Wohnprojekt im Stadtwald: BN legt Beschwerde ein

19.6.2020, 06:00 Uhr
Wohnprojekt im Stadtwald: BN legt Beschwerde ein

© Johannes Alles

Dass in einem Teil des Stadtwalds künftig Menschen wohnen sollen, will der Bund Naturschutz nicht akzeptieren. Der Fürther Kreisverband stemmt sich weiter gegen die Pläne der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG), in zwei bereits bestehenden Gebäuden 22 Eigentumswohnungen unterzubringen.

Bis 2018 hatte die Arbeiterwohlfahrt dort eine Wohngruppe für psychisch kranke Menschen eingerichtet. Die Gebäude unterlagen also einer sozialen Nutzung. Darauf zielt der BN nun in einem Beschwerdeschreiben an die Regierung von Mittelfranken ab. Dass die Stadt Fürth davon ausgeht, den sogenannten Flächennutzungsplan für dieses Areal nicht ändern zu müssen, weil nach ihrer Lesart bereits eine Art Wohnnutzung stattgefunden habe, sei falsch.

"Der BN hat die Auffassung, dass die rechtlichen Voraussetzungen für eine einfache Baugenehmigung hier nicht vorliegen", heißt es in dem Brief, den BN-Regionalreferent Tom Konopka und der Fürther Kreischef Reinhard Scheuerlein unterschrieben haben. Die Beschwerdeführer befürchten zudem, dass in dieser "isolierten Lage" im Stadtwald eine "Splittersiedlung" entstehen könnte – zumal sich schon das benachbarte ehemalige Waldkrankenhaus vor 20 Jahren in Wohnraum verwandelt hatte. Obendrein fehle nach ihrer Meinung für eine dauerhafte Wohnnutzung an dieser Stelle die grundlegende Infrastruktur.

Fazit der Naturschützer: "Aufgrund der besonderen Tragweite" des Vorhabens könne keine Baugenehmigung erteilt werden, ohne vorher ein Verfahren einzuleiten, um den Flächennutzungsplan zu ändern – was wiederum eine umfangreiche Bürgerbeteiligung zur Folge hätte. Der BN fordert die Regierung als Aufsichtsbehörde daher dazu auf, die Stadt Fürth "auf diese Notwendigkeit hinzuweisen" und die Umnutzung des Flächennutzungsplan notfalls zu untersagen.


Waldheim Sonnenland: 22 Bäume müssen weichen


Eine Reaktion aus Ansbach, dem Sitz der Behörde, steht noch aus. Dennoch ist für Reinhard Scheuerlein klar: Ein isoliertes Wohngebiet im Wald sei ein völlig falsches Signal, das jeglichem Naturschutzgedanken zuwiderläuft. Missfallen hat ihm auch die Aussage der städtischen Baureferentin Christine Lippert, dass der Naturschutzbeirat das Projekt gutheiße. Ihr zufolge habe sich dieses beratende Gremium mit 4:1-Stimmen dafür ausgesprochen.

Der WBG-Chef bleibt gelassen

"Das stimmt so nicht ganz", stellt Scheuerlein klar, der selbst dem Beirat angehört. Dieser sei keinesfalls für den Wohnungsbau im Wald. Er habe nur zugestimmt, weil er keine rechtliche Möglichkeit sah, das Vorhaben zu verhindern. Ob die einzelne Gegenstimme von ihm selbst kam, will Scheuerlein nicht sagen – das Gremium tagt nichtöffentlich –, es steht aber zu vermuten.

WBG-Geschäftsführer Rolf Perlhofer sieht den Entscheidungen – am 26. Juni wird sich der städtische Umweltausschuss mit dem Thema beschäftigen – trotz des Widerstands mit einer gewissen Gelassenheit entgegen: "Wir halten unsere Pläne nach wie vor für sinnvoll und für realisierbar." Die WBG habe alle Vorgaben berücksichtigt und sämtliche naturschutzrechtlichen Belange geprüft.

"Es werden keine neuen Gebäude errichtet"

Er betont noch einmal: Es würden keine neuen Gebäude errichtet und die bestehenden in ihrer Grundfläche nicht erweitert. Von den rund 20 Bäumen, die auf dem Grundstück weichen müssten, würde gerade mal die Hälfte unter die Baumschutzverordnung fallen. "Würde", sagt Perlhofer deshalb, weil die Verordnung in sogenannten Außenbereichen ohnehin nicht greift.

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