Raus aus dem Hotel und ab auf Rundreise!

Mauritius bei den Einwohnern: Auf dieser Insel lachen uns viele Gesichter an

15.11.2023, 20:00 Uhr
Eine Familie an der Bushaltestelle. Das erlebt nur, wer sich auf Tour begibt.

© Matthias Niese Eine Familie an der Bushaltestelle. Das erlebt nur, wer sich auf Tour begibt.

Ganz schön vollmundig klingt das Versprechen, das der mauritische Schnorchelguide mit dem schönen Namen Ludwig gegeben hat. Von Delfin-Garantie hat er gesprochen, nahe des Strandes von Flic en Flac seien morgens meist ein paar der Tiere unterwegs.

"Go, go, go!", ruft er plötzlich. Hektisch springen wir über die Bordwand des Bootes ins warme Wasser des Indischen Ozeans vor der Südwestküste von Mauritius. Es plätschert und blubbert in den Ohren, tausende Bläschen steigen vor der Taucherbrille auf. Die hat es beim Sprung fast vom Kopf gerissen.

Endlich hebt sich der Blasenvorhang all der ins Wasser gesprungenen Schnorchler: Auf dunkelblauer Bühne tanzen nicht fünf und nicht zehn, sondern mindestens 30 Delfine. Sie schwimmen dicht vor uns, unter uns, neben uns, manche haben Kälber dabei und lassen sich nicht stören (siehe auch unser Video auf www.nordbayern.de/reise). Wir müssen kräftig mit den Flossen strampeln, um ihnen hinterherzukommen. Dann tauchen sie ab, verschwinden im tiefen Blau. Wir tauchen auf und rufen unser Glück laut übers Wasser.

So hat das noch keiner erlebt

Zurück an Bord spüren wir die Delfine nur ein Stück weit wieder auf, sehen, wie sie in großen Gruppen übers Wasser springen. Wir hüpfen gut eine Stunde lang wieder und wieder zu ihnen hinein. Auch Vielreisende haben das so noch nicht erlebt – auf Mauritius wird es zum einmaligen Erlebnis.

In einem buddhistischen Tempel in Port Louis.

In einem buddhistischen Tempel in Port Louis. © Foto: Matthias Niese

Wir gehören zu den wenigen, die ihr Hotel auch mal verlassen haben, diese auf Mauritius meist luxuriöse Welt voller dienstbarer Geister, feiner internationaler Küche, mit Poolbar, Spa und gepolsterten Liegen an sauberem Palmenstrand. Hier verbringen viele reinen Badeurlaub, relaxen und sehen doch nichts von der Tropeninsel mit ihren 1,3 Millionen Einwohnern. Sie sähen dann, dass das Wort "vielfältig" (meist abgelutschtes PR-Attribut unzähliger Destinationen) auf Mauritius wirklich passt.

Von Menschen unbewohnt nahmen erst die Portugiesen, dann die Holländer das Eiland als wichtigen Zwischenstopp auf dem Weg zu den ostindischen Kolonien in Besitz. Von Krankheiten und Unwettern geplagt überließen sie Mauritius – benannt nach Moritz von Nassau – wieder sich selbst. Die Französische Krone übernahm die Insel, machte sie zur "Île de France" und privilegierte französische Siedler, die Sklaven aus Afrika auf Zuckerrohrplantagen schuften ließen.

Nach zweihundert Jahren nahmen ihnen die Briten die Insel ab und herrschten bis 1968 über die Kolonie, tasteten die alten Besitzstände und die französisch geprägte, kreolische Kultur jedoch kaum an. Da sich die freigelassenen Sklaven weigerten, weiter für ihre einstigen weißen Herren zu arbeiten, holten die Briten eine halbe Million Menschen aus Südindien nach Mauritius. Die Schwarzen gingen als Fischer an die Küsten, die Inder auf die Felder, Chinesen kamen als Händler in die Städte und die winzige, weiße Oberschicht saß weiter in ihren Herrenhäusern.

Wohlhabend, stabil, sauber

Marktgang mit dem Küchenchef.

Marktgang mit dem Küchenchef. © Matthias Niese

Auf Mauritius entstand ein kurioser Mix: Alle Menschen, auch Chinesen, Inder, Schwarze und Weiße, sprechen kreolisch – ein Dialekt, der auf Französisch basiert und mit Wörtern der Kulturen angereichert wurde. Amtssprachen sind Französisch und Englisch, im Parlament wird nur Englisch gesprochen. Schilder sind mal französisch, mal englisch beschriftet. Kochen Inder ein Chicken Curry, ist es nicht scharf und fettig-gehaltvoll wie in Südindien, sondern eher mild und nur mit etwas Öl angebraten. Sie verwenden Zutaten wie Tomatensauce, die sie sich von ihren kreolisch-afrikanischen Nachbarn abgeschaut haben und lieben Boulettes, die man in China als gefüllte Dumplings kennt.

Mauritius gilt als die stabilste afrikanische Demokratie, ist vergleichsweise wohlhabend und verzichtet sogar auf eine Armee. Seit die Regierung vor gut fünf Jahren Plastiktüten verbot und den Kindern in der Schule beibringt, dass sie ihre Umwelt schützen müssen, ist der Inselstaat sogar sauberer als so manches Land in Europa.

Die Insel ist aber mit 65 mal 50 Kilometer kleiner als das Saarland. Es ist nur ein kurzer Transfer von der einen auf die andere Seite. Dabei sehen Urlauber viel vom echten Leben auf der Insel und lernen zudem beide Küsten kennen, die sich bei einem Streifzug in einigen Punkten sehr unterschiedlich zeigen.

Mauritius Westküste:

Sonnenuntergang: Hier geht die Sonne unter, was auf einer Insel, auf der Paare aus aller Welt heiraten, entscheidend ist – die Sonne soll während der Zeremonie oder beim Kuscheln am Strand im Meer versinken.

Wetter: Der Westen liegt auf Leeseite, die Ostwinde vom Indischen Ozean verfangen sich in den Bergen. Das Wasser ist ruhiger, es ist etwas wärmer.

Strand: Mauritius ist von einem Korallenriff umgeben, die Strände sind an beiden Küsten seicht, der Seegang bricht mit weißem Kamm am Riff. Die Strände bestehen aus Korallensand mit kleinen Korallenstückchen. Badeschuhe mitnehmen.

Delfine beobachten: In so gut wie allen Hotels an der Westküste können Sie Delfintouren buchen, die Tiere lieben das ruhige Meer im Westen. Die Touren dauern gut eineinhalb Stunden.

Die Hauptstadt besuchen: Port Louis ist der Schmelztiegel. Ein Tag am Anfang ist ein Muss, um zu sehen, dass Sie auf einer lebendigen, bunten Insel leben. Meiden Sie übliche Shopping-Malls, tauchen Sie ein in die Altstadt mit Markthallen und lebhaften Gassen. Geführte Touren zu Einheimischen und Street Food buchen Sie bei www.mymoris.mu Tel.: 0 02 30 / 57 23 17 55.

Mauritius Ostküste:

Schnorcheln am Hausriff.

Schnorcheln am Hausriff. © Matthias Niese

Sonnenuntergang: Der ist hier längst nicht so romantisch, denn man sieht ihn kaum. Dafür erhebt sich die Sonne schon kurz nach fünf Uhr früh dramatisch aus dem Indischen Ozean. Viele erleben das Schauspiel beim morgendlichen Joggen oder – noch besser – bei einem Ausflug aufs Wasser.

Wetter: Der Osten ist die Wetterseite, auf der zu Beginn des Jahres sogar Zyklone auftreffen können. In der Regel ist es aber höchstens ein wenig windiger als im Westen, an heißen Tagen dafür angenehmer.

Sonnenaufgangs-Kajaktour: Um fünf klingelt der Wecker. Sie paddeln lautlos über das stille, flache Riff bis kurz vor die Wellenkante. Sie sehen Fische und erleben eine tolle Stimmung.

Trekking im La Vallée de Ferney: Im Südosten beginnt hinter einer Zuckerrohrplantage mit Herrenhaus ein tropisches Tal voller endemischer Pflanzen und seltener Vögel. Es ähnelt einem Park und lässt sich prima auf markierten Rundwegen durchwandern.

Flacq-Central Market: Der zentrale Fleisch-, Fisch-, Obst- und Gemüsemarkt öffnet mittwochs und sonntags seine Türen. Nicht nur die Einheimischen, auch die Küchenchefs der Hotels decken sich hier mit frischer Ware ein.

Mehr Informationen:
Mauritius Tourismus
www.tourism-mauritius.mu/de
sowie
Sun Resorts
www.sunresortshotels.com/de
Tel.: 0 69 / 9203 4760,
die die Reise unterstützten.
Anreise:
Täglich mit Air Mauritius ab Paris in zehn Stunden, Zubringerflug ab Nürnberg z.B. mit HOP/Air France in eineinhalb Stunden.
Wohnen Westküste:
Sugar Beach
www.sugarbeachresort.com/de
La Pirogue
www.lapirogue.com/de
Wohnen Ostküste:
Long Beach Resort
www.longbeachmauritius.com/de
Ile aux Cerfs Hotel & Golf Club
www.ileauxcerfsleisureisland.com
Beste Reisezeit:
Trockenzeit von Mai bis November, zwischen Dezember und April gelegentlich Niederschläge, Januar bis März Stürme möglich.

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