Kognitionsforschung

Machen Computerspiele Kinder intelligenter?

8.6.2023, 14:44 Uhr
Forscher haben herausgefunden, dass Videospiele auf Kinder nicht nur negativ wirken. (Symbolbild)

© IMAGO/Maria Diachenko Forscher haben herausgefunden, dass Videospiele auf Kinder nicht nur negativ wirken. (Symbolbild)

Im Diskurs über Kinder und ihre Mediennutzung findet ein Argument immer wieder Zuspruch. Videospiele, besonders Ego-Shooter, sollen Kinder und Jugendliche maßgeblich negativ beeinflussen und in manchen Fällen sogar zu aggressivem Verhalten führen. Die Arbeit eines Forscherteams gibt jetzt allerdings Hinweise darauf, dass sich Videospiele auch positiv auf bestimmte Fähigkeiten der Spielenden auswirken können.

Unter der Leitung des Psychiaters Bader Chaarani von der University of Vermont in Burlington, USA, haben Forschende im vergangenen Jahr ermittelt, wie sich die kognitiven Fähigkeiten von Kindern mit und ohne Videospiele unterscheiden. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" darüber berichtet. Für die Feldstudie beobachte das Team insgesamt 2217 Kinder zwischen neun und zehn Jahren. Zwei Merkmale wurden bei den jungen Probanden getestet: das Arbeitsgedächtnis sowie die Fähigkeit, einen erlernten Reiz zu unterdrücken.

Laut den Forschenden unterschieden sich die Kinder nicht im Hinblick auf Alter, IQ, Geschlecht, Ethnie oder durch das Einkommen der Eltern. Die Beobachtungen ergaben, dass Kinder, welche täglich mindestens drei Stunden Videospiele spielen, bei den getesteten Merkmalen ein bisschen besser abschnitten, als Kinder, die den Konsolen fern bleiben. Beispielsweise zeigten die Kinder mit Zugang zu Videospielen eine bessere Reaktionsfähigkeit.

Gedächtnisspiele haben positiven Einfluss

Eine weitere Studie der Psychologin Kasey Powers von der City University New York weist darauf hin, dass Videospiele auch bestimmte Fähigkeiten trainieren können. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie insgesamt 118 Einzelstudien zu den Auswirkungen von Videospielen auf die Informationsverarbeitung analysiert, erklärt die Christian-Albrecht-Universität Kiel. Laut den Ergebnissen haben gewisse Spiele einen besseren Effekt als andere, so haben beispielsweise Gedächtnisspiele den größten positiven Einfluss auf die Informationsverarbeitung. Keinen oder einen geringen Effekt zeigten Action-, Rätsel- und unspezifische Spiele.

Dieser Effekt hat allerdings Grenzen. Laut Powers sind die Erfolge sehr spezifisch. Das bedeutet: Mit einem bestimmten Spiel trainiert man nur eine spezifische Fähigkeit, zum Beispiel die visuelle Verarbeitung. Einen Transfer auf andere Bereiche oder eine allgemeine Intelligenzsteigerung konnten die Forschenden nicht beobachten.

Außerdem kann exzessives Gaming auch negative Folgen haben. Wer viel spielt, hat automatisch weniger Zeit für soziale Beziehungen im realen Leben. Laut Chaaranis Untersuchungen sind bei Videospielenden die Wahrscheinlichkeit für ein Aufmerksamkeitsproblem, Depressionen oder Hyperaktivitätsstörrungen höher als bei Nicht-Spielenden.

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