Ganz nah neben einem schlafenden Löwen

Safari, Wasserfälle, Luxus-Lodge: Zwei Länder, die Traumziele für einen Afrikaurlaub sind

Eva Orttenburger

Redakteurin

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5.8.2023, 06:00 Uhr
Das Okavango-Delta in Botswana ist meschenleer und friedlich - ein perfektes Reiseziel für Ruhe und Erholung.

© Eva Orttenburger Das Okavango-Delta in Botswana ist meschenleer und friedlich - ein perfektes Reiseziel für Ruhe und Erholung.

Nahezu lautlos gleitet der Sambesi im rötlichen Licht der aufsteigenden Morgensonne dahin. Das Zirpen der Grillen nimmt zum Tagesanbruch langsam ab. Ein bulliges Flusspferd sucht am Ufer den Boden nach frischem Gras ab und bahnt sich dabei einen Weg durch das Schilf. Von zwei Artgenossen sind an der Wasseroberfläche nur die runden Ohren zu sehen. Der viertlängste Fluss Afrikas erweckt an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe den Eindruck, als wäre er ein mittelgroßer Badeteich ohne Zu- und Abfluss. Doch dieser Anschein täuscht.

Die Viktoriafälle in Simbabwe sind Unesco-Welterbe. Auf einer Breite von 1.700 Metern stürzt sich der Sambesi eine rund 100 Meter tiefe Schlucht hinab. Während der Regenzeit steigt eine hohe Gischtwolke auf.

Die Viktoriafälle in Simbabwe sind Unesco-Welterbe. Auf einer Breite von 1.700 Metern stürzt sich der Sambesi eine rund 100 Meter tiefe Schlucht hinab. Während der Regenzeit steigt eine hohe Gischtwolke auf. © Eva Orttenburger

Rund zwölf Kilometer stromabwärts zeigt der Sambesi ein anderes Gesicht. Der Lauf verengt sich, Wasser trifft auf hartes Gestein. Nach einem kurzen Abschnitt von Stromschnellen donnert der einst ruhige Strom auf einer Breite von 1.700 Metern eine rund hundert Meter tiefe Schlucht hinab - die weltbekannten Viktoriafälle. Zwischen April und August ist das Spektakel besonders gewaltig, pro Minute rauschen dann fast 550 Millionen Liter das Unesco-Weltnaturerbe hinunter.

Eine mächtige Wolke an Gischt steigt dabei auf. Sie ist kilometerweit zu sehen und brachte dem gigantischen Wasserfall den Namen "Rauch mit Donner" ein. Der erste Europäer, der auf die Viktoriafälle aufmerksam wurde und sie zu Ehren von Queen Victoria benannt hat, war der schottische Missionar David Livingstone im Jahr 1855.

Bedeutung des Sambesi für Victoria Falls

Mit etwas Glück können Besucherinnen und Besucher des angrenzenden Nationalparks zur richtigen Tageszeit auch einen Regenbogen in der emporsteigenden Sprühnebel-Wand ausmachen. Nach dem tosenden Sturz in die Schlucht braust der Sambesi schnell und wendig einen Zickzack-Kurs zwischen steilen und engen Schluchten entlang, ehe er sich an der Batoka Gorge vom Aufbäumen erholt.

Einen traumhaften Sonnenaufgang erleben Touristen am Sambesi, bevor das Wasser die Viktoriafälle hinabrauscht. 

Einen traumhaften Sonnenaufgang erleben Touristen am Sambesi, bevor das Wasser die Viktoriafälle hinabrauscht.  © Eva Orttenburger

Der Sambesi ist für Simbabwe mehr als ein touristisches Naturspektakel, das der angrenzenden Kleinstadt Victoria Falls viel Urlauber-Geld in die Kassen spült. "Das Wasser lockt unendlich viele Tiere an", erklärt Sara Gardiner, Betreiberin der Matetsi Lodge, die mitten in einem 55.000 Hektar großen privaten Naturschutzgebiet direkt am Fluss liegt. Hier leben neben vier großen Büffelherden hunderte Elefanten, Antilopen, Giraffen und Zebras.

Wer in den äußerst exklusiven Zimmern der Matetsi Lodge übernachtet, sieht auf den täglichen Pirschfahrten Antilopen und Co. in freier Wildbahn. Rund 50 Scouts patrouillieren in dem Gebiet und schützen die Tierwelt im größten Wildreservat Simbabwes vor Jägern, die es auf Elefantenfleisch, Elfenbein oder Nashörner abgesehen haben. Finanziert wird das Schutzgebiet über die wohlhabenden Gäste. "Würde es den Tourismus nicht geben, würden all diese Tiere hier vielleicht nicht mehr leben und könnten nicht geschützt werden", so Gardiner.

In Simbabwe und Botswana gibt es die größte Elefanten-Population Afrikas. Auf den Safari-Touren kommen Touristen den Dickhäutern ganz nah.

In Simbabwe und Botswana gibt es die größte Elefanten-Population Afrikas. Auf den Safari-Touren kommen Touristen den Dickhäutern ganz nah. © Eva Orttenburger

Auf ein ähnliches Konzept setzt das Vumbura Plains Camp, das rund 330 Kilometer südwestlich von Victoria Falls im Nachbarland Botswana liegt. Auch hier ist ein Fluss für Menschen und Tiere Lebensgrundlage. Der Okavango entspringt im Bergland von Angola und mündet nach einer Reise von 1.600 Kilometern im Sand der nördlichen Kalahari-Wüste. Bevor der Strom endet, fächert er sich in unzählige Arme, Kanäle, kleine Seen und Teiche auf - das sogenannte Okavango-Delta. Je nach Jahreszeit steigt und fällt in dem Gebiet der Wasserspiegel rapide.

Löwen und Elefanten in freier Wildbahn

Auch hier floriert auf dem Konzessionsgebiet von Vumbura Plains die Artenvielfalt. Neben Elefantenherden, die sich ihre eigenen Trampelpfade Richtung Wasser bahnen, grasen Warzenschweine, Impalas und Kudus an jeder Wegbiegung. Heimisch ist auch eine Löwenfamilie mit zwei männlichen Brüdern, zwei Muttertieren und vier Babys im Alter von zehn Monaten.

Auf dem Konzessionsgebiet von Vumbura Plains lebt auch eine Löwenfamilie. Diese beiden Brüder erholen sich nach einem Kampf im Schatten. Löwen haben kaum natürliche Feinde. Ihre größte Bedrohung im Okavango Delta sind andere Löwenrudel, Krokodile und der Mensch.

Auf dem Konzessionsgebiet von Vumbura Plains lebt auch eine Löwenfamilie. Diese beiden Brüder erholen sich nach einem Kampf im Schatten. Löwen haben kaum natürliche Feinde. Ihre größte Bedrohung im Okavango Delta sind andere Löwenrudel, Krokodile und der Mensch. © Eva Orttenburger

Dennis Smith ist Ranger im Vumbura Plains Camp und bringt Safari-Touristen die Wildnis und Natur nahe. Sein Jeep quält sich auf den Wegen des 60.000 Hektar großen Areals durch den feinen Kalahari-Sand, während die Sonne vom Himmel brennt und es nach wildem Salbei duftet. "Wenn das Gebiet im Winter zu 80 Prozent überflutet ist, fahre ich mit dem Wagen fast nur durch Wasser", erklärt er. Vor wilden Tieren hat Smith keine Angst. "Die Löwen kommen oft ins Camp. Es gehört zu ihrem Territorium. Sie jagen nur Büffel oder Giraffen, aber keine Menschen", beruhigt er.

Der Ranger stammt aus dem Dorf Eretsha, das rund eine halbe Stunde vom Camp entfernt liegt. Hier lebt auch William Moniwe. Der 34-Jährige zeigt kleineren Touristengruppen voller Stolz seine Heimat. Im Dorf gibt es eine Schule und einen Brunnen mit sauberem Trinkwasser. Vom Okavango sind Moniwe und die anderen 1.500 Einwohner des Dorfes abhängig. "Wasser bedeutet für uns Leben. Wir freuen uns, wenn das Land geschwemmt wird", erklärt er. Nur dann können die Bewohner Fische angeln, Gemüse auf ihren Feldern anbauen und ihr Vieh mit ausreichend Wasser versorgen.

Den einzigen Direktflug aus Deutschland nach Victoria Falls bietet Eurowings Discover, die Ferienfluggesellschaft der Lufthansa Group. Drei Mal wöchentlich fliegt die Airline über Windhoek (Namibia) nach Simbabwe weiter.

Den einzigen Direktflug aus Deutschland nach Victoria Falls bietet Eurowings Discover, die Ferienfluggesellschaft der Lufthansa Group. Drei Mal wöchentlich fliegt die Airline über Windhoek (Namibia) nach Simbabwe weiter. © Christian Engels / Eurowings Discover

Die Folgen durch den Klimawandel sind auch im Delta spürbar. In den vergangenen fünf Jahren gab es in Botswana so wenig Regen wie nie zuvor. Doch eine akute Angst ist bei den Menschen noch nicht zu spüren, nachdem das Gebiet in den Jahren 2020 und 2021 nochmals stark geflutet war. Eine konkretere Bedrohung ist der Fund von Öl am Rande des Naturwunders und die Befürchtung, die Gier nach Profit könnte es zerstören.

Meditation im Mokoro

Doch noch herrscht Idylle am Okavango. Während sich die glutrote Sonne abends dem Horizont nähert, gleitet Joe Johane Ketlogetswe mit seinem Mokoro lautlos durchs seichte Wasser. Das Einbaum-Boot kommt ohne Segel oder mechanischen Antrieb aus. Eine Fahrt damit gleicht einer Meditation. Ein ganzes Orchester an Fröschen quakt, während Wasserläufer über die glatte Oberfläche huschen. Die Grillen zirpen, ein Uhu schreit in der Ferne. Die filmreife Kulisse lässt kurzzeitig alle Probleme, die Afrika durch Armut, Korruption und Klimawandel hat, in den Hintergrund treten. Für Joe zählt das Hier und Jetzt: Die Wasserlilien, aus denen er liebevoll eine Kette bastelt. Ein gefleckter Frosch, der sich am Schilf festklammert.

In Botswana können Touristen das Okavango-Delta in einem Einbaum-Boot erkunden.

In Botswana können Touristen das Okavango-Delta in einem Einbaum-Boot erkunden. © Eva Orttenburger

Bereits Joes Großeltern sind mit dem Mokoro rausgefahren, um Fische zu fangen. Jetzt schippert er Touristen, die überwiegend aus den USA und Europa nach Botswana kommen, über das Wasser. "Die Menschen hier wurden lange von der Tierwelt bedroht oder hatten Probleme damit. Wir wollten das umdrehen: Vom Konflikt zur Co-Existenz", erklärt Attorney Vasco von Wilderness, dem Betreiber des Camps.

Die Menschen aus den Dörfern jagen die Tiere nun nicht mehr, sondern finden Arbeit im Tourismus. Während das Mokoro durch das Wasser Richtung Ufer gleitet, sinkt die Sonne unter den Horizont und der Vollmond erscheint. Afrika zeigt sich im Okavango-Delta so menschenleer, friedlich und naturverbunden wie kaum ein Fleck in Europa.

Weitere Informationen: Über den Reiseveranstalter Windrose können Sie ein individuelles Konzept für Ihre Reise buchen. Ein persönlicher Reisedesigner, der besondere Kompetenz im jeweiligen Urlaubsland hat, stellt Flüge, Übernachtungen in luxuriösen Unterkünften mit Verpflegung sowie Ausflüge und weitere Aktivitäten für Sie zusammen. Für einen Urlaub in Simbabwe und Botswana wird eine Reisedauer zwischen fünf und elf Tagen empfohlen. Buchbar über: WINDROSE Finest Travel, Homepage: www.windrose.de, Tel.: +49-30-2017210.

Anreise: Den einzigen Direktflug aus Deutschland nach Victoria Falls bietet Eurowings Discover, die Ferienfluggesellschaft der Lufthansa Group. Drei Mal wöchentlich fliegt die Airline über Windhoek (Namibia) nach Simbabwe weiter. In Windhoek können Gäste sowohl zusteigen als auch aussteigen. Die Reisezeit nach Victoria Falls beträgt rund 13 Stunden. Das Visum für Simbabwe kostet 45 US-Dollar und kann direkt am Flughafen in Simbabwe bezahlt werden. Nach Botswana können Sie von Victoria Falls aus mit Leichtflugzeugen weiterreisen oder über den Landweg mit dem Auto nach Kasane (Botswana) fahren und vom dortigen Flughafen per Buschflieger ins Okavango-Delta abheben. Homepage: www.eurowings-discover.com

Wohnen: The Wallow Lodge, wallowlodge.com, Tel.: +263-772-249-374.
Vumbura Plains Camp, wildernessdestinations.com, Tel.: +267-686-0086.

Beste Reisezeit: März bis September.

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