NS-Opfer: Graffiti erinnert an den Fürther Fußballer Julius Hirsch

6.10.2020, 14:05 Uhr
NS-Opfer: Graffiti erinnert an den Fürther Fußballer Julius Hirsch

© Foto: Florian Burghardt

Auf die drei deutschen Meistertitel im Fußball ist man in Fürth besonders stolz – auch wenn sie schon bald 100 Jahre zurückliegen. Einer der Helden von damals war Julius Hirsch.

Doch der Fußballer, der 1914 mit der Spielvereinigung Fürth die erste von drei Meisterschaften holte, ist den Menschen hier noch aus einem anderen Grund im Gedächtnis geblieben: Wegen seiner jüdischen Abstammung fiel er im Zweiten Weltkrieg den Nationalsozialisten zum Opfer.


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Da der Zeitpunkt seines Todes im Konzentrationslager Auschwitz nicht genau zurückverfolgt werden kann, gilt der Tag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, der 8. Mai 1945, als sein Todestag. Unter anderem dieses Datum prangt nun in riesigen Ziffern in der Unterführung, die die Kapellenstraße direkt vor dem ebenfalls nach ihm benannten Julius-Hirsch-Sportzentrum quert.

"Nach sechs Stunden mit der Spraydose in der Hand hab’ ich jetzt einen ordentlichen Muskelkater im Arm. Aber es hat echt Spaß gemacht, eine coole Aktion", bilanziert ein junger Fürther Fußballfan.

Zusammen mit fünf anderen Jugendlichen hat er am Wochenende das riesige Graffito erstellt. Etwa 100 Quadratmeter Fläche haben sie dabei besprüht – völlig legal. Denn bereits im Vorjahr hatte die Stadt diese und die parallel verlaufende Unterführung an der Ludwigbrücke für Sprayer freigegeben. Es war einer der Erfolge, die die Aktion Protestgarten erreicht hat.

Workshops gaben Einblick ins Leben von Julius Hirsch

Da es leichtere Aufgaben gibt, als das Gedenken an einen ermordeten jüdischen Fußballer in Wandmalereien auszudrücken, wurden die Jugendlichen vom Kinder- und Jugendhaus Catch Up und dem Fanprojekt Fürth unterstützt. "Im September haben zwei Workshops stattgefunden, in denen wir das Leben von Julius Hirsch besprochen und gemeinsam das Design erarbeitet haben", berichtet Daniel Norman vom Amt für Kinder, Jugendliche und Familien sowie Verantwortlicher im Catch Up.

Dabei war es den jungen Künstlern unter anderem sehr wichtig, den Schriftzug "Nie wieder Faschismus" im Gesamtbild unterzubringen. Weil das Projekt vom Bundesprogramm "Demokratie Leben!" bezuschusst wird, war es für die Teilnehmer kostenlos.

Einführung vom Graffiti-Coach

Allerdings wurde nicht sofort losgelegt. Für eine Einführung in Atemschutz, Farbkombination und den richtigen Umgang mit der Spraydose sorgte Graffiti-Coach Carlos, der das Vorhaben an den beiden Tagen betreute. Knapp 16 Stunden reine Sprüharbeit an der Wand steckten den Jugendlichen am Ende in den Knochen.

Doch von Müdig- oder gar Lustlosigkeit keine Spur. Auch auf den letzten Quadratmetern wurde immer wieder nachgebessert und Rücksprache mit dem Coach gehalten. Was ihn antrieb, formulierte einer der Teilnehmer so: "Julius Hirsch hat es verdient, in diesem Umfang gewürdigt zu werden."

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