Schwindende Kapazität

Handy über Nacht aufladen: Ist das wirklich schädlich für den Akku?

17.10.2023, 07:59 Uhr
Das Handy über Nacht an den Strom hängen - dieses Vorgehen schwächt auf Dauer die Akkukapazität.

© Christin Klose/dpa-tmn Das Handy über Nacht an den Strom hängen - dieses Vorgehen schwächt auf Dauer die Akkukapazität.

Abends vor dem Schlafen das Handy ans Ladegerät stöpseln, um am nächsten Morgen mit einem vollen Akku in den Tag zu starten: So praktisch und unkompliziert das für den Handybesitzer ist, für den Akku kann dieses Vorgehen ziemlich belastend sein und den Akku schneller altern lassen.

Denn: Wir schlafen meist deutlich länger, als die gängigen Smartphone-Modelle zum Aufladen brauchen: In der Regel sind die Akkus bereits nach ein bis drei Stunden vollständig geladen. Den Rest der Zeit hängen die Handys trotzdem weiter am Netz, obwohl der Ladeprozess längst abgeschlossen ist.

Bei Lithium-Ionen-Akkus liegt der optimale Ladungsbereich für eine lange Lebensdauer zwischen 20 und 80 Prozent. Weist der Akku häufig Werte darunter oder darüber auf, beschleunigt dies die chemische Alterung der Akkuzellen — der Akku verliert schneller an Leistung. Zudem gibt es beim nächtlichen Laden ein weiteres Problem.

Akkustand schwankt permanent

Ist der vollständige Akkustand erreicht, wird eine Ladeschaltung aktiv: Der schon vollgeladene Akku wird nicht weiter mit Energie gespeist. Wenn der Batteriestand dann aber in den nächsten Stunden wieder unter die 100-Prozent-Marke fällt, geht das Aufladen wieder los: Das passiert oft mehrere Male in der Nacht, und der Smartphone-Akku wird immer wieder von 99 Prozent auf 100 Prozent aufgeladen.

Das Problem dabei: Besonders die letzten paar Prozent Aufladung belasten den Akku des Telefons besonders und sorgen für einen erhöhten Verschleiß. Zwar nur in relativ geringem Ausmaß, aber im Laufe der Zeit wird die Gesamtleistung des Akkus durch diese Laderoutine geschwächt.

Klar ist aber auch: Auch ohne das Aufladen des Handys über Nacht nimmt die Akkukapazität mit der Zeit automatisch ab. Denn die in den meisten modernen Smartphones verbauten Lithium-Ionen-Akkus unterliegen einem natürlichen Verschleiß, der von den bereits durchgeführten Ladevorgängen abhängt.

Häufig ist dabei von rund 400 bis 500 Ladezyklen die Rede - ist diese Anzahl erreicht, liegt die Akkukapazität meist bei nur noch etwa 80 Prozent. Wer aber darauf achtet, sein Handy nicht dem ständigen Absacken und Neu-Aufladen des Akkus über Nacht auszusetzen, kann dazu beitragen, dass sich der natürliche Verschleißprozess etwas verlangsamt.

Spezielle Lademodi schützen

Viele Hersteller haben auf das nächtliche Laden reagiert und in ihre Smartphones Schutzmechanismen eingebaut: Bei Geräten von Apple, Google oder OnePlus lässt sich zum Beispiel eine Funktion namens "Optimiertes Laden" aktivieren. Dabei wird das Handy nur bis zu einem Akkustand von 80 Prozent aufgeladen und erst kurz vor dem Aufwachen folgen die restlichen 20 Prozent. Das Mobiltelefon lernt die ungefähre Aufsteh-Zeit im Laufe der Zeit über einen Algorithmus oder der Nutzer oder die Nutzerin stellen sie manuell ein.

Wer diese Funktion nicht hat und sein Handy trotzdem am liebsten über Nacht lädt, der kann zum Beispiel ein Ladegerät mit nur fünf bis 10 Watt verwenden. Damit dauert das Aufladen deutlich länger und der Handyakku schwankt weniger häufig zwischen den 99 und 100 Prozent. Eine andere Möglichkeit ist es, das Handy nachts auszuschalten. Dann verliert das Gerät nach dem Laden kaum Akku und verhindert so ebenfalls das permanente Wiederaufladen.