Nicht ohne Bedenken

Datenschützer schlagen Alarm: WhatsApp mit neuer Funktion - Millionen haben darauf gewartet

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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18.3.2024, 08:36 Uhr

Threema, Signal oder Telegram: Im Laufe der vergangenen Jahre haben zahlreiche Unternehmen versucht, WhatsApp als „Big Player“ zu attackieren. Bis heute konnte sich keiner so wirklich vorbei an die Spitze katapultieren.

Aber eben genau für diese Konkurrenten öffnet sich das Meta-Programm nun. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle gesagt: Natürlich nicht ganz freiwillig. Der wirkliche Grund dafür ist das Gesetz über digitale Märkte (Digital Market Acts). Hier hat die Europäische Union WhatsApp nämlich als „Gatekeeper“ eingestuft.

Heißt im Umkehrschluss: Wer den Dienst nutzt, soll dann auch von einer neuen Funktion profitieren und auch Nachrichten von anderen Messenger-Diensten empfangen können. Bislang ist es nicht möglich, dass sich beispielsweise Menschen über nur einen Chat schreiben, wenn einer WhatsApp, der andere beispielsweise Telegram installiert hat. Das soll sich in Zukunft dann jedoch ändern.

Jedoch nicht ganz ohne Kritik: Expertinnen und Experten in Sachen Datenschutz prangern an, dass die dann folgende Interoperabilität nicht nur Vorteile mit sich bringen könnte. Die Grundfrage, die sich hier stellt: Wie kann man auch weiter die Verschlüsselung von Nachrichten sicherstellen und gewährleisten, wenn man sich weiter für andere Anbieter buchstäblich öffnet. Unterschiedliche Anbieter gehen hier logischerweise anders vor. Deshalb ist es auch gar nicht so leicht, eine sichere Übertragung von Nachrichten zwischen verschiedenen Anbietern sicherzustellen.

Wie unter anderem „watson.de“ berichtet, fürchten die Expertinnen und Experten der EFF (Electronic Frontier Foundation), dass die neue Funktion dann auch zu Sicherheitsrisiken führen könnte. So benutze WhatsApp die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Rein auf dem Papier könnte dann die Gefahr bestehen, dass diese teilweise oder sogar ganz aufgehoben werden könnte. Meta selbst hat bereits betont, wie schwierig es ist, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufrechtzuerhalten, wenn Nachrichten zwischen verschiedenen Messenger-Apps hinweg versendet werden.

Deshalb raten Experten auch dazu, nur im absoluten Notfall über Drittanbieter zu kommunizieren. Ende-zu-Ende sei immer der bessere Weg und einer Mischvariante vorzuziehen, erklärt hierzu das Magazin „Futurezone“. Zudem sei hier angemerkt, dass es Nutzerinnen und Nutzer natürlich freigestellt sei, die Option zu nutzen. Deshalb müsse die Option auch selbst und proaktiv aktiviert werden. Während WhatsApp eben als „Big Player“ verpflichtet ist, sich hier zu öffnen, müssen sich andere Unternehmen bislang noch nicht darauf einlassen. Threema und Signal haben sich auch hier erst einmal bereits distanziert. Grund: Beide Unternehmen sehen hier Probleme in Sachen Datenschutz und Verschlüsselung.

Gegenüber „Heise online“ wird ein Threema-Sprecher zitiert: "Der Hauptgrund liegt darin, dass unsere Sicherheits- und Datenschutz-Standards nicht damit vereinbar sind. Wir können und wollen von diesen Standards nicht abweichen – sie sind, was Threema ausmacht."

Signal sieht die Angelegenheit zum aktuellen Zeitpunkt ähnlich: "Unsere Messlatte für den Schutz der Privatsphäre liegt extrem hoch, und wir werden sie nicht nur nicht senken, sondern wollen sie immer weiter anheben", erklärte Präsidentin Meredith Whittaker. "Derzeit würde eine Zusammenarbeit mit Facebook Messenger, iMessage, WhatsApp oder auch mit einem Matrix-Dienst eine Verschlechterung unserer Datenschutzstandards bedeuten."

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