Fürths OB: "Keine zweite Welle bei uns"

1.9.2020, 11:30 Uhr
Fürths OB:

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In Rosenheim leben etwas mehr als 60.000 Menschen. Was die Pandemie betrifft, schreibt die Stadt in Oberbayern seit Tagen vor allem unschöne Schlagzeilen wie diese: "In Sachen Corona traurige Spitze". Bei der 7-Tage-Inzidenz – sie bildet die Neuinfektionen der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner ab – kommt Rosenheim auf circa 50, das ist in Bayern der Höchstwert.

Fürth ist davon weit entfernt. Am Montag lag die Zahl der Erkrankten bei 18, die 7-Tage-Inzidenz bei 3,06. 52 Menschen, die Kontakt zu einem Infizierten hatten, befinden sich aktuell in Quarantäne. Die Zahl der Personen, die an oder mit dem Coronavirus gestorben sind, wird weiterhin mit 38 angegeben. Der letzte Todesfall datiert auf den 12. Juni.

Im Fürther Klinikum musste schon über mehrere Wochen kein schwerer Covid-19-Fall behandelt werden. Anfang Juni lag dort letztmals ein Corona-Patient auf der Intensivstation.

Das Fazit des Oberbürgermeisters: "Wir können bei uns wirklich nicht von einer zweiten Welle reden." Man habe, so Thomas Jung, die Situation im Griff, Angst oder gar Panik seien fehl am Platz. Den Fürthern bescheinigt er Besonnenheit und Disziplin in dieser Ausnahmesituation. Beides sei weiterhin vonnöten, denn: "Die Lage kann sich stetig ändern", warnt der Rathauschef.

Anders als vor knapp einer Woche, als Jung bei einer Rundfahrt mit Journalisten verbal mit Millionensummen jonglierte, um zu zeigen, wie viel Geld private Unternehmen trotz Corona in Fürth investieren ("Wir haben keinen Stillstand"), schlägt er jetzt leisere Töne an. Die Infektionszahlen seien zwar niedrig, so der OB, wirtschaftlich sei aber keine Entspannung in Sicht.


Trotz Corona: So viel Geld investieren Firmen in Fürth


Als Hauptleidtragende der Krise nennt er unter anderem die Kulturszene, Reisebüros, etliche Gastronomen, aber auch den Einzelhandel, dessen Umsatz in vielen Fällen noch deutlich unter dem der Zeit vor dem Lockdown liege. Das städtische Wirtschaftsreferat befürchte für den Herbst eine steigende Zahl von Insolvenzen und Schließungen. Jung: "Für viele Menschen ist das existenzbedrohender als die Infektionszahlen."

"Wichtig, dass wir die Kinder nicht gleich heimschicken"

Ein Anliegen ist dem Oberbürgermeister nun, "dass wir den Schulstart gut hinbekommen". Im Lockdown hatten ihm zufolge vor allem Kinder aus "sozial schwächeren Schichten" unter den wochenlangen Unterrichtsausfällen zu leiden. Es sei enorm wichtig, dass man sie nicht gleich wieder heimschicken müsse.

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Um das zu verhindern, hat die Staatsregierung am Montag beschlossen, dass Schüler ab der fünften Klasse und deren Lehrer in den ersten zwei Wochen auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen.

Danach werde das regionale Infektionsgeschehen über die Maskenpflicht entscheiden: Sie wird in Landkreisen ab 35 Infizierten pro 100.000 Einwohner greifen. Bliebe es in Fürth bei den niedrigen Zahlen, könnten Schüler die Masken im Unterricht nach zwei Wochen also wieder abnehmen.

Ein Freund regionaler Maßnahmen

Jung selbst ist ein Freund dieser regionalen Lösungen. Wenn es nach ihm ginge, sollten die Kommunen noch mehr Befugnisse erhalten. "Umso mehr wir vor Ort entscheiden könnten, umso angepasster könnten wir reagieren."

Er habe durchaus Verständnis dafür, dass sich Menschen in Orten, wo es – wie in Mecklenburg-Vorpommern – kaum Infektionen gebe, nicht denselben strikten Maßnahmen unterwerfen wollten wie in den Corona-Hotspots.

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