kunst galerie fürth: Vor dem Abschied kam Corona

18.4.2020, 21:00 Uhr
kunst galerie fürth: Vor dem Abschied kam Corona

© Foto: Hans-Joachim Winckler

War’s das jetzt? Oder geht da noch was? Es sind Fragen, die in den vergangenen Wochen fast schon zu Stereotypen geworden sind, sobald es um Schließungen und Absagen in Zeiten der Pandemie geht. Bei Hans-Peter Miksch steht zumindest ein Datum fix im Kalender: Ab 1. Juni ist er im Ruhestand. Für den 65-Jährigen endet nach knapp 18 Jahren seine Zeit als Leiter der kunst galerie fürth. Seinen Weggang hätten zwei Ausstellungen in der städtischen Kunsthalle am Königsplatz markiert – wäre nicht Corona gekommen.


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Doch nun prangt unübersehbar in leuchtendem Rot ein Aufkleber mit dem Hinweis "Bis auf Weiteres verschoben" auf den Plakaten, mit denen Benjamin Moravecs Schau "The Day we lost the Daylight" angekündigt wurde.

Drei Tage vor der geplanten Vernissage im März kam das Stopp-Signal: Die kunst galerie ist seitdem geschlossen. Die Ausstellung wurde zuvor freilich noch komplett aufgebaut und zwar außergewöhnlich aufwändig. Miksch: "Alle Wände wurden dafür farbig gefasst. Der Künstler hat die große Wand im Raum bemalt, darauf hängen jetzt Bilder."

Wie schätzt Hans-Peter Miksch die Chancen ein, dass er die Moravec-Ausstellung noch eröffnen kann, bevor er sich verabschiedet? "Die Hoffnung behalte ich", sagt er, "und wenn es am letzten Sonntag im Mai dazu kommt." Die Weichen für solch ein Szenario sind gestellt. Moravecs Arbeiten können länger in Fürth bleiben als geplant. Denn die letzte Schau unter Mikschs Ägide wurde inzwischen abgesagt. Unter dem Titel "Written Imagery" wäre es ab 16. Mai um den Einsatz von Text in der Kunst gegangen. Zu den fünf beteiligten Künstlerinnen und Künstlern hätte auch Herta Müller gehört. Die Literatur-Nobelpreisträgerin wäre mit Collagen zum Thema vertreten gewesen.

"Ich bin nicht geknickt"

"Es ist ein Glück im Unglück, dass ,Written Imagery‘ wenigstens in der Neuen Galerie Dachau gezeigt werden kann", erklärt Miksch. Es war nämlich ausnahmsweise von vornherein vereinbart worden, dass die Arbeiten, die er ausgesucht hat, auch im Dachauer Kunstmuseum ausgestellt werden. Bei diesem Einsatz wird es nun bleiben, trotz der Fürther Absage.

Ist Hans-Peter Miksch enttäuscht davon, wie sich sein Abschied inzwischen ganz anders als gedacht entwickelt? "Nein", heißt seine Antwort, "ich bin nicht geknickt. Diese Epidemie ist ein unabwendbares Ereignis, da gibt es nichts zu lamentieren." Die Verrentung komme für ihn selbstverständlich nicht aus heiterem Himmel: "Das weiß man ja vorher." Ihm gehe es jetzt darum, "den Staffelstab weiterzugeben". Übernehmen wird ihn die Kunsthistorikerin Natalie de Ligt (die FN berichteten), die dann – so ist es geplant – im Herbst die nächste Ausstellung der kunst galerie fürth verantwortet.

Erweiterung in der alten Feuerwache?

Auf das Konto der momentanen Krise gehen nicht nur Verzicht und Absagen, wie schätzt Miksch denn die Zukunft der kommunalen Kunstgalerie ein? "Als Realist ist mir natürlich schon die Befürchtung in den Sinn gekommen, dass angesichts der derzeitigen Etat-Lage pauschale Kürzungen anstehen könnten." Zuversichtlich bleibt er beim Blick auf eine mögliche räumliche Erweiterung. In Frage käme die demnächst frei werdende Fahrzeughalle der alten Feuerwache an der Königstraße: "Ich behalte den Optimismus, dass es dazu kommen wird. Es wird eine Zukunft nach Corona geben."

Allerdings läge die Bereitstellung des dringend benötigten zusätzlichen Platzangebots ja noch relativ fern, es sei schließlich bislang nichts konkret geplant. Seiner Einschätzung nach liegt "der Zeithorizont bei sechs bis sieben Jahren". Persönlich, so Miksch, sei er "Feuer und Flamme" für diese Erweiterung und hoffe, dass sie "irgendwann Realität wird". Denn er befürchtet: "Wenn die Fahrzeughalle der alten Feuerwache nicht für die Verbesserung der Infrastruktur der Galerie genutzt würde, dann wäre die Chance für Jahrzehnte vertan."

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