Zerfressene Wurzeln

Nahezu unsichtbare Gefahr: Diese Schädlinge zerstören Gartenpflanzen

Simone Madre

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30.4.2023, 19:17 Uhr
Einen blühenden, gesunden Garten wünscht sich wohl jeder. Doch es gibt verschiedene Schädlinge, die den Pflanzen erheblich zusetzen können.

© imago images/blickwinkel/D. Maehrmann, NN Einen blühenden, gesunden Garten wünscht sich wohl jeder. Doch es gibt verschiedene Schädlinge, die den Pflanzen erheblich zusetzen können.

Eine weißliche Raupe mit schwarzem Punkt schlängelt sich über die Erde, eine zweite buddelt sich gerade hervor. Passend dazu lässt die Tomatenpflanze, in deren Topf sich die beiden befinden, seit einigen Tagen ihre Blätter hängen. Aber was sind das für Tiere? Und haben sie der Tomate geschadet? Was Sie über die sogenannten Engerlinge wissen müssen, lesen Sie hier.

Was sind Engerlinge - und wie sehen sie aus?

Wer Raupen im Garten oder auf dem Balkon findet, hat möglicherweise Engerlinge entdeckt. So nennt man die Larven verschiedener Blatthornkäferarten, von denen einige harmlos und einige schädlich sind. Fast in jedem Garten kann man sie finden.

Je nach Art sehen die Engerlinge etwas anders aus. Gemeinsam haben sie drei kräftige Beinpaare in der Nähe des Kopfes. Der Laib ist meist hell und hat hinten einen dunklen Fleck, manche Arten sind aber auch orange bis braun. Junge Engerlinge sind nur einen Zentimeter groß, später sind bei Maikäfer-Engerlingen bis zu sechs Zentimeter möglich. Als Raupen bezeichnet man übrigens eine Form der Larven, andere ähneln eher Würmern oder Insekten.

Eine bestimmte Engerling-Art fressen die Wurzeln von Pflanzen so stark an, dass diese absterben. Charakteristisch sind die relativ langen, kräftigen Beine.

Eine bestimmte Engerling-Art fressen die Wurzeln von Pflanzen so stark an, dass diese absterben. Charakteristisch sind die relativ langen, kräftigen Beine. © IMAGO/Rene Traut

Engerlinge leben je nach Art zwei bis vier Jahre in der Erde, bevor sie zum Käfer werden. Die Larven des Rosenkäfers sind dabei Nützlinge, die tote Wurzeln und Holz zu Humus zerkleinern. Sie sind laut Bundesartenschutzverordnung eine besonders geschützte Art und dürfen nicht verletzt oder getötet werden. Die Raupen des Maikäfers allerdings fressen auch lebendiges Wurzelwerk und können somit Pflanzen schaden. Zu einem Problem werden sie allerdings meist erst, wenn sie gehäuft auftreten.

Beispielsweise musste letztes Jahr der komplette Rasen des Leimbachstations in Westfalen abgetragen werden, weil er stark von Engerlingen befallen war. Auf dem vertrocknete, braunen Rasen konnten die Fußballspieler keine Partien austragen.

Da Engerlinge in der Erde leben, sieht man von ihnen meist recht wenig. Oft fallen die Tierchen beim Umgraben oder Einpflanzen auf. Zudem scheinen beschädigte Pflanzen grundlos einzugehen. Sind besonders viele Wurzeln durchgeknabbert, lassen sie sich einfach aus dem Boden ziehen. Gräbt man dann an dieser Stelle, sieht man oft Engerlinge.

Um wirklich sicherzugehen, müsste man bei einem Stück Boden mindestens 30 Zentimeter tief in die Erde graben und Engerlinge zählen. Ab 40 Larven pro Quadratmeter ist die Schadschwelle überschritten, schreibt die Website "Agrarheute". Sind nur wenige Engerlinge vorhanden, könnte es auch an anderen Gründen liegen, dass Pflanzen eingehen.

Wie unterscheidet man schädliche und nützliche Engerlinge?

Der Engerling des Rosenkäfers zählt als Nützling im Garten und steht unter Naturschutz. Er hat kurze Beine und ist am hinteren Ende etwas dicker als am Kopf. Dreht man ihn auf den Rücken, sodass seine Beine nach oben schauen, bewegt er sich ohne Beinarbeit weiter fort - indem er sich raupentypisch in wellenförmigen Bewegungen weiterschiebt. Zudem ist er oft im Komposthaufen zu finden.

Das hier sind Rosenkäfer-Engerlinge, erkennbar an den kurzen Beinen und der Verjüngung am Kopf. Die sind Nützlinge und dürfen laut Naturschutzgesetz nicht verletzt oder getätet werden.

Das hier sind Rosenkäfer-Engerlinge, erkennbar an den kurzen Beinen und der Verjüngung am Kopf. Die sind Nützlinge und dürfen laut Naturschutzgesetz nicht verletzt oder getätet werden. © Petra Göschel, Pixabay, LizenzCC

Maikäfer-Engerlinge haben längere und kräftigere Beine. Wenn man sie auf den Rücken legen will, krümmen sie sich C-förmig zusammen und bleiben entweder liegen oder schlängeln sich in Seitenlage weiter. Betroffen von Pflanzenschäden sind oft Kartoffeln, Salat, Erdbeeren und Karotten, aber auch andere Wurzeln werden nicht verschmäht.

Was kann man bei einem Befall tun?

Einzelne Engerlinge im Garten sind meist kein großes Problem. Aber was tun, wenn es mehr sind - oder erste Pflanzen bereits kaputt gehen? Eine zeitintensive Methode ist das Absammeln von Engerlingen. Die Larven kann man gut mit Nässe an die Erdoberfläche locken. Dafür wartet man bis zum nächsten Regenguss oder greift selbst zur Gießkanne.

Wer Igel, Maulwürfe oder Mäuse im Garten hat, hat Unterstützung im Kampf gegen die Larven und Käfer. Beide stehen nämlich auf dem Speiseplan der Tiere. Somit wird die Population klein gehalten.

Wenn das alleine nicht reicht, kann man im Fachhandel auch Fadenwürmer, so genannte Nematoden kaufen. Diese werden mit dem Gießwasser verteilt und töten Engerlinge ab. Am effektivsten sind sie kurz nach dem Schlüpfen der Larven, also im Mai bis August. Auch mit Pflanzen kann man sich vor Maikäfern schützen: Rittersporn und Geranien sind giftig für Engerlinge, ebenfalls abschreckend wirkt Knoblauch.