Tipps vom Energieexperten

Solarstrom: So wird der Gartenzaun zum Kraftwerk

12.7.2021, 11:58 Uhr
Ob so ein Solarzaun schön ist liegt im Auge des Betrachters.

© tdx/solarterrassen & Carportwerk GmbH Ob so ein Solarzaun schön ist liegt im Auge des Betrachters.

Ob so ein Solarzaun schön ist oder optisch einfallslos, ganz ohne Busch und Blume – das liegt wohl im Auge des Betrachters. Die Hersteller zumindest werben mit "brillantem Design", mit Nachhaltigkeit, reden von einer Weltneuheit und einem "Zaun, der sich selbst amortisiert". Viele Versprechen für eine fast glatte Fläche, aber was stimmt?

Fest steht: Mit den Solarkollektoren lassen sich Zäune von bis zu zwei Metern Höhe realisieren. Eine Baugenehmigung ist in der Regel nicht nötig. Entweder montiert der Privatmann den Bausatz selbst oder er lässt Firmen Erdarbeiten, Fundament und Elektroanschluss machen.

Die Wand aus gehärtetem Glas schützt damit nicht nur vor neugierigen Blicken, sondern produziert obendrein reichlich Strom. Ein Modul mit einem Meter Breite könne bis zu 300 Kilowattstunden erzeugen, wirbt ein deutscher Hersteller. Bei einer Zaunlänge von 30 Metern wäre so der Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie gedeckt.

Für Kuhweide und Koppel

Jedoch ist eine hohe Ausbeute "nur bei richtiger Auswahl der Module und Ausrichtung des Zauns" zu erwarten, betont Daniel Eisel, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern. Er rät Gartenbesitzern, sich den Ertrag vorher per Photovoltaik-Kalkulator auszurechnen. Außerdem biete die Verbraucherzentrale eine individuelle Beratung für 30 Euro in Form eines "Eignungs-Checks Solar".

Vorteile eines solchen Zauns wären generell die geringen Mehrkosten, wenn "ohnehin ein Zaun als Sicht-, Weide oder Schallschutz errichtet werden muss". Denn auch das gibt es in der Landwirtschaft: Meterlange Solarzäune um Kuhweide, Pferdekoppel oder Hühnerfarm. Dadurch stünden einfach und schnell große Fläche für die Stromproduktion bereit, sagt Energieexperte Eisel.

Doppelte Energie?

Von Nachteil ist die geringere staatliche Vergütung gegenüber Solardächern. Für das Einspeisen selbst erzeugten Stroms aus Solarzäunen ins öffentliche Netz gibt es nämlich weniger Geld, weil ein Zaun als Freiflächenanlage gilt. "Hier muss der Einzelne gut abwägen, welcher Standort passt", sagt Eisel.

Genauso wie die Frage, ob ein günstiges Standardmodul reicht oder eines, das von beiden Seiten Energie einfängt. Denn: Bei einem Zaun, der eher nach Süden ausgerichtet ist, kommt es schließlich "nur sehr selten vor, dass bei dieser Ausrichtung Sonnenlicht auf die Rückseite eines Moduls trifft", gibt Eisel zu bedenken.

Wenn allerdings der Zaun nach Osten und Westen ausgerichtet ist, bietet ein Modul mit beidseitiger Einstrahlung einen Pluspunkt: Dann kann bereits in den Morgen- und bis in die späten Abendstunden Sonne geerntet werden. Immer vorausgesetzt, es steht kein Busch oder Baum im Weg, der Schatten wirft.

Aber amortisiert sich ein solcher Zaun jemals? Die Kosten belaufen sich schließlich pro Meter auf 600 Euro plus Mehrwertsteuer. Dies hänge von der Ausrichtung, der Verschattung, der Bauart und vom eigenen Strombedarf ab, betont Eisel. Eine andere Möglichkeit ist Mieten: Auch das bieten einige Unternehmen an, wenngleich die Rendite nicht besonders attraktiv erscheint.

Die Module sollen mindestens 20 Jahre lang halten, soweit sie an rostfreien Pfosten befestigt sind. Auch Hagel und nasser Schnee mache ihnen nichts aus. Am Ende aber landen auch sie als Elektroschrott auf dem Wertstoffhof, Optik hin- oder her.

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