Genießer genießen auf dem Rad einfach weiter

Wenn Gourmets aufs E-Bike springen: Das Piemont serviert tolle Landschaft zum Dessert

Claudia Weinig

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung/Hilpoltteiner Zeitung/Schwabacher Tagblatt/ Wochenanzeiger Roth-Sch

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26.9.2023, 08:00 Uhr
Im nordwestlichen Teil des Piemonts, das an Frankreich grenzt, sind ehemalige Militär- und Handelsrouten, wie die Via del Sale oder die Via ldell\'Assietta bestens geeignet, die wilde und ursprüngliche Bergwelt zwischen Seealpen und piemontesischen Alpen per E-Bike zu entdecken.

© Claudia Weinig, ARC Im nordwestlichen Teil des Piemonts, das an Frankreich grenzt, sind ehemalige Militär- und Handelsrouten, wie die Via del Sale oder die Via ldell\'Assietta bestens geeignet, die wilde und ursprüngliche Bergwelt zwischen Seealpen und piemontesischen Alpen per E-Bike zu entdecken.

Wein, Trüffel und Käse. Dazu der Lago Maggiore mit seinem lässig-mondänen Charme. Und dann Turin, Autostadt und Heimat fußballverrückter Juventus-Fans. Im Piemont, Italiens nordwestlichste Region Italiens, ist vieles typisch italienisch. Ein Stück dahinter ist es rau, unberührt, ursprünglich. Mitten in den Alpen, in der Grenzregion von Schweiz und Frankreich, bahnten sich einst Händler und Soldaten ihren Weg - auf denen radeln heute E-Biker und entdecken das Land.

Mit reichlich Power über die alte Salzstraße

Zwischen Passhöhen über 2000 Metern und Tälern vermitteln Städte und Städtchen wie Cuneo und Fenestrelle ganz entspannt italienisches Lebensgefühl. Sie sind sehenswerte Ausgangspunkte für zwei Kammstraßen, die Alta Via del Sale (Raum Cuneo) und die Via Dell’Assietta (34 km unbefestigt; Anfang und Ende bei Sestriere).

Wir sind froh, dass wir Elektromotoren im Rad haben bei den vielen Höhenmetern – auf beiden Straßen bewegt man sich irgendwo zwischen knapp 1000 und gut 2000 Metern. Oft sind es sogar breite Wege, weil hier vor Jahrhunderten Kanonen mühevoll transportiert wurden. Dennoch ist Vorsicht geboten. Grober Geröllschotter verlangt an manchen steilen Passagen ein bisschen Erfahrung im Gelände-Radfahren. Ansonsten gilt: Die Strecken sind schlichtweg perfekt fürs Mountainbiken.

Die rund 100 Kilometer lange, gut ausgeschilderte Via del Sale ist übrigens auch Übungsterrain für Geländewagen- und Motorradfahrer, doch dienstags und donnerstags steht sie allein Wanderern und Radfahrern offen.

Wer weniger Zeit und Energie für die komplette Alte Salzstraße hat, kann auch tageweise erfahren, was es heißt, sich zwischen den piemontesischen und den französischen Alpen entlang der Hauptwasserscheide der Alpen über Pässe und durch Haarnadelkurven zu bewegen. In einer spektakulären Landschaft, die in ihrer Kargheit, ihrem schroffen Wesen, mit Steilwänden und kilometerweiten Fernblicken immer wieder geradezu zum Anhalten zwingt.

Empfehlenswert: Cuneo, die charmante, liebens- und sehenswerte Provinzhauptstadt als Ausgangspunkt. Genussvolle Pausen machen wir am Weg im Chalet Le Marmotte oder zur Halbzeit auf über 2000 Metern Höhe im Rifugio Don Barbera, einer gemütlichen, bewirtschafteten Schutzhütte.

Eine Festung der Superlative

Oder wie wär`s mit piemontesischer Historie und Architekturgeschichte? Rund zwei Autostunden von Cuneo bzw. eineinhalb Autostunden vom Turiner Flughafen entfernt, bietet sich Fenestrelle als Basis-Lager an. Besuchenswert allein deshalb, weil es in unmittelbarer Nachbarschaft von Europas größter, gleichnamiger alpiner Festungsanlage liegt. Es ist nach der chinesischen Mauer weltweit das zweitgrößte Mauerwerk mit einer Länge von rund drei Kilometern, das auf fast 4000 Stufen drei Burgen miteinander verbindet. Per pedes gut zu erkunden.

Per Bike besser zu erkunden ist Via dell’Assietta, die Assietta Kammstraße mit Start bzw. Ende im bekannten Skiort Sestriere. Mit 34 Kilometern Gesamtlänge auf einer durchschnittlichen Höhe von 2000 Metern ist diese Passstraße im Gegensatz zur Via del Sale gemütlich in einem Tag zu schaffen. Mit ähnlichen technischen Anforderungen an Mountainbiker und mit ebenfalls nicht-motorisierten Fahrtagen (Mittwoch und Samstag).

Die Gegend lieferte bereits für den Giro d’Italia spektakuläre Landschaftsbilder mit einer Route, die sich auf insgesamt rund 1200 Höhenmetern weich an steilen Bergwänden entlangschlängelt – dabei breit und relativ komfortabel ist. Mit Blicken in beeindruckende Schluchten geht´s im Sommer und Herbst vorbei an Bergblumen-Wiesen. Das E-Bike lässt selbst weniger konditionsstarken Bikern genug Luft zum Durchatmen – und zum Genießen.

Mehr Informationen:

Tourismus-Amt Piemont
Tel.: 0039-0114326210
www.visitpiemonte.com

Anreise:

Direktflüge München-Turin (1:15h)

Mit dem Auto: Nürnberg-Turin 730 Kilometer in ca. 8 1/2 Stunden, Nürnberg-Cuneo 826 Kilometer

Beste Reisezeit:

Zum Radfahren Mitte Mai bis Anfang Oktober. Miete für ein E-Bike: ca. 40-60 €/Tag

Vorschläge für Wander- und Radrouten:

www.piemontescape.com

Anbieter geführter Radtouren:

Via del Sale
Conitours
www.cuneoalps.it

Via dell‘Assietta
Alpi Cozie Bike Guide
www.alpicoziebikeguide.com

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