Tesla Cybertruck

Würden Sie sich mit diesem futuristischen Pick-up sehen lassen?

Ulla Ellmer

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4.12.2023, 17:58 Uhr
Der martialische Cybertruck ist Teslas erster Pick-up - und gleichzeitig der erste echte Geländegänger der Marke.

© Tesla Der martialische Cybertruck ist Teslas erster Pick-up - und gleichzeitig der erste echte Geländegänger der Marke.

Vier Jahre ist es nunmehr her, dass Tesla-Chef Elon Musk in Los Angeles einen Pick-up vorgestellt hat, wie es bis dato keinen gab und bis heute nicht gibt: In seiner exaltierten Scharfkantigkeit sah der vollelektrische Cybertruck aus, als würde er geradewegs aus der Kulisse eines Science-Fiction-Streifens in die real existierende Verkehrswelt fahren. Auslieferungsbereit, sagte Musk seinerzeit, sei der Cybertruck im Jahr 2021, der Einstiegspreis werde bei 39.000 Dollar liegen, was umgerechnet keinen 36.000 Euro entspricht.

Seither geistert der Cybertruck durch die Tesla-Foren und beschäftigt die erwartungsfrohe Vorstellungskraft der elektro-affinen Pick-up-Kunden ebenso wie die Medien. Doch der Produktionsstart musste immer wieder verschoben werden. Erst hieß es, der Vollelektriker mit der Ladefläche würde nicht 2021, sondern 2022 kommen, daraus wurde dann Anfang 2023. Doch erst am 30. November 2023 gingen tatsächlich die ersten zehn Cybertruck-Exemplare an (ausgewählte) Kunden, die Übergabe nahm Elon Musk höchstpersönlich vor. Tesla-typisch wurde das „Delivery Event“ vor laufenden Kameras zelebriert, Schauplatz war die Tesla-Fabrik im texanischen Austin.

Der Cybertruck bekommt eine adaptive Luftfederung, den Einsatz im Gelände begünstigen eine Bodenfreiheit von 43 Zentimetern und, modellabhängig, Allradantrieb.

Der Cybertruck bekommt eine adaptive Luftfederung, den Einsatz im Gelände begünstigen eine Bodenfreiheit von 43 Zentimetern und, modellabhängig, Allradantrieb. © Tesla

Dass Tesla beim Cybertruck endlich Vollzug melden kann, ist vor allem aus zwei Gründen wichtig. Der erste: Die als vorbildhaft innovativ gefeierte Marke braucht dringend etwas Neues. Lässt man diverse Software-Updates, Modellpflegemaßnahmen und neue Varianten einmal beiseite, ist die große Limousine Model S schon seit 2012 auf dem Markt, das kleinere Model 3 wird seit 2017 produziert, das SUV Model Y seit 2020. Grund Nummer zwei: Ein Pick-up ist auf dem bedeutenden US-Markt nahezu unverzichtbar. Dort sind auch 2022 wieder die drei meistverkauften Modelle solche Trucks gewesen, wie aus Zahlenmaterial des Portals Statista hervorgeht. Angeführt wurde die Hitliste von der Ford F-Serie, gefolgt vom Chevrolet Silverado und vom Ram Pick-up.

Viel teurer als erwartet

Bei seinem Eintritt ins wirkliche Leben sieht der Cybertruck noch immer so abgehoben spacig aus wie bei seiner ersten Vorstellung im Jahr 2019, futuristischer und gleichzeitig martialischer geht kaum. Auch an der stattlichen Länge von 5,86 Metern hat sich nichts geändert. Die Breite hingegen ist im Vergleich zum Prototypen von 2,03 auf 2,41 Meter (mit Spiegeln) gewachsen, die Höhe hat sich von 1,90 auf 1,79 Meter verflacht. Für große Ernüchterung sorgt der Preis: Von wegen 39.000 Dollar – aufgerufen werden mindestens 60.990 Dollar, das entspricht gut 56.000 Euro.

Nimmt einiges mit: Die Länge der Ladefläche wird mit 1,98 Metern angegeben.

Nimmt einiges mit: Die Länge der Ladefläche wird mit 1,98 Metern angegeben. © Tesla

Diese Konditionen gelten für das Basismodell, die sogenannte Single-Motor-Variante mit Heckantrieb, die allerdings erst 2025 auf den Markt kommt. Wohl auch deshalb sind der Tesla-Homepage keine Leistungsdaten zu entnehmen, genannt werden aber Reichweite (402 Kilometer), Sprintvermögen (0 auf 100 km/h in 6,7 Sekunden) und Spitze (180 km/h). Die Zuglast soll 3402 kg betragen.

Topmodelle mit Allradantrieb

Bereits für 2024 sind die beiden höher positionierten Versionen avisiert. Der allradgetriebene, knapp drei Tonnen schwere Dual-Motor-Cybertruck leistet 447 kW/608 PS, schafft den 0-auf-100-km/h-Spurt in 4,3 Sekunden, fährt 180 km/h schnell, kommt mit einer Akkuladung rund 550 Kilometer weit und kann fast fünf Tonnen auf den Haken nehmen. Eingepreist ist er ab 79.990 Dollar (rund 73.640 Euro).

Das 3,1 Tonnen schwergewichtige, dreimotorige und ebenfalls allradgetriebene Topmodell trägt den dramatischen Namen „Cyberbeast“. Brachiale 630 kW/857 PS bietet es auf, rennt in 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, erreicht 209 km/h Spitze und eine Reichweite von 515 Kilometern. Die Zuglast beziffert Tesla wie beim Dual-Motor auf knapp fünf Tonnen, beim Preis ist von 99.990 Dollar (ca. 92.100 Euro) die Rede.

Noch keine Angaben zum Akku

Während die Ladeleistung am Supercharger mit 250 kW angegeben wird (in einer Viertelstunde soll Strom für bis zu 235 Kilometer nachzufassen sein), lässt sich über die Akkukapazität bislang nur spekulieren, kolportiert werden 123 kWh.

Das nach Herstellerangabe "ultrafeste Außenskelett aus Edelstahl" soll selbst gegen heftige Einwirkungen gewappnet sein. Die Scheiben, so heißt es, bestehen aus "bruchfestem Panzerglas".

Das nach Herstellerangabe "ultrafeste Außenskelett aus Edelstahl" soll selbst gegen heftige Einwirkungen gewappnet sein. Die Scheiben, so heißt es, bestehen aus "bruchfestem Panzerglas". © Tesla

Offensichtlich wird es für das Dual-Motor-Modell und das Cyberbeast auch einen Range Extender geben, der die Reichweite auf 755 beziehungsweise 705 Kilometer verlängert.

Zusatz-Batterie auf der Ladefläche

Das geschieht aber nicht mithilfe eines zusätzlichen Motors, sondern durch eine Extra-Batterie, wie Elon Musk auf X erklärte. Dieses Akkupack werde auf der Ladefläche transportiert, die es zu etwa einem Drittel beanspruche, dabei aber noch immer Platz für „eine Menge Cargo-Gut“ lasse. Gedacht sei die Zusatzbatterie für besonders lange Fahrten oder Situationen, in denen man einen schweren Anhänger Bergstrecken hinaufziehen müsse. Unbeantwortet lässt Musk aber die Fragen, wie und wo die Zweit-Batterie aufzuladen ist und wie sie ans elektrische System des Fahrzeugs angeschlossen wird.

Typisch Tesla: Das Bedienkonzept fokussiert sich auf den großen Zentralbildschirm.

Typisch Tesla: Das Bedienkonzept fokussiert sich auf den großen Zentralbildschirm. © Tesla

Auch anderes wird sich erst noch klären müssen. Beispielsweise, ob die Übergabe der ersten zehn Cybertrucks tatsächlich der Auftakt der Markteinführung oder erst mal nur Show war, die das Interesse an dem elektrischen Pick-up am Leben halten soll. Oder ob der Lastenträger auch nach Deutschland kommt – auf der hiesigen Homepage kann man ihn zwar „entdecken“ und sich für Updates registrieren lassen, anders als in den USA sind aber keine Reservierungen möglich.

Elektrische Pick-ups als Ladenhüter?

Und nicht zuletzt wird es spannend sein zu sehen, ob Teslas Ziel, bis zu 250.000 Cybertruck-Einheiten pro Jahr zu bauen, tatsächlich vom Kundeninteresse unterfüttert sein wird – sprich, ob sich genügend Käufer finden, die das ungewöhnliche Design ebenso goutieren wie den Elektroantrieb. Bislang sind stromernde Pick-ups kein allzu großer Erfolg, weder der Ford F-150 Lightning noch der Chevrolet Silverado EV oder der Rivian R1T schreiben beeindruckende Stückzahlen.

Ein Heckzelt gehört ebenso zum Zubehörprogramm wie eine Rampe, über die sich beispielsweise Motorräder auf die Ladefläche schaffen lassen.

Ein Heckzelt gehört ebenso zum Zubehörprogramm wie eine Rampe, über die sich beispielsweise Motorräder auf die Ladefläche schaffen lassen. © Tesla

Als Lifestyler und Imageträger könnte der Cybertruck also eine wichtigere Rolle spielen denn als Volumenbringer. Diesen Part übernehmen wohl eher Teslas künftige Einstiegsmodelle. Das eine ist ein unterhalb des Model 3 angesiedelter Kleinwagen, der möglicherweise den Namen Model 2 und ein Preisschild ab 25.000 Dollar (umgerechnet 23.100 Euro) bekommt. Beim anderen handelt es sich um ein Kompakt-SUV, das eine Nummer keiner ausfällt als das Model Y und Model Q heißen könnte. Bestätigt hat Elon Musk das Duo bereits. Wie lange es nun erst einmal durch Tesla-Foren und Medien geistert, bleibt abzuwarten.

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