.3.2023, 11:11 Uhr
Seniorin am Steuer: Ältere Autofahrende profitieren oft von ihrer langjährigen Erfahrung.

© Oliver Krato, NNZ Seniorin am Steuer: Ältere Autofahrende profitieren oft von ihrer langjährigen Erfahrung.

Tüttelig, langsam in der Reaktion, ein Risiko für sich und andere: Das ist der Ruf, der Senioren im Verkehrsgeschehen vorauseilt. Berechtigt oder ein bloßes Vorurteil? Dieser Frage ist das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer Auswertung der Unfallzahlen aus dem Jahr 2021 nachgegangen. Ergebnis: Ältere Menschen sind nicht etwa häufiger, sondern sogar seltener in Verkehrsunfälle verwickelt als jüngere Altersgruppen.

Zu dieser Erkenntnis gelangten die Statistiker, nachdem sie sich auch den Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung angesehen hatten. Hier machen die ab 65-jährigen 22,1 Prozent aus. An Unfällen mit Personenschaden waren sie aber nur zu 14,5 Prozent beteiligt.

Verändertes Mobilitätsverhalten

Der Grund für diesen unterdurchschnittlichen Wert ist nach Ansicht der Zahlenanalytiker darin zu suchen, dass sich in höherem Alter das Mobilitätsverhalten ändert. Die Teilhabe am Straßenverkehr sinkt – beispielsweise, weil die regelmäßige Fahrt zur Arbeit wegfällt. Außerdem werden individuelle Verkehrsmittel wie das Auto oder das Fahrrad seltener genutzt als noch in jüngeren Jahren.

Dass das untersuchte Zahlenmaterial nicht nur Autofahrende erfasst hat, gewinnt bei einem weiteren Ergebnis Relevanz. Und das ist weniger erfreulich: Auch wenn Senioren verhältnismäßig selten in einen Verkehrsunfall geraten, so tragen sie – wenn es denn passiert – oft besonders ernste Folgen davon. So erlitten fast 25 Prozent der im Jahr 2021 verunglückten älteren Menschen schwere Verletzungen – bei den unter 65-Jährigen waren es hingegen nur knapp 16 Prozent. Noch gravierender stellt sich die Diskrepanz bei den Getöteten dar. Während 0,6 Prozent der verunglückten unter 65-jährigen den Unfall nicht überlebt haben, starben 1,9 Prozent der Seniorinnen und Senioren. Das sind über drei Mal so viele. Neben einer im Alter schwächeren physischen Verfassung, mit der ein höheres Verletzungsrisiko einhergeht, könnte noch ein anderer Punkt eine Rolle spielen: Ältere Menschen sind – siehe oben – besonders oft zu Fuß unterwegs. Doch damit zählen sie zu den ungeschütztesten aller Verkehrsteilnehmer.

Viele Kfz-Versicherer verlangen speziell den Autofahrenden unter den Seniorinnen und Senioren höhere Beiträge ab als jüngeren Kunden. Die Statistik scheint den Assekuranzen recht zu geben. Denn wenn es 2021 zu einem Unfall mit einem älteren Pkw-Fahrer kam, musste diesem vergleichsweise oft die Hauptschuld zugeschrieben werden – nämlich in mehr als zwei Dritteln der Fälle (68,2 Prozent). Bei den über 75-Jährigen steigt die Zahl sogar auf drei Viertel (75,9 Prozent).

Keine Raser

Das zugrunde liegende Fehlverhalten ist allerdings weniger dramatisch. Rasen, Nichteinhalten des Sicherheitsabstands oder Alkoholfahrten kommen bei älteren Pkw-Fahrern und -Fahrerinnen eher selten vor. Vergleichsweise häufig missachten sie dagegen die Vorfahrt oder begehen Fehler beim Rückwärtsfahren, Abbiegen, Wenden oder Ein- und Anfahren.

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