Ausfällige Urlauber

Saftige Strafen: So schützen sich Städte vor Touristen

7.5.2021, 12:23 Uhr
Auch die Römer wollen diese Bilder in ihrer Stadt eigentlich nicht mehr sehen: Touristen drücken sich vor dem Pantheon herum, es stapelt sich der Müll.

© ANDREAS SOLARO/AFP Auch die Römer wollen diese Bilder in ihrer Stadt eigentlich nicht mehr sehen: Touristen drücken sich vor dem Pantheon herum, es stapelt sich der Müll.

Corona zwingt die Welt innezuhalten. Viele Einheimische haben sich wieder ihre zuvor überlaufenen Städte zurückerobert. Zu viel Tourismus (Overtourism) hatte dazu geführt, dass in Amsterdam Einwohner über Lärm und Dreck vor der Tür klagten, in Dubrovnik zu jeder Stunde Tausende Gäste durch die Gassen drängten und riesige Kreuzfahrtschiffe vor dem Dogenpalast die Fundamente Venedigs bedrohten.

Dank des steigenden Tempos der Impfungen könnte sich die Pandemielage jedoch bald entspannen. Der Städtetourismus wird zurückkommen. Es ist absehbar, wann mancher Stadtbewohner mit Wehmut an die Zeit denkt, als seine Kommune nur ihm und den Nachbarn gehörte. Denn ganz ehrlich: Touristen sind gut fürs Geschäft, aber die meiste Zeit stehen sie nur im Weg herum.


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Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Fremde noch ganz analog eine Stadtkarte entfaltet oder autistisch auf sein Handy starrt. In jedem Fall wird er ruckartig stehenbleiben, um sich zu orientieren. Was er dabei vergisst, sind die hinter ihm gehenden oder die entgegenkommenden Passanten, die unterwegs sind, um schnurstracks von A nach B zu gelangen. Also zum Job, zum Einkaufen, zum Termin oder um die Kinder abzuholen. Oder die Autofahrer, die den Weg im Schlaf kennen.

Noch schlimmer ist der Wunsch, mitten auf dem Gehsteig, der Ampelinsel oder in der Fußgängerzone ein Foto oder Selfie zu machen, für das man minutenlang den Verkehrsstrom aufhält. Umsichtige Stadtbesucher sehen sich zumindest um oder verdrücken sich in eine ruhigere Ecke, um niemanden zu behindern. Trottoirs, Fußgängerbrücken und -zonen in Großstädten verlangen oft ein Verhalten wie auf einer belebten Straße.


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Im Einkaufszentrum gibt es eine einfache Regel: In Ländern mit Rechtsverkehr steht man auf der rechten Seite der Rolltreppe, wo Linksverkehr herrscht, links. Das ermöglicht es anderen, links bzw. rechts an einem vorbeizugehen. Die platzsparende Seitenposition auf der Rolltreppe ist in Städten wie London oder Moskau besonders wichtig, weil es dort extrem lange Exemplare gibt. Das heißt, dass immer Eilige die ellenlangen Treppen hinunter- oder hinaufhetzen, um ihren Zug oder andere Anschlüsse noch zu erreichen. Falsch stehende menschliche Hindernisse werden höflich, oft aber unmissverständlich zur Seite gebeten.

Müll ist ein ewiges Ärgernis

Ein ewiges Ärgernis bleibt außerdem der Müll, von dem Touristen immer reichlich produzieren. Anwohner in sehenswerten Vierteln können ein Lied davon singen. Während es im Park noch Bänke mit Mülleimern in der Nähe gibt und bei schönem Wetter sich die Grünflächen als Sitzgelegenheit anbieten, wird es schwieriger in reinen Wohnvierteln oder der Innenstadt.

Treppen jeder Art, Mauervorsprünge, private Hausbänke und Rasen sind Gelegenheiten, um sich niederzulassen

Treppen jeder Art, Mauervorsprünge, private Hausbänke und Rasen sind Gelegenheiten, um sich niederzulassen © Rolf Haid/dpa

Denn nicht jeder Tourist kehrt mehrmals am Tag in ein Café oder Lokal ein, um sich zu verköstigen. Das ist auch nicht nur eine Frage des Reisebudgets, sondern auch der Zeit, die viele lieber mit Bummeln und Entdecken verbringen. Bleibt also nur das beliebte Sandwich und der Kaffee "to go" und die Frage, wo bitte sitzen und konsumieren?

Treppen jeder Art, Mauervorsprünge, private Hausbänke und Rasen sind Gelegenheiten, um sich niederzulassen. Allerdings fehlt es dort meist an Infrastruktur, also Toiletten und Müllbehältern. Müde Stadtbesucher aber finden überall einen Platz zum Ausruhen. Sie wissen kaum, dass sie die Anrainer damit belästigen.

Taubenfüttern ist verboten

Bereits seit Ende 2009 ist das Taubenfüttern in Venedig verboten.

Bereits seit Ende 2009 ist das Taubenfüttern in Venedig verboten. © imago images/blickwinkel

Noch schlimmer ist es, wenn sie dann ihre Reste vor Ort lassen und Dinge tun, die kein Einheimischer machen würde. Ein Beispiel ist das beliebte Taubenfüttern, etwa in Venedig. Aber Hand aufs Herz: Wer füttert zu Hause Tauben, wenn es sich nicht gerade um wertvolle Brieftauben handelt, sondern gierige Ratten der Lüfte?


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Dieses Problem hat Venedig vor vielen Jahren erkannt und zeigt beispielhaft, wie man das Benehmen von Besuchern durch pekuniäre Sanktionen lenkt. Bereits seit Ende 2009 ist das Taubenfüttern verboten. Die Geldstrafe dafür kann bis zu 500 Euro betragen.

Nicht ganz so teuer ist das Essen und Trinken auf dem Boden, am Ufer, auf Gehwegen, Denkmälern, Stufen und Brücken, aber auch auf Hochwasserstegen und Brunneneinfassungen. Das alles steht erst seit 2019 auf dem Index und wird mit 100 bis 200 Euro geahndet. Andere Ziele könnten das gerade jetzt auch einführen.

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