Ein Jahr Hohe Mitte: Lesefieber über den Dächern Fürths

23.4.2017, 10:00 Uhr
Ein Jahr Hohe Mitte: Lesefieber über den Dächern Fürths

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Den großen Durchblick gibt es in dieser Bücherei umsonst. Aus luftiger Perspektive lässt sich die Stadt durch die raumhohen Glaswände bewundern, aber die Kinder in der Leseecke haben die Nasen buchstäblich ins Buch gesteckt und schmökern gemütlich. Auf der Terrasse nebenan wird der Kaffee im Frühlingssonnenschein genossen und eine Hochzeit gefeiert.

Es sei fast so, als hätte die Stadt auf diesen ganz besonderen Ort gewartet, meint Oberbürgermeister Thomas Jung: "Die Fürther brauchen ja manchmal lange, bis sie sich an etwas Neues gewöhnt haben. Hier ist das anders. Die Volksbücherei in der Hohen Mitte gehört wahrscheinlich schon jetzt zu den fünf beliebtesten Plätzen in der Stadt."

Seit der Eröffnung vor einem Jahr haben sich die Bibliothek und das Café Terrazza, das sich mit den Büchern den obersten Stock teilt, als besondere Anziehungspunkte erwiesen. Volksbücherei-Chefin Christina Röschlein untermauert das mit Zahlenmaterial: So habe es seither mehr als 2000 Neuanmeldungen gegeben, 267 Veranstaltungen zogen reichlich Besucher an. "Das Spektrum ist dabei sehr breit", sagt Röschlein. "Dazu gehören Lesungen und Kooperationen etwa mit der Musikschule oder dem Babylon-Kino."

Offenes Konzept

Die Leselust packe im dritten und vierten Stock in der Neuen Mitte offenbar jeden: "Die 20- bis 40-Jährigen gehören bundesweit zu denen, die am seltensten eine Bücherei aufsuchen. Hier ist das anders." Vor allem das offene Konzept der Filiale und die erweiterten Öffnungszeiten kämen sehr gut an.

"Alle Altersgruppen werden angesprochen, auch Jugendliche, die gerne nach der Schule bei uns einen Stopp einlegen. Die freuen sich über das WLAN – und nehmen auch mal ein Buch zur Hand", hat Zweigstellenleiterin Elisabeth Zeidler beobachtet. Genutzt würden die unterschiedlichsten Angebote: "Vom Zeitungslesen übers Bilderbuch, Wii spielen, Treffen mit Freunden bis zu beruflichen Meetings ist alles dabei."

OB Jung und Bürgermeister Markus Braun loben das Team ausdrücklich für viele gute Ideen und das Engagement. Einen neuerlichen Seitenhieb auf politische Gegner indes kann sich Jung im Rückblick nicht verkneifen: Dass "dieses Projekt zunächst von einigen so leidenschaftlich bekämpft wurde", weil es ihnen zu teuer und unrentabel erschien, will er bis heute nicht verstehen.

Umso erfreulicher sei die Unterstützung durch die Carl Friedrich Eckart Stiftung. Sie hatte der Stadt bei der Einrichtung der Hohen Mitte mit einer Viertelmillion Euro unter die Arme gegriffen. Nicht zuletzt sei so auch eine Lücke gefüllt worden: Fürth, so der OB, sei seit dem Umzug der Bibliothek vom Berolzheimerianum in die Südstadt in den 90er Jahren eine Zeit lang "die einzige Großstadt in Deutschland ohne Innenstadtbücherei" gewesen.

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