Hochrisikogebiet Franken

Hotspot Nürnberg und Region: Tödliche Krankheit wird von Zecken übertragen – wie Sie sich schützen

Stefan Besner

Online-Redaktion

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16.5.2024, 08:21 Uhr
Sie sind klein, haben acht Beine und aktuell krabbeln sie wieder zuhauf in Wald und Wiesen herum.

© imago stock&people/imago/Christian Ohde Sie sind klein, haben acht Beine und aktuell krabbeln sie wieder zuhauf in Wald und Wiesen herum.

Sie sind klein, haben acht Beine und aktuell krabbeln sie wieder zuhauf in Wald und Wiesen herum: Zecken. Neben lästigem Juckreiz und dem allgemeinen Ekel, den viele Menschen beim bloßen Anblick der glänzenden aufgequollenen Leiber empfinden, sind Zeckenstiche alles andere als unbedenklich. Die kleinen Parasiten übertragen eine ganze Reihe gefährlicher Krankheiten, Bayern ist zudem Hochrisikogebiet einer besonders gefährlichen Viruserkrankung. Wie Sie sich präventiv schützen können und was Sie nach einem Zeckenstich tun sollten, erfahren Sie hier.

Welche Zecken gibt es in Deutschland?

Zecken sind keine Insekten. Wie die acht Beine bereits vermuten lassen, gehören sie zu den Spinnentieren. Ab einer Temperatur von etwa acht Grad werden Zecken aktiv. Abhängig von Art und Stadium kann man die Parasiten nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) das ganze Jahr über finden. Hauptsaison ist allerdings im Frühjahr und Herbst. Weltweit gibt es laut "Zeckenrollen" über 900 Arten. Rund 20 davon leben in Deutschland, die meisten sind jedoch sehr selten. Hierzulande lauert vor allem der "Gemeine Holzbock" in Büschen, auf Sträuchern und Gräsern, häufig auch im eigenen Garten. 40 Prozent aller gefährlichen Zeckenstiche ziehen sich Menschen dort zu.

Mit Ausnahme von Mücken sind Zecken weltweit die größten Verbreiter von Krankheiten. Innerhalb Europas belegen die Blutsauger sogar Platz 1. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen an den Folgen eines Zeckenstiches.

Infektion mit Borreliose

Zecken können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Die häufigste in Deutschland durch einen Biss übertragbare Erkrankung ist die Borreliose, eine Bakterieninfektion, die in erster Linie durch die Borrelia burgdorferi verursacht wird und bundesweit verbreitet ist. Zirka drei Prozent der Drei- bis Sechsjährigen und sieben Prozent der 14- bis 17-Jährigen werden mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen. Die Schätzungen zu den Krankheitsfällen schwanken der "Tagesschau" zufolge zwischen 40.000 und 120.000 pro Jahr.

Borreliose ist nicht immer leicht zu diagnostizieren, lässt sich aber mit Antibiotika behandeln. Ein charakteristisches Borreliose-Symptom ist die Wanderröte, sprich eine ringförmige Hautrötung, die bis zu 30 Tage nach einem Zeckenstich normalerweise rund um die Einstichstelle auftritt. Mögliche weitere Anzeichen sind laut "Zeckenstich.ch": Grippeartige Erkrankungen, Kopf- und Gelenkschmerzen, Gelenkbeschwerden (Lyme-Arthritis) Herzbeschwerden, Hautprobleme, Sehstörungen, Gehörprobleme, Lähmungen, Hirnhautentzündung, Psychische Probleme, Neurologische Ausfälle (Neuroborreliose) oder ein Borrelien-Lymphozytom (nach Informationen von "DocCheck" schmerzloser, blauroter Knoten oder Fleck, gewöhnlich am Ohrläppchen, Ohrmuschelrand, an der Brustwarze oder dem Skrotum).

Einer von hundert Menschen stirbt

Weitaus gefährlicher als Borreliose ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Diese, durch FSME-Viren verursachte Viruserkrankung, wird hauptsächlich im süddeutschen Raum übertragen. Nürnberg, die Region und ganz Bayern zählen laut RKI sowohl bei Borreliose als auch bei FSME zum Hochrisikogebiet. Eine Infektion äußert sich laut "Infektionsschutz" durch "grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Oft ist zu diesem Zeitpunkt der Zeckenstich vergessen und die Beschwerden werden als Erkältung fehlgedeutet. Für die meisten Betroffenen ist die Erkrankung hiermit überstanden." Bei einem Teil der komme es nach etwa einer Woche allerdings "zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Eine Rückenmarksentzündung kann ebenfalls auftreten." Falls die Krankheit ausbricht, geschieht dies gewöhnlich ein bis Wochen nach dem Zeckenstich, selten bis zu vier Wochen danach.

Krankheitssymptome sind erneutes Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Ausfälle des Nervensystems. Schwere Verläufe können "mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit" einhergehen. Als Folgeschäden können Lähmungen, Kopfschmerzen, geringere Belastbarkeit und Gefühlsschwankungen noch mehrere Monate lang anhalten. Es kann auch zu bleibenden Schäden kommen. Mit zunehmendem Alter verläuft die Krankheit schwerer. Vor allem Senioren sind anfälliger für Komplikationen. Etwa einer von hundert Erkrankten mit Befall des Nervensystems überlebt die Infektion nicht. Die Erkrankten sind nicht ansteckend.

Im Gegensatz zu Borreliose gibt es eine Impfung gegen FSME. "Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt einen […] Impfschutz allen Menschen, die in FSME-Risikogebieten durch Aufenthalt im Freien in Kontakt mit Zecken kommen können sowie Personen, die in der Forst- oder Landwirtschaft oder im Labor arbeiten und so durch FSME beruflich gefährdet sind."

Weitere durch Zecken auf Menschen übertragbare Erkrankungen wie beispielsweise die humane granulozytäre Anaplasmose, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen wurden bislang in Deutschland nicht oder nur selten beobachtet.

Wie kann man sich am besten schützen?

Spaziergänger sollten im Wald, auf dem Feld und auf der Wiese lange Kleidung und feste Schuhe tragen. Über die Hosenbeine gestülpte Strümpfe erschweren den Zecken die Suche nach nackter Haut. Anti-Zecken-Mittel bieten nach Informationen der "Tagesschau" hingegen nur einen begrenzten Schutz. In einem Zeckenmitteltest der Stiftung Warentest von 2017 hielten die besten Präparate die Blutsauger demnach mindestens sechs Stunden lang auf Abstand.

Nach einem Ausflug ins Freie sollte die Haut gründlich abgesucht werden, das gilt auch für Kinder nach dem Spielen.

Was tun nach einem Zeckenstich?

Kommt es dennoch zum Stich, empfiehlt "Zecken.de" folgendes Vorgehen:

  • Entfernen Sie die Zecke, sobald Sie sie entdecken
  • Zur Entfernung der Zecke die Finger oder spezielle Zecken-Pinzetten benutzen, niemals Benzin, Nagellackentferner, Öl oder Alkohol. Diese erhöhen das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden
  • Beim Entfernen der Zecke ist die richtige Technik abhängig vom Hilfsmittel. Die goldene Regel lautet immer: Die Zecke hautnah, langsam und kontrolliert entfernen
  • Die Stichstelle im Anschluss mit Alkohol oder einer jodhaltigen Salbe desinfizieren
  • Keine Panik, falls Teile der Zecke (zum Beispiel der Kopf) in der Haut zurückbleiben. Sie sind unschädlich und werden nach und nach vom Körper abgestoßen
  • Sollten Sie sich nicht sicher sein, wie die Zecke entfernt wird, suchen Sie einen Arzt auf
  • Sollte eine Rötung an der Einstichstelle nicht zurückgehen oder sich ausbreiten, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Gleiches gilt, wenn die Einstichstelle stark anschwillt, schmerzt, heiß wird und pocht oder Symptome wie Müdigkeit, Fieber oder Kopfschmerzen auftauchen
  • Wichtig: Es kann mehr als drei Wochen dauern, bis sich entsprechende Symptome nach einem Zeckenstich bemerkbar machen

Zecken entsorgen

Zecken sind äußerst widerstandsfähig und können unter Wasser bis zu drei Wochen überleben. Das Herunterspülen in der Toilette führt daher nicht unbedingt zum Tod des Parasiten. Sie überleben sogar das Waschen in der Waschmaschine bei 40 °C oder 24 Stunden bei -12 °C in einem Gefrierfach. Auch ein Zertreten mit dem Schuhabsatz muss nicht zwangsläufig zum erwünschten Ergebnis führen. Effektiv ist das Zerquetschen dennoch, allerdings besser zwischen den Fingernägeln oder mit harten Gegenständen, etwa einem Glas - in jedem Fall sollte man checken, ob das Tier wirklich tot ist. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Zecke zwischen zwei Tesastreifen zu kleben und über den Hausmüll zu entsorgen. Verbrennen des Tieres ist ebenfalls sehr effektiv.