Von der Metropole in die Fledermausgrotte

Mittelmeerküste fünfmal anders: Religionen, Naturwunder und weiße Strände in Israel

Anne Kleinmann

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3.6.2023, 06:00 Uhr
Nach einer anstregenden Tour zu Fuß durch Tel Aviv, läd der Stadtstrand am Abend zum verweilen ein. 

© Anne Kleinmann Nach einer anstregenden Tour zu Fuß durch Tel Aviv, läd der Stadtstrand am Abend zum verweilen ein. 

Von Minute zu Minute breitet sich das Orange der untergehenden Sonne weiter aus und lässt langsam Meer und Land miteinander verschmelzen. Eine junge Frau steigt ins Wasser und schwimmt ins Meer, hinterm Strand türmen sich die Wolkenkratzer und Hotelburgen der Tel Aviver Uferpromenade.

14 Kilometer lang reicht der weiße Stadtstrand der Metropole mit seinem klaren Wasser. Insgesamt 140 Kilometer ist die Küste Israels lang. Das kleine Land ist Heimat für Juden, Muslime und Christen, ist voller Historie und heiliger Stätten. Wer dorthin fliegt, findet – nachdem er die strikten Passkontrollen am Flughafen überstanden hat – ein Land, das geprägt ist von Gegensätzen: Von modernen Städten wie Tel Aviv, von historischen Ausgrabungen und von Naturspektakeln.

1. Start in der Metropole: Tel Aviv

Für eine Reise entlang der Mittelmeerküste bietet sich Tel Aviv als perfekter Startpunkt an. Um die Stadt kennenzulernen, lohnt sich eine Streifzug zu Fuß ab Jaffa. Mit seinen kleinen, eng aneinander gebauten Häusern aus hellem Sandstein unterscheidet sich Jaffa gänzlich vom Rest der Stadt - seine Geschichte geht über 4.000 Jahre zurück. Die Altstadt, in der auch viele Künstler ihr Atelier haben, wurde allerdings im 19. Jahrhundert zum Problem: Eine Expansion war wegen der dichten Bebauung kaum möglich.

Im Stadtviertel Neve Tzedek, nur wenige Gehminuten von Jaffa entfernt, entschieden sich deshalb einige Familien, eine neue Stadt zu erbauen – die Geburtsstunde des heutigen Tel Avivs. Bis heute finden sich in Neve Tzedek überwiegend kleine Häuser, erst weiter in Richtung Innenstadt mischen sich mehr und mehr gläserne Wolkenkratzer ins Stadtbild.

Zwischendurch lohnt sich ein Abstecher auf den Carmel-Markt, um den Hunger zu stillen. Schon beim Betreten der Straße, an deren beiden Seiten die Essens-, Gemüse- und Obststände dicht nebeneinander aufgereiht sind, steigt Besuchern der Duft von Gewürzen, frischem Pitabrot, frittierten Falafel und Bourekas in die Nase.

2. Das Unesco-Weltkulturerbe Caesarea

Wer die Küste nach Norden fährt, findet mit dem antiken Unesco-Weltkulturerbe Caesarea einen absoluten Kontrast zum modernen Tel Aviv: Majestätisch ragen dort die teils noch gut erhaltenen Ruinen aus der flachen Landschaft, daneben liegt das Hippodrom, das nur durch eine erhöhte Mauer von der Brandung getrennt ist. Hinter ihm schließt sich das ehemalige Theater an, in dessen Mitte eine Reiseleiterin ein Lied anstimmt, um ihrer Gruppen den Klang in der halbrunden Ruine zu demonstrieren.

Die Bahai-Gardens, auch hängende Gärten genannt, ziehen jährlich tausende Besucherinnen und Besucher an. 

Die Bahai-Gardens, auch hängende Gärten genannt, ziehen jährlich tausende Besucherinnen und Besucher an.  © Anne Kleinmann

Der damalige König Herodes ließ die Hafenstadt Caesarea in den Jahren 22 bis 10 vor Christi Geburt zu Ehren des römischen Kaisers Augustus erbauen, um dessen Gunst zu gewinnen. Der Hafen war damals einer der größten im ganzen Mittelmeerraum, heute ist der Nationalpark ein Besuchermagnet.

3. Die hängenden Gärten in Haifa

Weniger Autokilometer entfernt von Caesarea hebt eine Touristin kurze Zeit später staunend ihr Smartphone nach oben. Doch dem Lichtermeer, das sich vor ihr auftut, kann die einfache Handykamera nicht gerecht werden. Die Hafenstadt Haifa im Norden Israels erstreckt sich stufenförmig vom Nordhang des Berges Karmel bis zum Mittelmeer. In der Mitte thront das Wahrzeichen der Stadt: Die Bahai Gardens, die seit 2008 Weltkulturerbe sind.

Die "Hängenden Gärten", wie sie auch genannt werden, gelten als Friedenssymbol und Ort der Ruhe: Die 19 am Hang gebauten Terrassen mit kleinen Grünenflächen und zahlreichen Blumen erstrecken sich über 250 Metern nach unten in die Stadt hinein. In der Mitte der religiösen Stätte erhebt sich mit seiner goldenen Kuppel der Schrein des Bab (arab. Pforte), in dem der Religionsbegründer des Bahaitum begraben ist - eine Religion, die Millionen Anhänger hat.

4. Akko mit seiner unterirdischen Stadt

Wer durch Israel reist, dem wird schnell klar, dass es ein Land der kurzen Wege ist: Ganz Israel ist nur 21.000 Quadratmeter groß, so groß wie Hessen. Zu der idyllisch gelegenen Landzunge nördlich von Haifa, der Stadt Akko, sind es rund 25 Fahrminuten. Auch Akko ist wegen seiner historischen Bauten seit 2001 Weltkulturerbe. Die Stadt wurde im 3. Jahrtausend vor Christi Geburt besiedelt und war für einige Jahrzehnte in der Hand von Kreuzrittern, deren städtische Anlage sich unter der heutigen Altstadt erstreckt.

Die Grotten in Rosh haNikra sind ein Naturspektakel, das über hunderttausende Jahre entstanden ist. 

Die Grotten in Rosh haNikra sind ein Naturspektakel, das über hunderttausende Jahre entstanden ist.  © Anne Kleinmann

Bis heute sind nur rund vier Prozent der Kreuzfahrer-Stadt ausgegraben. Teile der dunklen Gänge, Hallen und Kammern können Touristen besuchen. Wer dort unten in den gewaltigen Kreuzgewölben steht, könnte schnell vergessen, wie tief sie liegen, wäre da nicht das Rauschen der Autos, die über die darüber liegende Straße rollen. Nach dem Sieg über die Kreuzritter schütteten die Osmanen viele der Gebäude zu und erbauten darauf eine neue Stadt samt Festung, die bis heute die Altstadt umgibt.

5. Die Grotten von Rosh haNikra

Ganz oben im Norden Israels, direkt an der Grenze zum Libanon, liegt ein weiterer Nationalpark Israels: Rosh haNikra. Mit einer Gondel gelangen Touristen nach unten zu den Grotten. Mit ihrer 60-Grad-Steigung ist die Gondel laut den dortigen Veranstaltern die steilste Seilbahn der Welt. Wer hinunterfährt, dem tut sich ein spektakulärer Blick auf die weiße, aus Kalkstein bestehende Felsenklippe auf, in deren Inneren über hunderttausende Jahre die Grotten entstanden sind. In ihrem glasklaren, blauen Wasser können Besucher die Fische mit bloßem Auge sehen, während von den Wänden die Schreie von hunderten von Fledermäusen widerhallen.

Auch wer bei seinem Besuch Israels den Fokus auf die Küste legt, muss nicht auf eines der Highlights des Landes verzichten: Ein Abstecher nach Jerusalem ist durchaus machbar, vor allem weil der größte Flughafen Israels auch von dort nur rund 40 Minuten entfernt ist.


Mehr Informationen:

Israelisches Tourismusbüro

Homepage: https://de.goisrael.com/

Telefonnummer: 030-2039970

Anreise:

Direktflüge nach Israel gibt es von Frankfurt, von Berlin, Karlsruhe/Baden-Baden, Memmingen und München.

Hotels :

Nahsholim Seaside Resort, direkt am Strand: https://www.nahsholim.co.il/en/

Hotel Schuhmacher Haifa: https://www.theschumacher.co.il/

Beste Reisezeit:

An der Mittelmeerküste Israels herrschen das ganze Jahr milde Temperaturen. Nur von Dezember bis Ende Februar sinkt das Thermometer unter 20 Grad. Im Sommer können es dafür auch über 40 Grad werden. Unser Tipp: Im Herbst ist es nicht zu heiß, trotzdem aber warm genug für ein Bad im Mittelmeer.

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