Zusätzliche Kosten

Netflix macht Ernst: Account-Sharing soll bis Ende Juni unterbunden werden

Andreas Hofbauer

Volontär

E-Mail zur Autorenseite

21.4.2023, 13:26 Uhr
Netflix plant bereits seit 2019 Maßnahmen gegen Account-Sharing. 

© Jenny Kane/AP/dpa Netflix plant bereits seit 2019 Maßnahmen gegen Account-Sharing. 

Netflix macht erst in Sachen Account-Sharing. Der Streaming-Anbieter will bis Ende Juni das Teilen von Accounts für unterschiedliche Standorte unterbinden. Das bedeutet: Account-Inhaber, die nicht zusammen wohnen, sollen bald jeweils ein eigenes Abonnement abschließen. Oder: Für das Account-Sharing zusätzlich bezahlen, pro weiterem Zugang. Die geplante Einführung der Anti-Sharing-Maßnahmen war im Februar noch einmal verschoben worden.

Zwar gehe man bei Netflix davon aus, dass sich die neuen Maßnahmen "kurzfristig negativ auf Mitgliedschaften und Einnahmen auswirken" werden, jedoch sei man überzeugt, dass das unterbundene Account-Sharing zu mehr Abonnements und Einnahmen führen werde.

Netflix erwartet mehr bezahlende Kundinnen und Kunden

Kundinnen und Kunden würden laut Netflix ihre eigenen Konten aktivieren. Im Rahmen einer Testmaßnahme in Kanada habe man festgestellt, dass die Zahl der bezahlten Abonnenten nach der Gegenmaßnahme höher sei als noch als vor dem Start des "Paid Sharing Service". "Bei dieser Account-Sharing-Initiative geht es darum, eine größere Basis potenzieller Mitglieder zu schaffen", erklärte Ted Sarandos, Co-Chief Executive, während einer Videopräsentation, berichtet die "Financial Times". "Deshalb haben wir uns sehr auf die Umsetzung konzentriert."

Schon 2019 hatte Netflix angekündigt, das Account-Sharing zu beenden, intensivierte seine Bemühungen nach einem starken Abonnenten-Zuwachs während der Pandemie jedoch nicht. Nachdem das Unternehmen aber im April 2022 zum ersten Mal einen Abonnenten-Rückgang verzeichnen musste, hat man das Vorhaben wieder verstärkt.

Die mutmaßlichen Anti-Sharing-Maßnahmen

Das Unternehmen testete verschiedene Login-Methoden, beispielsweise per App und Einweg-Code. Für die Anti-Account-Sharing-Maßnahmen in Deutschland soll Netflix ein Zusammenspiel aus Tracking über die IP-Adresse und E-Mail-Bestätigungen planen. Dabei sollen sich Kundinnen und Kunden alle 31 Tage mit ihrem Heim-Netz verbinden, damit das Gerät, auf dem Netflix angesehen wird, nicht gesperrt wird. Sollte man das nicht machen, könnte man noch auf eine begrenzte Anzahl an Verlängerungen um sieben Tage per Mail zurückgreifen. Das geht aus einem im Januar veröffentlichten, aber nach 24 Stunden wieder gelöschten, Netflix-Dokument hervor.

Wie teuer das bezahlte Account-Sharing in Deutschland werden wird, ist noch nicht bekannt. Die Kosten für ein bezahltes geteiltes Abonnement würden "individuell für einzelne Märkte" errechnet, sagte Netflix-Co-Chef Greg Peters.
Bei einem Testlauf in Portugal mussten Kundinnen und Kunden im Februar zusätzlich 3,99 Euro pro Person und Monat bezahlen. 5,99 Euro wurden in Spanien fällig.

Netflix hinkt den Erwartungen hinterher

Laut Unternehmensangaben teilen in rund 100 Millionen Haushalten User ihre Netflix-Konten, ohne dafür eine Extragebühr zu bezahlen. Netflix hat im ersten Quartal weltweit 1,7 Millionen neue Abonnenten verzeichnen können. Damit liegt das Unternehmen unter den Prognosen der Wall Street. Diese ist von 2,3 Millionen neuen Kundinnen und Kunden ausgegangen. Die Einnahmen von Netflix sind um 3,7 Prozent gestiegen, auf 8,16 Milliarden Dollar, der Nettogewinn ist von 1,6 Milliarden auf 1,3 Milliarden Dollar gesunken.