Corona-Impfpass: Wie funktioniert das Reisen damit?

28.4.2021, 10:37 Uhr
So könnte der grüne Impfnachweis der EU aussehen.

© imago images/MiS So könnte der grüne Impfnachweis der EU aussehen.

Wer als Bundesbürger vollständig durchgeimpft ist und nach einer Reise in ein Hochrisikogebiet zurückkehrt, muss etwa in Niedersachsen und Baden-Württemberg nicht mehr in Quarantäne. In Rheinland-Pfalz gilt das schon länger, weitere Bundesländer denken darüber nach. Dieser vermeintliche Vorteil wurde lange von der Politik ausgeschlossen, doch die Realität schafft Fakten. Denn eigentlich bekommt man nur seine Grundrechte zurück. Bislang auf Papier, wird die Croona-Impfung künftig im digitalen Impfpass vermerkt.

Israelis, Schweden und Dänen haben ihn schon. Bis Juni will auch die EU den grünen Pass einführen. Wer damit seine Corona-Immunität nachweist, soll wieder EU-weit reisen dürfen. Aber nicht nur die Europäische Union setzt auf den digitalen Ausweis, um Reisebeschränkungen aufzuheben. Wir bringen Sie auf den Stand der Dinge.


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Corona-Warn-App: Die galt selbst Politikern lange als "zahnloser Tiger", doch die Zahlen sprechen inzwischen eine andere Sprache, Zigtausende wurden schon wegen eines Kontaktes gewarnt und ließen sich nur deshalb testen. Sie ist eigentlich das ideale Vehikel für die Speicherung und Verwaltung des deutschen digitalen Impfpasses, denn sie läuft immerhin auf 27 Millionen deutschen Smartphones.

Und so soll sie in einem weiteren Update noch vor den Sommerferien auch ein Impfzertifikat anzeigen können – damit kann man dann nachweisen, dass man vollständig geimpft wurde. Außerdem sollen negative Schnelltests angezeigt werden – sie wird dadurch zum Türöffner für viele Dinge unseres früheren Lebens.

Mit EU-Impfpass reisen

EU-Impfpass: Der grüne Pass, der offiziell "Digitales Grünes Zertifikat" heißen soll, wird ermöglichen, "sich sicher in der Europäischen Union und im Ausland zu bewegen – für die Arbeit und im Tourismus", sagt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Er soll dafür eine Impfung genauso erfassen wie eine überstandene Covid-19-Erkrankung und negative Testergebnisse nach PCR- oder Antigen-Methode. Wie beim Reisepass wird es zwar EU-Standards, aber offiziell für jedes Land einen eigenen Impfpass geben.

Für die deutsche Variante lässt die Bundesregierung eine Handy-App programmieren. Die soll den gelben Impfausweis aus Papier ergänzen – den halten Experten für fälschungsgefährdet. In der App gespeichert werden Impfdatum, Impfstoff und Name des Geimpften. Zusätzlich lassen sich Daten von Praxen und Impfzentren speichern. Zentraler Punkt ist aber ein QR-Code, der die Echtheit des Zertifikats garantieren soll und mit dessen Hilfe Grenzbeamte, Fluggesellschaften, Hotels und Restaurants den Gesundheitsstatus des App-Besitzers datenschutzkonform auslesen können. So soll jeder Prüfer nur die Auskünfte erhalten, die unbedingt nötig sind.

Nachweis aus Papier: Die Papiervariante eines Impfnachweises wird es weiter geben, denn nicht alle (und vor allem ältere) Bürger haben ein Smartphone, manche haben es vielleicht auch gerade nicht geladen, verloren oder fallen gelassen. Auf dem Markt werden auch haptische Corona-Testnachweise in Form kleiner Hefte angeboten, die etwa Digitalverweigerer, aber auch Datenschutzskeptiker noch in der Hand halten können. Im Heft von unisigns etwa lassen sich die Impfungen eintragen und einkleben, dazu gibt es mehrere Seiten für Corona-Testergebnisse. Es ist für 3,30 Euro pro Stück erhältlich.

IATA Travel Pass: Auch die Fluggesellschaften arbeiten an digitalen Gesundheitspässen. Um eine globale Lösung für die Luftfahrt zu schaffen, hat der internationale Airline-Verband IATA den Travel Pass entwickelt. Emirates, Singapore Airlines und Qatar Airways testen die App derzeit. Das Prinzip ist simpel: Die Reisenden laden sich die Anwendung herunter und speichern darin ihre Tests und Impfungen. Mit den Fluggesellschaften lassen sie sich datensicher teilen.

Voraussetzung für den Erfolg ist, dass er auch von den Zielländern anerkannt wird. "Die Regierungen können darauf vertrauen, dass das 'OK to Travel' echt und verifiziert ist", wirbt IATA-Präsident Alexandre de Juniac. Die Anwendung ist modular aufgebaut, sie kann mit anderen digitalen Lösungen zusammenarbeiten.

Impfpass für den Handel

AOK-Pass: Auch der internationale Handel benötigt Zertifikate, die das Reisen wieder einfacher machen. Die bekannteste Lösung ist der sogenannte AOK-Pass, hinter dem unter anderem die Internationale Handelskammer (ICI) steht. Mit der gleichnamigen deutschen Krankenkasse hat der AOK-Pass nichts zu tun. Vielmehr wurde er von der ICI gemeinsam mit dem Reisesicherheitsanbieter International SOS und dem schweizerischen Prüfkonzern SGS entwickelt.

Getestet wird er derzeit etwa von den Fluggesellschaften Air France und Etihad. Auch da laden Nutzer ihre Test- und Impfresultate in die App. Die erzeugt daraufhin einen QR-Code, der den ärztlichen Befund bestätigt. Die Daten sind ausschließlich auf dem eigenen Handy gespeichert.


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Common-Pass: Er wurde beim Weltwirtschaftsforum in Davos beschlossen. Eingesetzt wird er bei den Fluggesellschaften Cathay Pacific und United Airlines, inzwischen testen auch Lufthansa und Swiss mit. Der Common Pass greift auf bestehende Gesundheitsdaten zurück und konzentriert sich auf die Prüfung, ob die Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen stammen und zur Einreise ausreichen.

Der Bestätigungscode wird am Flughafen vorgezeigt – digital oder auf Papier. Die Daten sind nur auf dem eigenen Handy. Entwickler ist "The Commons Project", eine Non-Profit-Organisation aus IT-Fachleuten, Unternehmern, Künstlern und ehemaligen Regierungsmitarbeitern. Gefördert von der Rockefeller Stiftung, will die Organisation digitale und neue Technologien zum Wohl der Menschen entwickeln und einsetzen.

Mit einem faelschungssicheren Impfpass sollen die Buerger wieder zu mehr Freiheitsrechten in der Coronavirus Pandemie gelangen

Mit einem faelschungssicheren Impfpass sollen die Buerger wieder zu mehr Freiheitsrechten in der Coronavirus Pandemie gelangen © imago images/Sven Simon, NNZ

Welcher Impfpass wird sich durchsetzen?

Vermutlich mehrere. Die 27 EU-Mitgliedsstaaten setzen zunächst für das Unionsgebiet und vermutlich darüber hinaus einen Standard. Ebenso werden Fluggesellschaften, Touristik und Hotellerie ihre Lösungen pflegen und in die Buchungs- und Check-in-Systeme integrieren. Doch wie bei einer Kreditkarte kommt es nicht darauf an, wer sie ausstellt, sondern dass die Systeme zusammenpassen. Oder wie es Kommissionspräsidentin von der Leyen ausdrückt: Es geht darum, "die verschiedenen nationalen Lösungen miteinander zu verbinden".

Wie funktioniert der digitale Impfnachweis?

Ganz gleich, welche App man nutzt: Der Impfnachweis wird stets in Form eines QR-Codes abrufbar sein. Zunächst wird in der Arztpraxis oder im Impfzentrum ein erster QR-Code generiert und im Anschluss in der App gescannt. Auf diese Weise werden die Informationen zur COVID-19-Impfung an das einlesende Smartphone gebunden.

Wer später seine Impfbescheinigung vorzeigen muss, zeigt einen über die App erstellten zweiten Barcode vor, der ähnlich wie ein digitaler Boarding Pass gescannt werden kann. Der zweite Barcode enthält Informationen über die Gültigkeit der Impfung, die Chargennummer, den Namen des Geimpften und das Geburtsdatum. Der digitale Impfnachweis ist vor Veränderungen geschützt und bleibt stets ans Smartphone gebunden. Der QR-Code ist auch in Papierform erhältlich.

Und wann erlaubt der Impfpass wieder das Reisen?

IATA Travel Pass, AOK Pass und Common Pass sind bereits im Einsatz. Zum EU-Projekt hat sich Kommissionsvize Margaritis Schinas festgelegt: "Der Nachweis soll bis zum Beginn des Sommers einsetzbar sein, und der Sommer beginnt am 1. Juni." Die EU will bis dahin die technische Plattform fertiggestellt haben. Das ist ein ambitionierter Plan, dennoch wollen mehrere Länder früher an den Start: Die Dänen und Schweden haben bereits Impfpässe, Spanien will im Mai nachziehen.

Spannend bleibt, was mit dem Impfpass möglich sein wird. Grundsätzlich bleibt es den EU-Staaten überlassen, welche Rechte sie beim Reisen aus dem Zertifikat herleiten. In Österreich soll der Zugang zu Restaurants damit geregelt werden, in Griechenland die Übernachtung in Hotels. Und für Deutschland sagt Gesundheitsminister Jens Spahn: "Wer vollständig geimpft wurde, kann beim Reisen oder beim Einkaufen wie jemand behandelt werden, der ein negatives Testergebnis hat. Das ist eine wichtige Erkenntnis und erleichtert den Alltag enorm."

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