Eintritt, Autoverbot und Co.

Scharfe Regeln für Urlauber: So will Italien gegen den Massentourismus vorgehen

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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2.4.2023, 22:01 Uhr
Jedes Jahr drängen sich Millionen von Touristen durch die Straßen von Venedig. 

© dpa/Andrea Warnecke Jedes Jahr drängen sich Millionen von Touristen durch die Straßen von Venedig. 

Nach fast drei Jahren voller Corona-Einschränkungen drängt es die Deutschen mit Macht in die Urlaubsorte. Eine aktuelle Studie der BAT-Stiftung geht sogar davon aus, dass 2023 zu einem Rekord-Reisejahr werden könnte. Demnach können sich vor allem die Länder Spanien und Italien, "bereits jetzt auf zahlreiche Gäste einstellen". Eigentlich gute Nachrichten: Schließlich ist der Tourismus für die Länder ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch in Italien bereitet die Entwicklung zum Massentourismus auch Sorge, verschiedene Strategien mussten her:

Sardinien verlangt Eintritt für Traumstrand La Pelosa

Mit seinen türkisblauen Stränden lockt Sardinien jedes Jahr massig Touristen an. Um der Lage am beliebten, weißen Sandstrand La Pelosa im Nordwesten der Insel Heer zu werden hat man die Besucherzahl bereits seit Jahren auf 1500 begrenzt. Zusätzlich müssen Urlauber dort während der Sommermonate Eintritt zahlen. Für Erwachsene kostet ein Ticket 3,50 Euro, für Kinder bis 12 Jahre ist der Zugang zum Strand kostenfrei, wie es auf der offiziellen Website des Strands lapelosastintino.com heißt.

Lampedusa und Linosa greifen bei Privatfahrzeugen durch

Von Ende Juli bis Anfang September sollen auf Lampedusa, Italiens südlichster Insel, keine Privatfahrzeuge mehr auf die Insel eingeführt werden dürfen. Das berichtet die italienische Tageszeitung Corriere della Serra.

"Es gibt hier ungefähr 6700 Einwohner und letztes Jahr hatten wir über 200.000 Ankünfte", wird Lampedusas Bürgermeister Filippo Mannino in der Zeitung zitiert. Daher wolle man 2023 in der Hauptreisezeit die Ankunft von Autos und Motorrädern von Nichtansässigen verbieten. Auf der Insel Linosa, etwas weiter nördlicher, soll das Verbot sogar den gesamten Sommer lang gelten.

Beschränkungen auch in Norditalien

Durch seine Kontraste ist auch der Norden Italiens bei Reisenden sehr beliebt und so gelten auch in Südtirol im Sommer besondere Regelungen: Die Zufahrt zum Pragser Wildsee bleibt vom 10. Juli bis zum 20. September für den Individualverkehr gesperrt, wie auf der Website Südtirol.com nachzulesen ist. Dort heißt es: "Dann ist das Tal nur zu Fuß, mit dem Rad, gegen Vorweis einer Parkplatzreservierung oder einer gültigen Durchfahrtsgenehmigung erreichbar".

Venedig will am Sommer Eintritt verlangen

Weil Venedig die Heerscharen an Touristen kaum noch bändigen kann und die rund 50.000 Bewohner im Kern der Lagunenstadt die Nase voll haben, wollte die Stadt handeln. Ein Eintritt für die Stadt soll die Lösung sein. Je nach Saison werde ein Eintrittsgeld zwischen 3 und 10 Euro fällig. Bezahlen sollen vor allem Tagesausflügler und die ungeliebten Kreuzfahrer. Wer in Venedig ein Hotel reserviert, erhalte den Scan-Code für den Venedig-Zutritt mit der Buchung, so der Plan. Außerdem sollen Gäste verpflichtet werden, ihren Ausflug in die Altstadt vorab zu reservieren, damit nur noch 100.000 Tagesgäste gleichzeitig die Stadt besuchen können.

Neu war der Vorschlag nicht, schon seit 2019 geisterten Ideen durch die Politik in der Stadt des Unesco-Weltkulturerbes. Ursprünglich sollte die Reservierungspflicht bereits zur Sommersaison 2022 bzw. zum 16. Januar 2023 kommen. Bislang scheiterte die Einführung jedoch, weil die abschließende Zustimmung des Kommunalrats fehle. Die Eintritts-Lösung wird also frühestens im Sommer 2023 starten. Sechs Millionen Euro an Einnahmen versprach sich die Stadt für 2023 mit den Eintritten, wie Haushalt-Assessor Michele Zuin nach dpa-Informationen sagt. In den Jahren danach sogar 13 Millionen Euro.

Eintritt für Insel Giglio und Fahrzeugbeschränkung im August

Auch die toskanische Insel Giglio plant, von Touristen eine Eintrittsgebühr zu verlangen. Drei Euro pro Kopf sollen im Sommer fällig werden, im Winter zwei Euro, wie der Bürgermeister der Insel, Sergio Ortelli, gegenüber der Tageszeitung Corriere della Serra erklärte. Im August will Giglio außerdem Fahrzeuge beschränken. Wer dann mit dem Auto oder Motorrad auf die Insel will, muss mindestens fünf Tage bleiben und eine Selbstauskunft ausfüllen, um fahren zu dürfen.

Sizilien verbannt Fahrzeuge von Touristen im Sommer

Sizilien geht sogar noch einen Schritt weiter: Die Insel am Südzipfel will Fahrzeuge, die nicht von Einheimischen stammen, zwischen Ende Juli und Anfang September auf der Insel sogar komplett verbieten, wie unter anderem der Focus berichtet.

Vorbild für diese Strategie ist die nur vier Quadratkilometer große aber sehr dichtbesiedelte Insel Procida im Golf von Neapel. Dort wird die Einschiffung von Fahrzeugen im Zeitraum vom 1. März bis 31. Dezember schon seit Jahren verboten.

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